Seit 1961 war sie die Frau und Gefährtin von Günter Brus und als solche Stütze, Inspiration und Mit-Akteurin seiner legendären Aktionen. Am 4. April ist Anna Brus nun nach langer schwerer Krankheit verstorben
Günter Brus, Otto Muehl, Hermann Nitsch, Rudolf Schwarzkogler – das sind die vier Männer, die als Wiener Aktionisten mit ihrer radikalen Kunst berühmt wurden. Doch ihr Ruhm wäre ohne eine Frau wohl kaum denkbar gewesen: Als Anna Steiner kam sie 1943 in Kroatien auf die Welt, floh in die Steiermark, lernte Günter Brus kennen und lieben – und wurde weit mehr als seine Ehefrau.
Als er 1964 seine erste Aktion plante, war sie die einzige Bühnenpartnerin, die er sich vorstellen konnte. Und seine Mitstreiter zogen nach: Auch für Muehl und Schwarzkopf stand sie als Modell, Gesprächspartnerin und Muse zur Verfügung. Und als Hermann Nitsch nicht wusste, wo er Innereien für sein Orgien Mysterien Theater herbekommen sollte, war sie es, die zum Schlachthof ging.
Später, als ihr Mann wegen der sogenannten „Uni-Ferkelein“ in U-Haft saß, wurde sie seine lautstarke Verteidigerin. Nach der Flucht nach Berlin hielt sie die Familie als Modemacherin über Wasser. „Ich habe ihn immer aufgefangen“, sagte sie dazu in einem Interview für eine Ausstellung im Grazer Bruseum, in der erst vor kurzem ihre Rolle für den Wiener Aktionismus geehrt wurde.
Am 4. April ist Anna Brus nun nach langer schwerer Krankheit in Graz friedlich eingeschlafen. „Sie hat als starke Frau, Feministin und unmittelbare Zeitzeugin authentisch und unverblümt über die zahlreichen Zwischentöne der (Kunst-)Geschichte gesprochen – und das bis zuletzt, wo nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch im Kunstbetrieb eine zeitgeistige Schwarzweißmalerei vorherrscht und die Political Correctness den offenen und ehrlichen Blick auf die Vergangenheit verstellt“, kommentiert das Universalmuseum in einer ersten Reaktion.
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