Donald Trump hat die Welt aus Überzeugung ins Chaos gestürzt. Bereits in den 90er-Jahren sprach er mit dem Erotikmagazin „Playboy“ über seine horrenden Zollträume. Ein Blick ins Innere seines Plans zeigt, wie verdreht seine Vorstellung von Ökonomie wirklich ist.
Wer ist Donald Trump? Worauf legt er wert? Was ist ihm wichtig? Diese Fragen geisterten vor der ersten Amtszeit des ehemaligen TV-Stars in den Regierungsstuben dieser Welt herum. Um das Rätsel Trump zu entwirren, knallten politische Berater von Tokio bis Berlin ihren Staatsführern ein Erotikmagazin aus dem Jahr 1990 auf den Tisch.
Der New Yorker Baumeister hatte dem „Playboy“ ein Interview darüber gegeben, wie er die Dinge als US-Präsident händeln würde. Der Blick zurück erleuchtet: Trump meint es ernst mit seinen Zöllen. Bis heute sieht er darin die „Rettung“ der USA. Jener Vereinigten Staaten von Amerika, die er bereits damals als „Lachnummer“ bezeichnete.
„Eine harte Haltung würde sich durchsetzen. Ich würde eine Steuer auf jeden Mercedes-Benz erheben, der in dieses Land kommt, und auf alle japanischen Produkte, und wir hätten wieder wunderbare Verbündete“, skizzierte Trump vor mehr als 30 Jahren seine protektionistische DNA, die die Weltwirtschaft aktuell in den Abgrund reißt. Zu weich, zu nett – und nicht brutal genug. Das Interview legt eine erstaunliche Linientreue eines Mannes offen, der seine Meinung bisweilen stündlich ändert.
Die Irren regieren das Irrenhaus
Für die Verwirklichung seiner heiß geliebten Zölle brauchte der 79-Jährige aber Narrenfreiheit. Der Unterschied zu seiner ersten Amtszeit ist, dass die Insassen nun die Anstalt regieren. Die „Adults in the Room“ („Erwachsenen im Raum“) wurden durch Ja-Sager und Ideologen ersetzt, die seine Ideen befeuern. Was sich der Republikaner in den Kopf setzt, wird ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen.
Wie faul Trumps Zollwahnsinn im Kern ist, zeigt ein Blick auf den Zahlenguru des selbsternannten Zahlenkönigs. Peter Navarro gilt als zentraler Architekt der neuen Anti-Handelspolitik der USA. Der Voodoo-Ökonom wurde von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner während seiner ersten Amtszeit angeworben.
Dieser hätte auf Amazon nach Wirtschaftsautoren gesucht, die die Ansichten seines Schwiegervaters bestärkten, besagt eine Legende. Navarros Buchtitel „Tod durch China“ hätte ihm zugesagt. Seither steht der ehemalige Professor für Wirtschaft und öffentliche Ordnung fest an der Seite des US-Präsidenten.
Ein Hochstapler als Taktgeber
Navarro ist ein Anhänger der Verschwörungstheorie der „gestohlenen Wahl“ im Jahr 2020. Dem Ex-Häftling dienten Lügen immer wieder als Werkzeug für persönlichen Fortschritt. In seinen „Sachbüchern“ kommt seit 2001 häufig ein gewisser Ron Vara, ein vermeintlicher Wirtschaftsexperte, zu Wort. Der wiederkehrende Charakter und angebliche Havard-Absolvent bewirbt in den Büchern Navarros jenen ökonomischen Nationalismus, der nun im Weißen Haus regiert.
Blöd nur, dass es diese Person gar nicht gibt. Ron Vara (ein Anagramm für „Navarro“) ist nachweislich eine Erfindung Navarros. Ein „kleiner Spaß“, wie er selbst im Jahr 2019 zugab. Seine Co-Autoren fanden das nicht so erheiternd wie Trumps wichtigster Wirtschaftsberater. Selbst sie wollen von seiner Quellenfälschung nichts gewusst haben.
Der US-Präsident begründet den heftigsten Eingriff in die freien Märkte seit 1930 also auch mit den Aussagen eines Hochstaplers, der in seinen Büchern Experten erfindet – und die USA in eine Autarkie verwandeln möchte.
President Dumb!
So wird Trump in Fachkreisen genannt.
„President Dumb“, wie Trump mittlerweile in Fachkreisen genannt wird, hat jedoch nicht einmal seinen eigenen Lebenstraum richtig berechnen können. Der Mathematik aus dem Weißen Haus liege eine „bösartige Dummheit“ zugrunde, befand Wirtschaftsexperte und Nobelpreisträger Paul Krugman jüngst in einem Blogbeitrag.
Peinlich-Zölle werden in Fachkreisen vernichtet
Die krude Formel, die absolut nichts mit wechselseitigen Zöllen zu tun hat, ist mittlerweile bekannt. Das blamable Zahlenkonstrukt mute an, als würde es der Feder eines Studenten entspringen, der das Lehrmaterial nicht kennt und sich innerhalb weniger Stunden, selbst etwas zusammenreimt, so Krugman. Das Motto: Vier gewinnt. Hauptsache, nicht durchfallen!
„Wenn das Schicksal der Weltwirtschaft auf dem Spiel steht, ist die bösartige Dummheit des politischen Prozesses wohl genauso wichtig wie die Politik selbst. Wie kann irgendjemand, ob Geschäftsleute oder ausländische Regierungen, dem vertrauen, was von einer Regierung ausgeht, die sich so verhält?“, legte der Experte ein weiteres Dilemma offen.
Die Antwort: Niemand kann einer US-Regierung vertrauen, die sich stündlich widerspricht. Durch Inkompetenz besticht. Durch Abgehobenheit beschämt und durch Durchtriebenheit verunsichert. Würden Sie einen Urlaub in einem Ressort buchen, das Ihnen auf jeder Buchungsplattform etwas anderes verspricht? Es verwundert nicht, dass erste Konzernriesen, einmal abwarten wollen, was Trumps Wettschein überhaupt wert ist.
In Trumps Plänen – damals wie heute – geht es ausschließlich um Dinge, die er anfassen kann. Physische Produktion soll in den USA ein großes Comeback feiern. Geistliche Dienstleistungen (Meta, Netflix und Co.) wie Big Tech finden in seinen Kalkulationen keinerlei Berücksichtigung. Ausbeutungsbetriebe sollen den Innovationsgeist, der die USA reich macht, wieder ablösen.
Doch wer will freiwillig in sogenannten Sweatshops arbeiten? Eventuell könnten die gerade von Elon Musk entlassenen Bundesbediensteten dazu animiert werden, lautet eine Idee von US-Finanzminister Scott Bessent. Auch hierzu hat Krugman eine klare Haltung: „An diesem Ansatz ist so viel falsch, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll.“
Trump baut seine Zollpolitik auf ein schiefes Fundament, das sich nur auf den physischen Güterverkehr konzentriert. „Wenn man nur den Warenhandel betrachtet, hat die Europäische Union einen beträchtlichen Handelsüberschuss, der jedoch durch ein EU-Defizit im Dienstleistungshandel weitgehend ausgeglichen wird.“ Trump besteuert also US-Defizite mit anderen Ländern und Staatenbünden, die zum Teil gar nicht existieren. Es handelt sich um eine künstliche Verarmung der US-Bevölkerung mit Ansage.
Wenn Macht stockbesoffen macht
Doch das „stabile Genie“ sucht kein Gleichgewicht und hängt geistig in den 90er-Jahren fest. Trump bastelt an einem US-Tyrannen, der andere Nationen vor sich hertreiben soll. Der Präsident der größten Wirtschaftsmacht der Welt agiert dabei jedoch wie jemand, der seine wirtschaftliche Expertise tatsächlich aus einem Erotikmagazin bezieht.
Wir leben mittlerweile in einer Welt, in der die chinesische Botschaft in Washington Reden von Ronald Reagan in sozialen Medien verbreitet, um für freien Handel und gegen Trumps Protektionismus zu werben (Tweet oben). Spätestens hier setzt ein leichter Drehschwindel ein.
Der republikanische Senator John Kennedy verglich die Zölle jüngst mit amerikanischem Whiskey: Ein paar Tropfen zu viel lassen einen stockbesoffen werden – und eine Nation zu einer trostlosen Lachnummer verkommen ...
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