Cord ist wieder angesagt, nicht nur bei Hosen und Jacken, auch bei Umhänge-, Bauch- und Gürteltaschen etwa. Wenn junge Leute den strapazierfähigen Stoff plötzlich chic finden, hat das womöglich mit einer Glorifizierung der 60er, 70er oder 80er zu tun? Oder folgt das einfach der alten Moderegel: „Weiche Stoffe in harten Zeiten“?
Am ehesten Letzteres, findet Diana Weis, Professorin für Modejournalismus in Berlin. „Für die Mode liegt der Reiz des Materials gerade darin, dass es eine interessante Variante zu den überpräsenten Denim-Looks der letzten Jahre bietet“, so die Expertin.
Schutz vor einer unfreundlichen Welt
Haptisch gehöre Cord wie etwa Nickistoff, Samt oder der Sweat-Stoff der Jogginghose zu den „depressiven Materialien“ – es gehe um den Wunsch nach Schutz vor einer unfreundlichen Welt. „Durch die feste, dicke Stoffqualität eignet Cord sich eher dazu, den Körper zu verhüllen als ihn zur Schau zu stellen.“
Der Stil-Experte Tillmann Prüfer erklärte 2019 im „Zeit-Magazin“, dass in den 60er- und 70er-Jahren Cord für Arbeiterklassenflair stand, „als Intellektuelle in ausgebeulten Cordhosen Distanz zu den Eliten zeigen wollten“. In den 90er-Jahren sei Cord „fast nur noch an sozialdemokratischen Schriftstellern zu sehen“ gewesen. Aber natürlich trugen auch andere Leute in den 90ern noch Cord – Stichwort Grunge-Look.
In den schillernden 80ern wurde das Material aber irgendwie out. Seitdem galt der Stoff eher als uncool – bis zum Comeback auf Laufstegen vor gut sieben Jahren (etwa bei Marc Jacobs, Prada, Gucci oder Off-White). Inzwischen ist er im Mainstream angekommen.
Cord ist ein Stoff für Stubenhocker
Cord habe wie der Jeansstoff Denim einen gewissen robusten Charme, sagt Weis. „Anders als beim Denim gibt es bei Cord auch noch die Assoziation mit der Jagdkleidung und dem Stil des britischen Landadels – es funktioniert also auch bei preppy Looks, vor allem in der Kombination mit Tweed.“
Diana Weis betont: „Die aktuelle Vorliebe für Cord kommt über den Umweg des Interior-Designs zurück in die Mode, schon seit einigen Jahren ist Cord überaus beliebt als Bezugsstoff bei Möbeln – etwa das populäre Ikea-Sofa Jättebo, das standardmäßig mit einem dunkelgrünen Breitcord-Bezug verkauft wird.“ Cord stehe für Gemütlichkeit, Kuscheligkeit und eine Kultur des „Drinbleibens“, die sich etwa in der Corona-Pandemie ausbreitete.
Ein bisschen Cord-Historie
Cord hat eine lange Geschichte. Der Ursprung soll im alten Ägypten liegen. Die englische Bezeichnung „corduroy“ erhielt der Stoff erst Ende des 18. Jahrhunderts. „Angeblich stammt der Name vom Französischen ,corde du roi‘ (deutsch: Stoff des Königs) ab, um dem Material einen glamouröseren Appeal zu verleihen“, erklärte einmal die „Vogue“. Auf Französisch heißt es „velours côtelé“ (gerippter Samt).
Adelige liebten Cord früher bei Freizeitaktivitäten. Ab der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde er mithilfe der in Manchester entwickelten Webstühle Massenware und günstiger. Nicht zuletzt deswegen trug dann auch die Arbeiterklasse das Längsrippen-Material. Unterschieden wird nach der Zahl der Rippen auf zehn Zentimeter Stoff – vom feinen Babycord bis zum groben Breitcord.
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