In Linz bietet die Jugendnotschlafstelle UFO Unterschlupf für Teenager, die Gewalt, Hunger und Obdachlosigkeit erleben. Die Teuerung der vergangenen Jahre spürt man auch hier massiv, die Zahl der Bedürftigen steigt. Eine 17-Jährige entkam so den Qualen und der Gewalt in der elterlichen Wohnung.
Immer wieder wurde die 17-jährige T. – ihren vollen Namen möchte sie nicht preisgeben – daheim von ihrem Bruder geschlagen. Die Eltern waren nicht in der Lage, die Gewalt zu verhindern. Noch dazu musste die 17-Jährige – sie ist Lehrling im Einzelhandel – täglich mehrere Stunden im Haushalt mitarbeiten und einen Teil der Miete für die elterliche Wohnung übernehmen.
„Halte das nicht mehr aus“
Bis sie eines Tages beschloss: „Ich halte das nicht mehr aus, ich muss weg von zu Hause.“ Die 17-Jährige packte ihre Sachen und läutete wenige Tage vor Weihnachten bei der Jugendnotschlafstelle UFO in Linz an. „Sie hat ihren Eltern nichts gesagt. Die haben an dem Tag nicht gewusst, dass sie nicht mehr zurückkommen wird“, erzählt Bernhard Wiesinger-Ries (37).
Unterkunft, Beratung und Versorgung
Der Sozialpädagoge leitet das UFO. Ziel der Einrichtung ist, akute Obdachlosigkeit zu verhindern, zum Beispiel nachdem Jugendliche von zu Hause hinausgeschmissen wurden. Aber auch Beratungen werden angeboten. 127 junge Menschen im Alter von 14 bis 23 Jahren nutzten das UFO im Vorjahr als Notschlafstelle, 2016 waren es noch 78 gewesen.
Teuerung stark spürbar
Der Anstieg an Klienten ist nicht die einzige Veränderung, die Wiesinger-Ries bemerkt: „Die Ansprüche von Schule, Arbeit und auch an die eigenen Finanzen sind gestiegen. Wir spüren die Teuerung der vergangenen Jahre. Wir haben immer mehr junge Menschen bei uns, die aufgrund von Geldproblemen ihre Wohnung verloren haben.“
Immer mehr ausgehungert
Und noch etwas stellt der Sozialpädagoge fest: „Wir merken, dass die Leute teils ausgehungert zu uns kommen“ – nicht einmal das Essen könnten sich manche Klienten des UFO mehr leisten. „Wir konnten das selbst nicht glauben“, sagt Wiesinger-Ries.
Zahlreiche Besuche
Zu den Übernachtungen kamen im Vorjahr 883 Besuche von Jugendlichen zur Beratung oder zur hygienischen Versorgung. Dafür flossen 2024 rund 880.000 Euro an Landesförderungen an das UFO, 2016 betrugen die Subventionen 620.000 Euro.
Mehr als nur Unterschlupf
Dies geht aus einer Landtagsanfrage der FPÖ an Jugendlandesrat Michael Lindner (SPÖ) hervor. „Die Notschlafstelle UFO ist weit mehr als nur ein Dach über dem Kopf – sie bietet jungen Erwachsenen in Krisensituationen Stabilität, Unterstützung und neue Perspektiven“, sagt Lindner dazu.
Wie geht es T.?
Im Schnitt schlafen Teenager und junge Erwachsene eine Woche im UFO. Die 17-jährige T. blieb von Weihnachten bis Ende Februar – fast die maximal mögliche Anzahl von 90 Nächten am Stück. Dann fand sie eine eigene, betreute Wohnung. „Es geht ihr gut“, sagt Wiesinger-Ries.
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