Hielt Attentäter auf
Held von Aschaffenburg soll abgeschoben werden
Er bekam ein Dankesschreiben, eine Medaille für Zivilcourage: Er ist einer der beiden Männer, die den Täter von Aschaffenburg verfolgt haben, bis ihn die Polizei festnehmen konnte. Bei der Verfolgungsjagd geriet er zwischenzeitlich selbst ins Visier der Beamten. Nun erhält der 30-jährige Somalier endlich die mediale Aufmerksamkeit, die er verdient – und soll abgeschoben werden.
Er ist der bislang ungesehene Verfolger des Täters von Aschaffenburg, dem der bayerische Ministerpräsident Markus Söder schreibt: „In dieser Situation haben Sie in herausragender Weise Entschlossenheit und Mut bewiesen. Sie haben sofort reagiert und hilfsbereit gehandelt.“ Ahmed Mohamed Odowaa hat den Brief abfotografiert und zeigt ihn dem Aschaffenburger Medium „Main-Echo“ als Beweis.
Söder dankt für Zivilcourage
Odowaa war nicht nur Augenzeuge der grausamen Tat von Aschaffenburg im Jänner, bei jener ein zwei Jahre alter Junge und ein 41 Jahre alter Familienvater durch ein Messer getötet sowie ein kleines Mädchen und ein weiterer Mann schwer verletzt wurden. Er war auch einer der beiden Männer, die den Täter anschließend so lange verfolgten und im Blick hatten, bis die Polizei den Mann festnehmen konnte. Viel mediale Aufmerksamkeit erhielt der 30 Jahre alte Somalier dafür bislang nicht. Söder nennt den Einsatz in einem Brief ein „eindrückliches Beispiel für Zivilcourage“, der „Dank, Anerkennung und höchsten Respekt“ verdiene.
Die mediale Berichterstattung um Odowaa ist derzeit groß: Denn ihm droht die Abschiebung trotz seiner Zivilcourage:
„Wollte dafür sorgen, dass er niemand Weiteres verletzt“
Bei seiner Verfolgungsjagd geriet Odowaa zwischenzeitlich selbst ins Visier der Beamten. Der Angreifer war ihm und seinen Freunden zuvor schon seltsam in Erscheinung getreten, da er sie nach „Marihuana, Haschisch oder Zigaretten“ gefragt habe, was Odowaa und seine Freunde verneinten. Die Angaben Odowaas bestätigte auch die Staatsanwaltschaft.
Als der 30-Jährige Schreie hörte, dachte er sofort an den Mann, der sie zuvor angesprochen hatte, weil dieser ihm komisch vorgekommen sei. Er wollte eingreifen, als er den Täter und den 41-Jährigen in der Folge tödlich verunglückten Familienvater am Boden rangelnd sah. Der offenbar psychisch kranke 28-jährige Afghane ergriff die Flucht, mit dem Wissen, verfolgt zu werden. „Ich wollte dafür sorgen, dass er keine anderen Menschen verletzt“, sagt Odowaa.
Zwischenzeitlich sind seine Verfolger nicht mehr da – auf Anfrage der Staatsanwaltschaft wird später klar, weshalb. Denn die beiden Somalier wurden vorläufig festgenommen, da der Verdacht bestand, es handelte sich um Tatbeteiligte. Zwangsläufig beendeten die beiden ihre Verfolgung. Erst ein weiterer Verfolger, den Odowaa als „italienischen Mann“ beschreibt, stellt klar, dass der 30-jährige Somalier nicht der gesuchte Angreifer ist.
Ich wollte dafür sorgen, dass er keine anderen Menschen verletzt.
Der 30-jährige Ahmed Mohamed Odowaa
Söder dankt ihm daraufhin nicht nur für seinen Einsatz nach der schrecklichen Gewalttat im bayerischen Aschaffenburg. Er verleiht ihm sowie weiteren Retterinnen und Rettern im Mai zudem die Christophorus-Medaille. Sie wird laut Staatskanzlei für Rettungstaten verliehen, die unter besonders schwierigen Umständen, aber ohne unmittelbare Lebensgefahr für den Retter ausgeführt worden sind. Trotz seines mutigen Einschreitens ist heute ungewiss, wie lange Odowaa noch in Deutschland bleiben darf.
Der heute 30-Jährige kam im Jänner 2024 aus Italien nach Deutschland. Papiere besitze er nicht, lediglich die Kopie eines vorläufigen Dokuments trage er bei sich. Er wäre in Deutschland geduldet, ist in einer Geflüchtetenunterkunft im Kreis Aschaffenburg untergebracht. Auch arbeiten würde er gerne, wie er sagt. „Ich darf nicht bleiben, möchte es aber gerne“, so der Somalier gegenüber „Main-Echo“.
Held wird nicht vor Abschiebung bewahrt
Anfang April erhält Odowaa wieder Post in Form einer mündlichen Information – der schriftliche Bescheid steht noch aus. Dieses Mal handelte es sich aber um keine Medaille oder Dankesschreiben: Er müsse bis zum 8. Juli nach Italien ausreisen.
Kurz nach der Aschaffenburger Tat hält Söder bei einer Gedenkfeier eine Rede. Er danke nicht nur dem Familienvater, der durch sein Eingreifen die Kinder beschützt und dies mit dem Leben bezahlt hatte. Auch andere Passanten hätten „den Täter verfolgt“ und damit vermutlich „weitere Attacken auf Unschuldige“ verhindern können, erklärt der Ministerpräsident.
Den Dank des Ministerpräsidenten bekommt der 30-jährige Somalier nun zu spüren. Vor einer Ermittlungsrichterin im Fall um den tödlichen Messerangriff von Aschaffenburg legte Odowaa eine Aussage ab, die auf Video aufgezeichnet wurde. Diese audiovisuelle Aufzeichnung könne laut der Staatsanwaltschaft dann Verwendung finden, falls der Zeuge später nicht mehr zur Verfügung stehen würde – etwa weil er sich nicht mehr in Deutschland aufhält.
Nach jetzigem Stand wird Odowaa das Land verlassen haben– noch bevor der Prozess am Aschaffenburger Landgericht beginnt. Die drohende Abschiebung hat lauten Einspruch hervorgerufen: In zwei Petitionen werden die bayerischen Behörden aufgefordert, die Entscheidung zu überdenken.
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