Vergangene Woche sorgte der 9-fache Weltcupsieger Reinfried Herbst mit seiner „Krone“-Kolumne für Aufsehen, sprach dabei die größten Baustellen im heimischen Ski-Nachwuchs an und ließ kein gutes Haar an der Freunderlwirtschaft im Verband. Heute nimmt der Salzburger die Trainer in den Fokus, wünscht sich mehr Menschlichkeit im Umgang mit Talenten.
Die Reaktion auf den letzten Artikel, wo es um Freunderlwirtschaft im Skisport ging, hat gezeigt, wie viele sich unfair behandelt fühlen. Unzählige Beispiele wurden mir zugeschickt und auch Trainer bestätigen, dass dies leider häufig passiert. Ich will hier nicht auf einzelne Personen eingehen, sondern das System kritisch hinterfragen. Das hat zu viele Lücken, lässt zu viel Spielraum zu. Es ist wichtig, dass das Thema offen angesprochen wird. Das braucht es, um eine Veränderung zu bewirken.
„Gehört unter die Lupe genommen!“
Neben der Freunderlwirtschaft habe ich auch die Fähigkeiten unserer Trainer im Nachwuchs kritisch gesehen, da mir da zu wenig Faktoren der Sportler eine Rolle spielen. Eines ist mir dabei wichtig: Ich will nicht alle über einen Kamm scheren, wir haben definitiv auch genug, die tolle Arbeit leisten. Aber bei vielen fehlt mir die menschliche Komponente. Von unten weg, sprich Landesverbände, gehört das genau unter die Lupe genommen.
Gute Trainer zeichnet nicht nur aus, technische Fehler zu sehen. Sie müssen das Gespür mitbringen, wie man mit Menschen umgeht. Man darf nicht nur auf einer Linie beharren, muss in der Arbeit flexible sein – es gibt ruhige und laute Talente, agile und zurückhaltende, einfach ganz unterschiedliche Typen von Menschen.
Vertrauen zahlt sich aus
Die Kunst eines Trainers ist es, aus allen das Beste herauszuholen, sie bei Laune zu halten. Wie in einer Top-Mannschaft im Fußball. Dort können nicht alle spielen, braucht es Leute auf der Bank. Aber wenn man denen aufzeigt, dass es sich lohnt, trotz harter Phase zu fighten und ihnen Vertrauen gibt, werden sie es zurückzahlen, wenn man sie braucht.
Ich bin ein Befürworter von Einzelgesprächen. Um Vertrauen zu kreieren, die Entwicklung eines Jugendlichen weitsichtiger betrachten zu können. Wie geht es dem Menschen? Hat er private Probleme? Was tut sich in dessen Leben abseits der Piste?
Reinfried Herbst
Die Jugend ist heutzutage sensibler, die muss man anders anpacken als noch vor 20 Jahren. Ein gewisser Respekt muss da sein, klar. Es braucht sie auch keiner mit Samthandschuhen anzufassen. Aber es ist wichtig, auf Augenhöhe zu reden, nicht von oben herab. Ich bin ein Befürworter von Einzelgesprächen. Um Vertrauen zu kreieren, die Entwicklung eines Jugendlichen weitsichtiger betrachten zu können. Wie geht es dem Menschen? Hat er private Probleme? Was tut sich in dessen Leben abseits der Piste? So kann man auch dessen Leistungen fairer beurteilen.
Man muss Sportlern – bei denen die Einstellung zugegebenermaßen oft auch zu hinterfragen ist – das Gefühl geben, dass sie wichtig sind – nicht nur zu Glanzzeiten. Das muss ein Trainer mitbringen. Deren psychologischer und mentaler Ausbildung sollte man künftig mehr Aufmerksamkeit schenken. Wenn man zum Beispiel im Fußball nicht mit dem Trainer klarkommt, kann man einfach den Verein wechseln. Beim Skifahren ist das schwerer möglich. Da ist man noch abhängiger, da Renneinsätze nur über die Trainer gehen und du somit sonst keine Chance hast, Wettkämpfe zu bestreiten. Unstimmigkeiten mit Trainern sind sicher auch ein Mitgrund, wieso viele Talente früh aufhören, vorzeitig auf der Strecke bleiben.
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