Der Tiroler Bernhard Fuchs (34) ist nun in einer Führungsfunktion beim Österreichischen Wachdienst (ÖWD) und spricht über Überwachung mit künstlicher Intelligenz und warum der Mensch in dieser Branche trotzdem unersetzbar bleibt.
Nach zehn Jahren in der Möbelbranche wechselte Bernhard Fuchs zum Salzburger Familienunternehmen ÖWD (österreichweit rund 2800 Mitarbeiter, in Tirol etwa 400). Seit Dezember ist der gebürtige Telfer nun österreichweit für den Bereich Security/Bewachung verantwortlich, als Chief Operating Officer (COO). Der 34-Jährige ist auch Fachgruppensprecher in der WK Tirol.
„Krone“: Herr Fuchs, warum muss man rund um die Uhr ein Auge auf Gebäude haben?
Bernhard Fuchs: Bei Gebäuden besteht 24 Stunden und sieben Tage der Bedarf zur Sicherung. Zum einen gibt es so genannte Revierdienstleistungen. Dabei geht es um unregelmäßige nächtliche Kontrolltätigkeiten, um den Verschluss von Fenstern und Türen, Wassereinbrüche, Sturmschäden, Brandschutz usw. Das geht hin bis zur Befreiung von festsitzenden Personen in Aufzügen.
Kaum eine nächtliche Stunde ohne Alarme
Man möchte glauben, dass Nächte eher ruhig ablaufen?
Ein großer Irrtum, wir haben österreichweit etliche Alarme pro Stunde. Sie gehen an unser Notrufservicecenter NSC in Wien, das unsere Einsatzzentralen in den Bundesländern verständigt. Ein Alarmfahrer sichtet dann das Objekt.
Welche Ursachen stecken am öftesten dahinter?
Dies kann man nicht pauschal sagen, jedoch hat sich das Risiko erhöht, aber nicht nur in Bezug auf Einbruch und Diebstahl. Es geht vermehrt um Vandalismus – aber auch Cyberkriminalität oder die Frage, wer auf ein Firmengelände darf.
Überwachung mit Künstlicher Intelligenz
Welche Rolle spielen Technik und Digitalisierung bei der Bewachung?
Kameras erkennen durch künstliche Intelligenz, ob sich eine Person vom Gebäude entfernt oder zu diesem bewegt. Dabei werden Bewegungen von Objekten, Tieren oder einem durch Wind bewegten Busch zwar registriert, aber lösen keinen Alarm aus. Rundgänge sind trotzdem nicht ersetzbar.
Sie verantworten auch den Bereich Veranstaltungen – was zum Beispiel?
Dies reicht vom Innsbrucker Bergsilvester bis hin zum medizinischen Aufnahmetest, der Hahnenkamm-Pistensecurity und diversen großen Events. Für Veranstaltungen wird im Vorfeld ein Sicherheitskonzept in Abstimmung mit Veranstalter, BH, Polizei usw. erstellt. Je nach Risikoeinschätzung kann pro 100 Teilnehmer ein Sicherheitsmitarbeiter vorgeschrieben sein.
Mit geschickter Rhetorik auf Störer reagieren
Was hat sich bei größeren Veranstaltungen im Laufe der Jahre verändert?
Generell muss man feststellen, dass in der Gesellschaft die Aggressivität gestiegen ist. Größere Gruppierungen sind durchaus herausfordernd. Bei der Deeskalation geht es oftmals um rhetorisches Geschick.
Ähnliches gilt wohl auch bei der Parkraumüberwachung, bei Strafzetteln?
Ja, aber Mitarbeiter und vermeintliche Falschparker haben es weitestgehend selbst in der Hand, wie ein Zusammentreffen abläuft.
Wo endet die „Macht“ ihrer Mitarbeiter?
Auf gesellschaftliche Veränderungen versuchen wir uns stets neu einzustellen und entsprechend zu reagieren. Wenn wir etwa Aufträge zur Überwachung von Hotspots erhalten, kann sich dieses Problem nur örtlich verschieben, es wird dann oft zu einem Fall für die Exekutive. Andreas Moser
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