Rissquetschwunden, verschobener Nasenbeinbruch, Prellungen und eine Gehirnerschütterung. Das alles wurde im Jänner einem Passanten in Döbling zugefügt. Der Angreifer: ein 43 Jahre alter Mann, der am Dienstag im Wiener Landl wegen Mordversuch vor die Geschworenen treten muss. Doch nicht als Angeklagter. Er leidet unter einer schweren psychischen Erkrankung und wird deshalb in einem forensisch-therapeutischen Zentrum untergrbacht.
Als „sehr gefährlich“ wird jener Mann beschrieben, der Dienstagvormittag vor den Geschworenen im Landesgerichtssaal 203 Platz genommen hat. Warum? Der bisher Unbescholtene hatte am 13. Jänner dieses Jahres nahe der Heiligenstädter Straße einen ihm völlig fremden Passanten attackiert und anschließend zu Boden gestoßen. Mit den Worten: „Ich werde euch alle noch verbrennen“ soll er laut Angaben der Staatsanwältin anschließend mehrere Male mit dem Fuß auf dessen Schädel eingetreten haben.
„Wollte nur einen Spaziergang machen“
Rissquetschwunden, verschobener Nasenbeinbruch, Prellungen und eine Gehirnerschütterung: Fotos des völlig entstellten Opfers lassen die Anwesenden im Gericht schockiert zurück. Und trotzdem steht der Angreifer am Dienstag nicht als Angeklagter vor Gericht. „Eigentlich wollte ich nur einen Spaziergang machen. Das Opfer musste etwas gesagt haben, das mir die Blutröte ins Hirn trieb“, versucht der Mann, sich zu erklären.
Es ist von meiner Seite alles gemacht worden, um gesund zu wirken.
Der Betroffene (43)
Der Österreicher leidet unter paranoider Schizophrenie und gilt deswegen laut Gutachten als nicht zurechnungsfähig. Er nimmt seit über 20 Jahren Medikamente, beschreibt sein bisheriges Leben eigentlich dennoch als „lebenswert“, hatte immer „brav“ seine Tabletten eingenommen, sie nie abgesetzt. „Es ist von meiner Seite alles gemacht worden, um gesund zu wirken“, betont der Betroffene.
Auf Empfehlung Tablettendosis reduziert
Doch wie war es denn nun zu dieser abscheulichen Tat gekommen? Wegen eines Arztwechsels soll es zu einer falschen Medikation gekommen sein, dem 43-Jährigen wurde geraten, die Dosis zu reduzieren. Wohl auch die Ursache für seine Wesensveränderung. „Eigentlich bin ich ein friedliebender Mensch“, so der Betroffene.
3000 Euro für Opfer gespart
Das 29-jährige Opfer leidet seit dem plötzlichen Angriff auf offener Straße unter Angststörungen. Folgeschäden durch den Angriff trägt der Mann zwar nicht davon, doch er litt schon zuvor unter Lähmungserscheinungen wegen einer Gefäßmissbildung im Gehirn. „Es tut mir im Herzen weh, dass das so passiert ist“, bedauert der Wiener. 3000 Euro hatte er für den jungen Mann aus seiner eigenen Tasche gespart und will ihm diese zukommen lassen.
Doch die Frage, die man sich im Landl nun abschließend stellen muss: Muss er wegen seiner Krankheit untergebracht werden? Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger und Lukas Hruby fordern eine bedingte Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum und einen Antrag für einen Platz für betreutes Wohnen. Sollte sich der Wiener nicht an die Anweisungen halten, kommt er sofort in den Maßnahmenvollzug.
Die Geschworenen beschließen nach kurzer Beratung die unbedingte Unterbringung des 43-Jährigen in einem forensisch-therapeutischen Zentrum. Die Entscheidung ist bereits rechtskräftig.
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