Gefeiert wie Sieger

Am 85. Geburtstag den Marathon in Wien gelaufen

Sport-Mix
06.04.2025 20:10

Ein Marathon-Märchen, das viele Herzen berührte! Felix Pauli lief an seinem 85. Geburtstag den Vienna City Marathon in einer Zeit von 6:04:57 Stunden. Im September war der Läufer aus Leidenschaft wegen des Hochwassers im Tullnerfeld noch aus seinem Haus evakuiert worden. Danach reparierte er alles in Eigenregie. Ebenfalls ganz stark: Der 66-jährige Wiener Gerhard Wally absolvierte in Wien seinen 754. Marathon – nächsten Sonntag folgt in Linz Nummer 755!

Als die TV-Übertragung im ORF schon lange zu Ende war, gab es einen der emotionalsten Momente in der Geschichte des Vienna City Marathon!  Die Stimme des Stadionsprechers überschlug sich. Die Zuschauer, die zwischen Burgtheater und Rathaus noch da waren, waren hin und weg. Felix Pauli lief an seinem 85. Geburtstag ganz cool mit Sonnenbrille ins Marathon-Ziel und gewann als einziger Teilnehmer souverän seine Altersklasse. Er wurde mindestens so lautstark gefeiert wie Sieger Haftamu Abadi.

Von Kathrin Widu, Geschäftsführerin des Vienna City Marathons, gab es eine Torte. Im schon ziemlich leeren Gastronomiebereich am Rathausplatz stieß das Geburtstagskind dann mit der Familie und Freunden auf seinen Husarenstreich an. Der 85-Jährige sagte mit einem Lächeln: „Meine Füße spüre ich schon ganz schön. Dafür hat die Hüfte viel besser gehalten als erwartet.“ Zum Wetter sagte er: „Der Wind war schon eisig, aber im Großen und Ganzen ist es gut gegangen.“ Zum Empfang im Ziel meinte Pauli: „So etwas habe ich noch nie erlebt.“

Felix Pauli (Zweiter von links) stieß nach dem Marathon mit Sohn Georg (ganz links), Karl Alfred Erber (Mitte), Sohn Roman (Zweiter von rechts) und Bernhard Keiler, Präsident des 100 Marathon Club Austria, an. (Bild: Georg Pauli)
Felix Pauli (Zweiter von links) stieß nach dem Marathon mit Sohn Georg (ganz links), Karl Alfred Erber (Mitte), Sohn Roman (Zweiter von rechts) und Bernhard Keiler, Präsident des 100 Marathon Club Austria, an.

Großer Schreck in der Früh
In der Früh war sein Start noch an einem seidenen Faden gehangen. Nachdem er um 6.45 Uhr aus Asparn im Tullnerfeld mit seinen Söhnen Georg und Roman nach Wien gefahren war, war die U-Bahn so voll, dass das Marathon-Trio knapper als geplant zum Start kam. Sie gaben ihre Garderoben-Sackerln in einen der letzten dafür vorgesehenen Lastwagen. Als dieser weggefahren war, fiel Felix Pauli ein, dass seine Startnummer in dem Sackerl war. Sohn Georg rief daraufhin Andreas Maier, Pressesprecher des Vienna City Marathons, an. In Windeseile wurde eine Ersatz-Startnummer organisiert.

Trotz der Aufregung blieb der gelernte Herrenkleidermacher und spätere Kanalarbeiter der Gemeinde Wien cool: „Ich bin im Krieg aufgewachsen, habe erlebt, wie man aus Tieffliegern auf uns geschossen hat. Mich bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Das Wichtigste im Leben ist, dass man seinen Humor nicht verliert.“

Vergangenen September wurden Felix Pauli und seine Ehefrau evakuiert. In ihrem Haus in Asparn (Tullnerfeld) war das Wasser im Keller zwei Meter gestanden. (Bild: Georg Pauli)
Vergangenen September wurden Felix Pauli und seine Ehefrau evakuiert. In ihrem Haus in Asparn (Tullnerfeld) war das Wasser im Keller zwei Meter gestanden.
Danach machte sich Pauli an die Reparaturarbeiten. (Bild: Georg Pauli)
Danach machte sich Pauli an die Reparaturarbeiten.
Der topfitte 84-Jährige arbeitete von Früh bis Spät. Weihnachten war alles wieder in Ordnung. (Bild: Georg Pauli)
Der topfitte 84-Jährige arbeitete von Früh bis Spät. Weihnachten war alles wieder in Ordnung.

Hochwasser-Schäden selbst repariert
Mit dieser Einstellung ging er auch die Schäden des Jahrhundert-Hochwassers im Tullnerfeld im vergangenen September an. Nachdem er aus seinem Haus evakuiert worden war („der Keller stand zwei Meter unter Wasser und auch der Garten war komplett überschwemmt“), kehrte er voller Tatendrang zurück: „Das war wirklich viel Arbeit. Ich habe in der Früh die Augen aufgemacht, mein dreckiges Gewand angezogen und dann bis zum Abend geschuftet. Weihnachten war alles wieder in Ordnung.“

Der Läufer des LCC Asparn fügte lächelnd hinzu: „Ich lasse mir nicht so gern helfen, mache immer alles lieber selbst. Aber dieses Mal habe ich mich tatsächlich etwas übernommen. Seitdem zwickt meine Hüfte. Deshalb habe ich mich nicht so gut wie sonst auf den Marathon vorbereiten können.“

Gerhard Wally (links) mit Michael Reichetzeder, der seit 1984 jeden Vienna City Marathon gelaufen ist. (Bild: Gerhard Wally)
Gerhard Wally (links) mit Michael Reichetzeder, der seit 1984 jeden Vienna City Marathon gelaufen ist.

„Noch nie so viel Publikum in Wien gesehen“
Ebenfalls unglaublich ist die Geschichte von Gerhard Wally. Der Wiener lief Sonntag in Wien seinen 754. Marathon! Seine Zeit betrug dabei 5:20:50 Stunden! Der 66-Jährige sagte: „Ich bin seit 1986 bei jedem Vienna City Marathon dabei, aber so kalt hat sich das Wetter noch nie angefühlt. Besonders das Warten am Start war grauslich. Dafür habe ich in der ersten Hälfte des Marathons noch nie so viel Publikum an der Strecke gesehen. Die Leute waren dazu wirklich extrem laut.“

Am Abend ging er noch in die Therme Oberlaa: „Warmes Wasser und ein bisschen schwimmen tut mir gut. Dann bin ich am Montag wieder ziemlich fit.“ Kommenden Sonntag folgt dann in Linz sein 755. Marathon! Der Pensionist betont: „Ich laufe weiter mit sehr viel Freude. Mein Ziel ist es, gesund zu bleiben. Jeder Marathon, der noch dazu kommt, ist ein Geschenk.“

Die „Glorreichen Sechs“ wieder im Ziel
Ebenfalls legendär: Die „Glorreichen Sechs“ setzten ihre Serie fort. Das sind jene sechs Männer, die seit 1984 bei jeden Vienna City Marathon über die volle Distanz ins Ziel gekommen sind. Bei den Laufhelden handelt es sich um Alfred Biela (Geburtsjahr 1952), Gerhard Tomeczek (1953), Franz Gschiegl (1955), Michael Reichetzeder (1957), Erwin Reichetzeder (1965) und Bernhard Bruckner (1966).

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