Der Regen in den vergangenen Tagen war für Burgenlands Landwirte ein wahrer Segen. Trotzdem stehen sie vor großen Herausforderungen. Der Winter war extrem niederschlagsarm. Auch die Verdunstung nimmt zu.
Die zunehmende Trockenheit stellt Österreichs Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Besonders Regionen im Osten des Landes sind betroffen, allen voran das Burgenland. Zwar gibt es aufgrund von Starkregenereignissen bis zu 20 Prozent mehr Niederschlag, aber auch wesentlich mehr Hitzetage über 30 Grad, was zu mehr Verdunstung und langen Trockenperioden führt. Das hat fatale Auswirkungen auf die Landwirtschaft.
„Durch die fehlende Bodenfeuchte kommt es zu Bodenerosion und zu Ertragsverlusten bei wichtigen Kulturpflanzen wie Mais, Getreide und Soja. Um den gleichen Ertrag bei Mais wie vor 40 Jahren erzielen zu können, bräuchte es statt 250 Milliliter 400 Milliliter Niederschlag. Davon sind wir schon jetzt weit entfernt“, warnt Werner Falb-Meixner, Vizepräsident der burgenländischen Landwirtschaftskammer.
Die Zahlen sprechen für sich
Der Jahresstart 2025 war hierzulande der zweit-trockenste seit 1851. Die Trockenheit begann bereits Ende Oktober, nur wenige Wochen nach den Überschwemmungen im September. In Frauenkirchen im Bezirk Neusiedl am See beispielsweise regnete es zwischen 1. Oktober und 31. Dezember 2024 im Schnitt 70,8 Liter pro Quadratmeter. In den Jahren davor lag der Mittelwert bei 138,7 und war somit doppelt so hoch. Auch im ersten Quartal des heurigen Jahres fiel der Niederschlag um 30 Prozent geringer aus als sonst (siehe Grafik).
Der Kampf ums Wasser
„Auffällig ist, dass im Unterschied zu früher auch die südlichen Bezirke Oberwart, Güssing und Jennersdorf vermehrt unter der Trockenheit leiden. Zwar lagen die Niederschlagsmengen im Jänner, Februar und März ein wenig über den Durchschnittswerten, doch im Oktober, November und Dezember 2024 um bis zu 50 Prozent darunter. Das führt nicht nur zu einer Verschlechterung der Bodenqualität und einem Wassermangel für Bewässerungssysteme, sondern schürt auch den schwelenden Interessenskonflikt zwischen Wassernutzern – etwa Naturschutzorganisationen, Poolbesitzern und Hobbygärtnern, die Wasser zum Gießen ihres Rasens benötigen.“, sagt Falb-Meixner.
Wir haben noch alle keine Vorstellung davon, was sich da in Zukunft abspielen wird.
Werner Falb-Meixner, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Burgenland
Mit diesen Maßnahmen steuert man dagegen
Um die Verdunstung zu reduzieren und die Austrocknung der Oberfläche zu minimieren, wird beim Anbau bereits auf intensive Bodenbearbeitung verzichtet. Stattdessen nutzen immer mehr Landwirte vor dem Säen neuer Kulturen Humus, Mulchsaat und Zwischenfrüchte wie Klee oder Luzerne zur Bodenbedeckung. Das erhöht die organische Substanz im Boden und trägt dazu bei, dass das Wasser gehalten und die Feuchtigkeit besser gespeichert werden kann.
Bewässerungsverzicht hätte schlimme Folgen
Substanziell ist auch das Wassermanagement: „Seit der gesetzlichen Regelung der Bewässerung ist es state of the art, dass nur über einem festgesetzten Grundwasserstand bewässert werden darf. Zusätzlich verzichten die Bewässerungsgenossenschaften des Landes während der Mittagszeit freiwillig auf Beregnung“, sagt Falb-Meixner. Darüber hinaus würden schon etliche landwirtschaftliche Betriebe Zisternen und Teiche als Regenwasser-Reserve nutzen und auf digitale Bewässerungssteuerung setzen, bei der Sensoren die Bodenfeuchte bestimmen.
„Für die Bewässerung gilt in Zukunft der Leitsatz: So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Ein kompletter Verzicht würde ein dramatisches Bauernsterben im Bezirk Neusiedl am See und einen verstärkten Import von Agrargütern wie Gemüse, Kartoffeln, Zuckerrüben, Soja und Mais bedeuten. Das würde nicht nur die heimische Selbstversorgung gefährden, sondern auch die CO2-Bilanzen massiv verschlechtern“, so Falb-Meixner.
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