Ein Ungar (37) hatte es auf die achtjährige Tochter von Freunden in der Südsteiermark abgesehen. Als er das Mädchen bedrängte, schritt dessen Bruder (11) mutig ein. Die Kinder konnten entkommen – der Mann legte daraufhin im Zimmer des Buben Feuer. Nun steht er in Graz vor Gericht.
Weinend und völlig verstört liefen ein Bub (11) und seine achtjährige Schwester im Herbst letzten Jahres aus ihrem Haus in der Südsteiermark. Ein Mann war ihnen auf den Fersen, als gerade eine Bekannte der Kinder mit dem Auto vorgefahren war. „Der Bub hat geschrien: ,Er hat ein Messer!‘ – und ich dachte zuerst an einen Scherz, es war ja Halloween“, schildert die Zeugin. Sie nahm die Geschwister mit und verhinderte so vermutlich Schlimmeres. Der Mann drehte um, als die Kinder zur Frau liefen. Kurze Zeit später stand das Haus in Flammen. Wie ist es zu diesen dramatischen Szenen gekommen?
„Habe mich in das Mädchen verliebt“
Wie berichtet, lebte ein Ungar (37) vorübergehend – er war in Österreich auf Jobsuche – im Haus seiner Freunde. Mit den Kindern soll er sich gut verstanden und öfter auf sie aufgepasst haben. Was die Eltern nicht wussten: Der Mann hat offenbar eine pädophile Neigung. „Ich habe mich in das Mädchen verliebt, deswegen wollte ich mir das Leben nehmen“, erklärt der 37-Jährige am Grazer Straflandesgericht. Das hat er auch in einem an die Familie gerichteten, vierseitigen Abschiedsbrief festgehalten.
„Er kann für seine Gefühle nichts, weiß, dass sie falsch sind und hat seine Neigung auch nie ausgelebt“, sagt sein Verteidiger. An dem Tag habe er zu viel getrunken und seine Suizidgedanken in die Tat umsetzen wollen.
Er kann für seine Gefühle nichts, weiß, dass sie falsch sind und hat seine Neigung auch nie ausgelebt.
Der Anwalt des Angeklagten
Zuvor habe er sich noch von der Achtjährigen verabschieden wollen und hob sie an den Armen hoch. „Ich habe sie im Garten schreien gehört“, schildert der elfjährige Bruder, der seiner Schwester zu Hilfe eilte und den 37-Jährigen anschrie und ihm drohte, die ganze Szene mit dem Handy mitzufilmen.
Der Ungar verfolgte die flüchtenden Kinder ins Haus. Als er sich dabei gegen eine Tür warf und diese gewaltsam öffnete – die Kinder hatten sie mangels Schlüssel nur mit einer Sicherheitskette verschlossen – wurde das Mädchen im Gesicht leicht verletzt. Nachdem er auch noch ein Messer gezückt hatte, gelang den Geschwistern die Flucht.
Schaden von über 160.000 Euro
Im Zimmer des Elfjährigen legte der Ungar dann Feuer und flüchtete. Er habe sich „selbst verbrennen“ wollen, es sich aber doch noch anders überlegt. Vor Gericht weicht seine Geschichte deutlich von jener ab, die er nach der Tat bei der Polizei zu Protokoll gegeben hatte. Gegenüber Richter Hanspeter Draxler spricht er von einem Versehen, das angezündete Taschentuch soll schon erloschen gewesen sein, als er es unter das Bett warf. Am Haus entstand laut Besitzerin ein Schaden von mindestens 163.000 Euro – Einrichtung noch nicht mitgezählt.
Der bislang unbescholtene Angeklagte beteuert auch, er habe dem Mädchen nicht weh tun wollen. Hinweise auf sexuelle Übergriffe gibt es nicht. Zu klären gilt noch, ob der Mann bei der Tat zurechnungsfähig war. Und falls nein, ob er wegen seiner Gefährlichkeit eingewiesen werden soll. Ein entsprechendes psychiatrisches Gutachten steht noch aus. Bis dahin muss der Ungar weiter in seiner Zelle auf ein Urteil warten, der Prozess wird am 22. April fortgesetzt.
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