Tradidionsbetrieb

Juwelier Ritter: 159 Jahre und fünf Generationen

Vorarlberg
06.04.2025 07:55

1866 gründete Michael Ritter eine Uhrmacherwerkstatt in Feldkirch, die bis heute Bestand hat. Nach nun mehr 159 Jahren übernimmt Tobias Ritter das Unternehmen und führt das Traditionsgeschäft fort.   

„Die Ritters haben die Liebe zu diesem Beruf wohl in den Genen“, erzählt der Urenkel des Gründers, Gerhard Ritter, mit einem Lachen. Nach 42 Jahren im Geschäft freut sich der Unternehmer und Uhrmachermeister auf den wohlverdienten Ruhestand. Die Pension hat er Anfang April auch deshalb gerne angetreten, da er weiß, dass der Familienbetrieb nach der Übergabe an seinen Sohn Tobias in besten Händen ist. Folglich sei das Loslassen für ihn kein Problem. Zumal mit Christoph auch ein zweiter Sohn im Betrieb tätig ist, er arbeitet in der hauseigenen Werkstatt als selbstständiger Uhrmacher.

„Die Mechanik hat unsere Familie immer schon fasziniert. Wenn man eine Uhr nach Jahrzehnten wieder zum Ticken bringt, ist das ein besonderes Gefühl“, schwärmt Gerhard von Meisterwerken, die von Hand gefertigt und natürlich auch repariert werden. Wie er es geschafft hat, dass zwei von drei Söhnen in den Familienbetrieb eingestiegen sind? „Ganz ohne Druck und Zwang“, betont er. „Aber die Kinder spüren, ob man selbst Freude am Beruf hat oder nicht.“

Seit kurzem lenkt Tobias Ritter die Geschicke des Uhrmachergeschäfts. (Bild: Christoph Schoech, Christoph Schöch Photography Gm)
Seit kurzem lenkt Tobias Ritter die Geschicke des Uhrmachergeschäfts.

 Zudem hat Tobias Ritter schon als kleiner Junge Steine gesammelt und seiner Oma Herta im Geschäft unter die Arme gegriffen, indem er Prospekte gestempelt und Uhren nachgestellt hat. Seit elf Jahren wirkt er im Geschäft mit und hat sich im Verkauf etabliert. Die Zusammenarbeit in der Familie bereitete ihm stets Freude: „Man kann sich blind aufeinander verlassen“, schwärmt er. Nur die Freizeit käme manchmal etwas zu kurz.

Ein Unternehmen als Generationenprojekt
In unserer schnelllebigen Zeit ist es nicht mehr so einfach, einen Betrieb am Laufen zu erhalten. Viele Geschäfte schließen in den Innenstädten. Große Ketten und die vielen Onlineangebote machen es dem heimischen Handel schwer. Dennoch tritt der 29-Jährige gerne und wohlgemut in die Fußstapfen seines Ururgroßvaters. Seit 1866 gibt es die Uhrmacherwerkstatt in der Feldkircher Schmiedgasse. Nach ein paar Jahren entdeckte Gründer Michael Ritter seine Leidenschaft für Schmuck und erweiterte das Sortiment. Nach seinem Tode führte Gattin Emilie das Geschäft weiter, bis ihr Sohn Eugen die Geschicke übernahm. Dieser übergab den Betrieb in den 60er-Jahren an seinen ältesten Sohn Werner, dessen Gattin Herta nach seinem frühen Ableben mit viel Umsicht das Unternehmen weiterführte. 1985 stieg dann Uhrmachermeister Gerhard Ritter in das Familienunternehmen ein. Angesichts dieser Geschichte verwundert es nicht, dass für Tobias die Übernahme eine sehr emotionale Angelegenheit ist. Er ist sich der großen Verantwortung bewusst: „Man muss dem Kunden ein Erlebnis bieten und mit der Zeit gehen“, sagt er. Als ersten Akzente hat die Onlinepräsenz verstärkt und einen größeren Fokus auf Verlobungs- und Hochzeitsringe gelegt, zudem ist ein Umbau geplant. Doch auch wenn Tobias seine eigene Handschrift einbringt, will er den traditionellen Werten seiner Vorgänger – individuelle Beratung, faire Preise, Nachhaltigkeit – treu bleiben.

Der bisherige Geschäftsführer Gerhard Ritter reicht das Zepter an seine Söhne weiter. (Bild: Christoph Schoech, Christoph Schöch Photography Gm)
Der bisherige Geschäftsführer Gerhard Ritter reicht das Zepter an seine Söhne weiter.

Doch nicht nur die Familie Ritter, sondern auch viele ihrer Kunden sind bereits seit Generationen mit dem Geschäft verbunden. „Manchmal bringt man uns noch alte Garantiescheine oder Etuis“, erzählt Gerhard, der vor ein paar Monaten von einem Kunden eine alte Taschenuhr, die sein Großvater Eugen gefertigt hatte, erwarb. Richtig wertvoll seien diese Fundstücke zwar nicht, aber dennoch eine schöne Erinnerung.

Ein Heiratsantrag mitten im Geschäft
Von zeitlosem Wert sind hingegen die Schmuckstücke aus Gold, die gekauft und gerne verschenkt werden. Es gäbe zwar nicht mehr viele Spontankäufe, aber für besondere Anlässe wird immer noch die Brieftasche geöffnet. Die meisten Kunden seien bereits gut informiert, wenn sie zum Juwelier gehen und haben klare Vorstellungen. Und bei etwaigen Fragen hat Tobias Ritter immer ein offenes Ohr. Jüngst habe es sogar einen Heiratsantrag im Geschäft gegeben. Kein Wunder, dass ihm der Beruf Spaß macht: „Mich freut es, wenn die Menschen unser Geschäft mit einem Lächeln verlassen.“

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