Der „Pfusch“ dürfte heuer eine der wenigen Boom-Branchen sein: Die Schattenwirtschaft wird deutlich auf 8,1 Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung steigen, das sind 40,7 Milliarden Euro, rechnet der Linzer Ökonom Friedrich Schneider. Das liegt an drei Gründen.
Schuld ist insgesamt die schlechte Wirtschaftslage. Konkret sind es die anhaltende Rezession, die zu einer steigenden Arbeitslosigkeit speziell in der Industrie und am Bau führt. Mehr Menschen haben daher statt ihres bisherigen Jobs nun Zeit zum Pfuschen. Andere können weniger Überstunden machen, bzw. arbeiten ohnehin nur Teilzeit. Dazu kommt noch die hartnäckige recht hohe Inflation samt starken Teuerungen speziell bei Energierechnung und Wohnungsmiete. Als Folge dürfte die Schwarzarbeit in Österreich heuer neuerlich zunehmen, sagt der Schwarzarbeitsexperte Friedrich Schneider. Mit einem Volumen von 40,7 Mrd. Euro werde die Schattenwirtschaft heuer 8,1 Prozent der offiziellen Wirtschaftsleistung betragen, das sei gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 6,5 Prozent.
Bauwirtschaft am meisten betroffen
„Am meisten betroffen sind die Bauwirtschaft, das Handwerksgewerbe, insbesondere Reparaturen, sowie Dienstleistungen wie Friseur, Putzfrau oder Babysitter“. In Zahlen: Den größten Anteil an der Schattenwirtschaft mit rund 39 Prozent haben in Österreich das Baugewerbe und die Handwerksbetriebe. Mit einem Anteil von 17 Prozent folgen die sonstigen Gewerbebetriebe und haushaltsnahe Dienstleistungen.
Dabei hat Schneider schon seine Berechnungen für 2024 wegen des unerwartet tiefen Konjunktureinbruchs rückwirkend nach oben angepasst: Demnach stieg die nominelle Schattenwirtschaft im Vorjahr sogar um 14,9 Prozent auf 38,23 Mrd. Euro, das waren 7,8 Prozent des offiziellen BIP. Etwas gebremst worden sei der Anstieg durch die Abschaffung der kalten Progression. Heuer dürfte die Neigung zum Pfuschen auch wegen der Budgetsparmaßnahmen, z.B. Streichung von Subventionen wie der Strompreisbremse, steigen. Die Menschen würden ihre Einkommensverluste so zumindest zum Teil ausgleichen, erklärt der Volkswirt.
Im EU-Vergleich wird in Österreich wenig gepfuscht
Nach wie vor ist Österreich aber in der EU nach Luxemburg das Land mit der geringsten Schwarzarbeit. Danach folgen die Niederlande und Irland. Viel mehr gepfuscht wird hingegen in Bulgarien, Rumänien und Kroatien, wo das Volumen der Schwarzarbeit jeweils rund ein Drittel des offiziellen BIP ausmacht.
Geld fließt großteils wieder in offizielle Wirtschaft
Der größte Verlierer der Schwarzarbeit ist der Staat, dem Steuern und vor allem Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von 2,0 bis 3,5 Mrd. Euro pro Jahr entgehen. Die Steuerverluste würden sich aber in Grenzen halten, rechnet Schneider, da das im Pfusch verdiente Geld im Durchschnitt zu 85 Prozent sofort wieder in der offiziellen Wirtschaft ausgegeben werde. Etwa durch den Kauf von Baustoffen, Installationsmaterial usw. Ein klarer Verlierer sind hingegen die Krankenkassen, weil sie höhere Kosten durch zusätzliche Unfälle bzw. Arbeitsunfähigkeit der Pfuscher tragen müssen ohne dafür Beiträge zu bekommen.
Andererseits diene das im Pfusch verdiente Einkommen auch als Puffer für die Rezession, da es einen Teil der Einkommensverluste kompensiere, so der Volkswirt. Viele Häuser gäbe es ohne Pfusch gar nicht, weil sich nur sehr wenige Menschen ihr Eigenheim ganz ohne Schwarzarbeit leisten könnten.
Als wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Bekämpfung der Schwarzarbeit schlägt Schneider die Wiedereinführung des Handwerkerbonus von 2.000 Euro pro Haushalt und Jahr vor sowie eine Senkung der Lohnnebenkosten. Das würde legale Arbeit wieder leistbarer machen.
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