Der im Inzestfall von Amstetten zu lebenslanger Haft verurteilte Josef Fritzl wird am kommenden Mittwoch 90 Jahre alt. Seine Anwältin berichtet, dass seine Demenz immer schlimmer werde: Er bilde sich sogar ein, dass ihn der Bundeskanzler angerufen habe. Auch der US-Präsident würde geheim mit ihm kommunizieren ...
Körperlich sei ihr Mandant altersentsprechend „gut beisammen“, aber seine fortschreitende Demenz mache sich immer mehr bemerkbar, schilderte seine Rechtsvertreterin Astrid Wagner. Sie will daher die Verlegung ihres Mandanten, der sich derzeit in der Justizanstalt Krems-Stein im sogenannten Normalverzug befindet, in ein Demenzzentrum erwirken – Wagner setzt sich bereits seit Längerem für eine Verlegung ein, die „Krone“ berichtete.
Der psychische Zustand des Mannes reiche, um den Alltag im Gefängnis zu bewältigen, „aber in Wahrheit braucht er eine spezielle Therapie“, legte Wagner dar. So habe ihr Fritzl zuletzt berichtet, er sei von Bundeskanzler Christian Stocker angerufen worden, der ihm aufgetragen habe, „sich um die Kinder zu kümmern“. Weiters bilde sich Josef Fritzl, der in seiner Zelle viel fernschaue, ein, dass US-Präsident Donald Trump bei Pressekonferenzen mit ihm über Handzeichen kommuniziere. Bei seinen Lieblingssendungen – laut Wagner Schlager- und Volksmusik-Shows – gehe Fritzl davon aus, dass der Applaus nach Auftritten von Künstlern ihm gilt.
Wagner will „besseren Ort“ für Fritzl
Wagner wird daher beim Landesgericht Krems die Verlegung ihres Mandanten „an einen besseren Ort“ beantragen, kündigte die Juristin an. Allenfalls müsse mit einem psychiatrischen Gutachten eine nochmalige Überprüfung der psychischen Gesundheit des demnächst 90-Jährigen vorgenommen werden. Die allgemeine Abteilung in der JA Stein sei „sicher nicht der richtige Platz“ für einen Hochbetagten.
Auf die Frage, wie Fritzl auf seinen bevorstehenden runden Geburtstag blicke, erwiderte die Anwältin: „Er will alt werden. Er will so alt werden, bis er aus dem Gefängnis rauskommt.“
Ob und allenfalls wohin Fritzl verlegt wird, liegt grundsätzlich in der Zuständigkeit der Generaldirektion für den Strafvollzug und den Vollzug freiheitsentziehender Maßnahmen. Das Gesetz sieht auch amtswegige Überprüfungen vor, falls diese – etwa aus gesundheitlich-medizinischen Gründen – geboten erscheinen.
Von Fritzl geht laut Gericht „keine Gefährlichkeit“ mehr aus
Das Landesgericht Krems hatte im vergangenen Frühjahr festgestellt, dass von Josef Fritzl „keine Gefährlichkeit mehr ausgeht, die eine Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum erforderlich macht“. Die für die Unterbringung im Maßnahmenvollzug maßgebliche kombinierte Persönlichkeitsstörung sei „aufgrund einer umfassenden, fortschreitenden demenziellen Erkrankung und einem körperlichen Abbau“ sozusagen begraben worden. Die Gefährlichkeit des 89-Jährigen sei abgebaut, es sei mit keiner strafbaren Handlung mit schweren Folgen mehr zu rechnen.
Zudem wurde vom Fortschreiten einer chronischen Demenzerkrankung ausgegangen. Er wurde daher innerhalb der JA Stein vom Maßnahmenvollzug in eine Zelle in der Allgemeinen Abteilung überstellt.
Der Inzestfall in Amstetten war Ende April 2008 bekannt geworden. Josef Fritzl (der nun anders heißt) hatte seine Tochter über 20 Jahre in einem Kellerverlies gefangen gehalten und mit ihr mehrere Kinder gezeugt. Eines starb nach der Geburt. Im März 2009 wurde er in St. Pölten zu lebenslanger Haft verurteilt, gleichzeitig wurde die Unterbringung im sogenannten Maßnahmenvollzug aufgrund seiner Gefährlichkeit im Sinn des § 21 Absatz 2 StGB verfügt. Schuldig gesprochen wurde Fritzl wegen Mordes durch Unterlassung, Sklavenhandels, Freiheitsentziehung, Vergewaltigung, Blutschande sowie schwerer Nötigung – und damit in allen Anklagepunkten.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.