Die Apfelmarke „frisch-saftig-steirisch“ ist hierzulande längst ein geflügeltes Wort geworden. Doch die Rolle der Steiermark als wichtigstes Obstland Österreichs gerät ins Wanken. Wetterextreme, schwierige Marktverhältnisse und andere Herausforderungen setzen den heimischen Produzenten zu.
Obstbäume sorgen derzeit für eine prächtige Frühlingslandschaft in der Steiermark. Marillenbäume sind schon im Endstadium der Blütephase, bei Kirschen und Zwetschken geht es gerade richtig los, die Apfelblüte steht noch bevor. „Letztes Jahr war mit Abstand das früheste, das wir jemals hatten. Heuer befinden wir uns mit der Vegetationsentwicklung im Schnitt der letzten zehn, 15 Jahre in einer Normalsituation“, sagt Herbert Muster, Leiter des Obstbaureferats der Landwirtschaftskammer Steiermark.
„Grundnervosität im Frühjahr“
Die malerische Blütenpracht kann aber nicht über die trübe Stimmung unter den Obstbauern hinwegtäuschen. „Es gibt mittlerweile im Frühjahr eine gewisse Grundnervosität“, sagt Muster und meint damit die immer häufiger auftretenden Spätfröste, die binnen einer Nacht oft ganze Ernten vernichten können. Im Vorjahr gab es in der Steiermark die zweitkleinste Obsternte seit 2016.
Das „Klimathema“ sei derzeit die größte Herausforderung. „Ich glaube, dass der Obstbau in der Steiermark komplett neu gedacht werden muss“, so der Experte und setzt nach: „Betriebe, die weitermachen wollen, werden an Frostschutzberegnung auf kurz oder lang nicht herumkommen“. Solche Anlagen werden auch im Sommer wichtiger, um in extremen Hitzephasen für Bewässerung zu sorgen.
Das Kostenthema bei einer Frostberegnungsanlage ist relativ. Wenn ich damit nur einen Totalausfall abfangen kann, ist sie eigentlich schon finanziert.
Herbert Muster, Obstbau-Chef der Landwirtschaftskammer Steiermark
Die Branche ist aber auch von anderen Sorgen geplagt: Betriebe tun sich immer schwerer, Saisonarbeitskräfte zu finden. „Man sucht mittlerweile auch schon stark über die EU-Grenzen hinaus“, so Muster. Und eine nicht neue, aber sich immer mehr zuspitzende Entwicklung: Konkurrenz aus fernen Ländern, oft mit Billigst-Produktionsstandards. „Der Markt ist wesentlich internationaler geworden. Früher war in den Wintermonaten der Apfel in den Regalen dominant, jetzt sind z.B. auch Himbeeren und Heidelbeeren durch Importe Ganzjahreswaren.“
Angesichts der multiplen Probleme schrumpft die Zahl steirischer Obstbaubetriebe Jahr für Jahr, insbesondere Apfelbauern geben reihenweise auf. Das macht sich auch in der Ausbildung bemerkbar: 2014 wurde die einst florierende Obstbauschule in Gleisdorf aufgelassen und in die Weinbauschule Silberberg (Bezirk Leibnitz) eingegliedert. „Heuer haben wir nur vier Obstbauschüler, nächstes Jahr dürften es wieder neun oder zehn werden. Aber der Abwärtstrend in der Branche macht sich auf jeden Fall bemerkbar“, sagt Obstbau-Fachvorstand Gottfried Lafer. Sehr positiv angenommen werden laut Lafer die Bereiche Verarbeitung und Direktvermarktung sowie auch alternative Obstarten und „Exoten“. „Die reinen Apfelbauern, die für den Großhandel produzieren, werden weniger.“
Angesichts globaler Entwicklungen – Stichwort Handelskrieg – ortet Muster aber „erste Anzeichen für ein Umdenken der Politik. Selbstversorgung rückt wieder verstärkt in den Fokus“.
Für Laien klingt es zunächst nach einem Widerspruch, dass ausgerechnet gefrierendes Wasser die empfindlichen Blüten vor Frostschäden bewahren soll. Doch beim Gefrieren entsteht Wärme, die das Innere des Eispanzers vor Erfrierungen schützt.
Dieser Effekt wird mit Frostberegnungsanlagen erzielt, die gerade für Apfelbauern immer wichtiger werden. Das zeigte sich in der Steiermark auch im letzten Spätfrost-Frühjahr: Jene wenigen Betriebe, die schon auf Frostberegnung setzen – letztes Jahr nur rund acht Prozent der Gesamtflächen – sorgten für 42 Prozent der Erntemenge.
Letzten Herbst hat das Agrarressort des Landes daher eine Aufstockung der Förderung für Frostberegnungsanlagen auf 65 Prozent der Investitionskosten beschlossen. Seit Jahresbeginn gebe es einen regelrechten Ansturm, heißt es dazu aus dem Büro der zuständigen Landesrätin Simone Schmiedtbauer (ÖVP). Mehr als 60 Betriebe haben demnach bereits einen Antrag gestellt und teilweise die Projekte schon umgesetzt. „Wir hatten in den letzten zehn Jahren kaum mehr Vollernten. Es braucht daher einen wirksamen Werkzeugkasten gegen Klimaextreme“, sagt Schmiedtbauer und nennt das Apfelland Südtirol als Vorbild.
Trotz Finanzspritze bleibt für viele Betriebe die Wasserbeschaffung ein Problem: Speicherteiche sind je nach örtlichen Gegebenheiten nicht immer leicht umzusetzen.
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