Nach dem tragischen Unfall auf der Südautobahn (A2) bei Scheiblingkirchen in Niederösterreich, bei dem vier Ukrainerinnen ums Leben kamen, hat die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Es besteht der Verdacht der fahrlässigen Tötung.
Gerichtet sei der Verdacht gegen den Chauffeur des Lkw und den Lenker des Kleinbusses, sagt Staatsanwaltschaftssprecher Erich Habitzl am Mittwoch. Um weitere Erkenntnisse zu gewinnen, werde laut Polizei zusätzlich der Fahrtenschreiber des Sattelzuges ausgewertet.
Vernehmung der Schwerverletzten steht aus
Die Exekutive stehe aufgrund einiger noch fehlender Daten auch mit der ukrainischen Botschaft in Kontakt, um „alle Personen hundertprozentig identifizieren zu können“, betont Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner. Noch gewartet werden müsse zudem auf die Vernehmungsfähigkeit der schwer verletzten Insassen des Kleinbusses.
Der mit acht ukrainischen Staatsbürgern besetzte Kleinbus war am Dienstag gegen 6.20 Uhr auf der A2 auf einen Lkw mit spanischer Zulassung aufgefahren. Vier Frauen der insgesamt acht Insassen des Transporters im Alter von 53, 54, 61 und 64 Jahren kamen dabei ums Leben. Der 52-jährige Lenker und drei weitere Frauen wurden schwer verletzt.
Leichte Blessuren erlitten Chauffeur und Beifahrer des Lkws im Alter von 43 und 51 Jahren. Die Verletzten wurden in Krankenhäuser nach Wiener Neustadt, Wien und Eisenstadt gebracht, drei Notarzthubschrauber waren mitunter im Einsatz.
Rätsel um Auffahrgrund
Bezüglich des Unfallhergangs gilt als gesichert, dass der 43-jährige peruanische Staatsangehörige des Sattelzuges den Lkw in Richtung Wien zuerst aus dem Autobahnparkplatz Gleißenfeld steuerte und dann vom Beschleunigungsstreifen auf die erste Spur wechselte. Laut dem Lenker des Lkws mit spanischer Zulassung soll der nachkommende Verkehr nicht behindert worden sein. Auf dem ersten Fahrstreifen krachte dann der Kleinbus mit voller Wucht gegen das Heck des Sattelzuges.
Die Bergung der ukrainischen Überlebenden und Todesopfer aus dem Kleinbus stellte die Freiwilligen Feuerwehren Pitten und Edlitz vor eine besonders herausfordernde Aufgabe. Laut der Feuerwehr waren die Insassen durch die Kollision eingeklemmt und mussten mit größter Mühe von den Einsatzkräften befreit werden.
Wenn man über Tote kriechen muss, um zu den Lebenden zu gelangen, ist das unvorstellbar tragisch.
Hauptbrandinspektor Peter Luef von der Feuerwehr Pitten
Bild: FF Pitten
„Habe so etwas noch nie erlebt“
Die Bergung ging auch an den Einsatzkräften nicht spurlos vorüber. „Wenn man über Tote kriechen muss, um zu den Lebenden zu gelangen, ist das unvorstellbar tragisch“, schilderte Hauptbrandinspektor Peter Luef von der Feuerwehr Pitten mit belegter Stimme gegenüber der „Krone“. „So etwas habe ich in meiner Laufbahn noch nie gesehen.“
Auf der A2 bildete sich kilometerlanger Stau. Auch auf der Ausweichstrecke über die B54 gab es Zeitverlust. Die Autobahn in Richtung Wien blieb bis in die Vormittagsstunden hinein gesperrt.
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