Tiere enorm gefragt

Kamele erleben in Europa ihr großes Comeback

Wissenschaft
01.04.2025 07:30

Kamele verbindet man nicht unbedingt mit Europa. Dabei hatten sie eine lange Tradition am alten Kontinent, ehe sie im Mittelalter selten wurden. Mittlerweile erlebt die Kamelzucht durch Tourismus und Nachfrage nach Kamelmilch einen neuen Aufschwung. 

Ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung schätzt im Fachjournal „Applied Sciences“, dass heute bis zu 6000 dieser Tiere am Kontinent leben. Und Kamele könnten angesichts des Klimawandels vor einem Comeback in Europa stehen.

Nach der Domestizierung des Dromedars in Südostarabien und des Trampeltiers in Zentralasien wurden die beiden Arten in verschiedene Regionen verbreitet und dienten als Pack-, Zug- und Reittiere. Zudem wurde ihr Fleisch und ihre Milch genutzt.

Dromedare kommen traditionell in Ländern Afrikas, des Nahen und Mittleren Ostens sowie Südasiens vor, während Trampeltiere auf Zentralasien beschränkt sind, schreibt ein Team um Elena Ciani von der Universität Bari (Italien) in ihrer Publikation, an der auch Pamela Burger vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien mitwirkte.

Dromedare sind etwa auf dem afrikanischen Kontinent heimisch. (Bild: AFP/OLYMPIA DE MAISMONT)
Dromedare sind etwa auf dem afrikanischen Kontinent heimisch.

Römer brachten Tiere nach Europa
Zur Zeit des Römischen Reiches begann ihre Nutzung in Europa. Aufgrund ihrer größeren Geschwindigkeit und Ausdauer als Pferde wurden sie zunächst in die römische Armee aufgenommen, spielten bald aber auch eine Rolle in der kaiserlichen Logistik und als Symbol für Reichtum und sozialen Status.

Entsprechend wurden Überreste von Dromedaren, Trampeltieren und ihren Hybriden bei Ausgrabungen römischer Stätten in ganz Mittel- und Südosteuropa gefunden, darunter in Frankreich, Belgien, Deutschland, Italien, Österreich, England, Ungarn und der Schweiz.

Auch im frühmittelalterlichen Europa waren Kamele von Bedeutung. Sie wurden weiterhin als Lasttiere verwendet, aber auch im Kontext religiöser und adeliger Zeremonien sowie in öffentlichen Demütigungsritualen. „Auf dem europäischen Festland wurden Kamele trotz ihrer historischen Bedeutung Ende des 15. Jahrhunderts selten und kamen ab der Renaissance hauptsächlich in exotischen Sammlungen der europäischen Aristokratie vor“, so die Forscherinnen und Forscher.

Jetzt das große Comeback?
Aus ihrer Sicht spricht nun einiges dafür, dass Kamele in Europa in nicht allzu ferner Zukunft ein Comeback feiern könnten. „Der Klimawandel und die zunehmende Wüstenbildung in Europa dürften dazu führen, dass die Anpassungsfähigkeit der Kamele an trockene Umgebungen sowie ihre besonderen Verhaltensmerkmale, ihre Milchzusammensetzung und ihre funktionellen Eigenschaften zunehmend geschätzt werden“, schreibt das Forscherteam in seiner Arbeit.

Diese Entwicklung zeichnet sich bereits seit einiger Zeit ab. So habe in den vergangenen drei Jahrzehnten die Kamelzucht in Westeuropa eine Renaissance erlebt, mit den Schwerpunkten auf Tourismus und Milchproduktion. So entstanden angesichts der Nachfrage nach Kamelmilch in Europa in mehreren Ländern wie Spanien, Frankreich, Schweiz, Deutschland, Polen, Schweden und Niederlande Kamelmilch-Höfe.

Zurückzuführen sei der steigende Bedarf weitgehend auf die wachsende Zahl von Verbrauchern aus Ländern, in denen Kamelmilch ein traditionelles Produkt ist, sowie auf die wachsende Beliebtheit aufgrund vermeintlicher gesundheitlicher Vorteile.

Das Forschungsteam, das im Rahmen der Studie eine interaktive, frei zugängliche Karte mit Standorten und Basisinformationen von Kamelfarmen und -zuchtzentren erstellt hat, rechnet zwar nicht damit, dass die Kamelzucht in Europa in den nächsten Jahrzehnten eine mit anderen wichtigen Nutztieren vergleichbare Bedeutung gewinnen wird. Sie biete aber dennoch „eine interessante Möglichkeiten zur Diversifizierung und Rentabilität landwirtschaftlicher Betriebe“.

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