Aufgrund der trüben Wirtschaftsaussichten sind immer mehr Menschen hierzulande der Schwarzarbeit zugetan. Der größte Verlierer ist dabei der Staat.
Die Rezession hält an, die Arbeitslosigkeit steigt und die Inflation ist weiterhin hoch: In Zeiten wie diesen floriert der Pfusch – auch heuer dürfte er wieder zunehmen, erklärt der Linzer Ökonom und Schwarzarbeitsexperte Friedrich Schneider. Mit einem Volumen von 40,7 Mrd. Euro werde die Schattenwirtschaft dieses Jahr 8,1 Prozent der offiziellen Wirtschaftsleistung betragen. Gegenüber dem Vorjahr sei das ein Anstieg um 6,5 Prozent.
Seine Berechnungen für 2024 hat Schneider wegen des Konjunktureinbruchs nach oben angepasst. Demnach stieg die nominelle Schattenwirtschaft im Vorjahr um 14,9 Prozent auf 38,23 Mrd. Euro, das waren 7,8 Prozent des offiziellen BIP. Etwas gebremst worden sei der Anstieg durch die Abschaffung der kalten Progression. Heuer dürfte die Neigung zum Pfuschen auch wegen der Budgetsparmaßnahmen steigen, weil Einkommensverluste so zumindest zum Teil kompensiert würden, erklärt der Volkswirt.
Im EU-Vergleich wird in Österreich wenig gepfuscht
Nach wie vor sei die Alpenrepublik aber in der EU nach Luxemburg das Land mit der geringsten Schwarzarbeit. Danach folgen die Niederlande und Irland. Viel mehr gepfuscht wird hingegen in Bulgarien, Rumänien und Kroatien, wo das Volumen der Schwarzarbeit jeweils rund ein Drittel des offiziellen BIP ausmacht.
Den größten Anteil an der Schattenwirtschaft mit rund 39 Prozent haben in Österreich das Baugewerbe und die Handwerksbetriebe. Mit einem Anteil von 17 Prozent folgen die sonstigen Gewerbebetriebe und haushaltsnahe Dienstleistungen.
Geld fließt großteils wieder in offizielle Wirtschaft
Der größte Verlierer der Schwarzarbeit ist der Staat, dem Steuern und vor allem Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von 2,0 bis 3,5 Mrd. Euro pro Jahr entgehen. Die Steuerverluste würden sich aber in Grenzen halten, so Schneider, da das im Pfusch verdiente Geld im Durchschnitt zu 85 Prozent sofort wieder in der offiziellen Wirtschaft ausgegeben werde. Ein weiterer Verlierer sind die Krankenversicherungen, die die höheren Kosten durch zusätzliche Unfälle bzw. Arbeitsunfähigkeit der Pfuscher tragen müssen.
Andererseits diene das im Pfusch verdiente Einkommen auch als Puffer für die Rezession, da es einen Teil der Einkommensverluste kompensiere, so der Volkswirt. Viele Häuser gäbe es ohne Pfusch gar nicht, weil sich nur sehr wenige Menschen ihr Eigenheim ganz ohne Schwarzarbeit leisten könnten.
Als wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Bekämpfung der Schwarzarbeit schlägt Schneider die Wiedereinführung des Handwerkerbonus von 2000 Euro pro Haushalt und Jahr vor sowie eine Senkung der Lohnnebenkosten vor.
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