Der gefallene René Benko wollte Ostern anstatt in Einzelhaft lieber im Hausarrest in Wien verbringen. Am Montagnachmittag fand dazu eine neuerliche Haftprüfung statt. Für den Tiroler verlief diese erwartungsgemäß erfolglos. Trotzdem müssen die Korruptionsjäger jetzt rasch liefern.
Am Montag wurde der Immobilien-Jongleur im Landl erneut der Haftrichterin vorgeführt. Sein Anwalt Norbert Wess forderte die Enthaftung, pochte auf Hausarrest in einer Wiener Wohnung bis zu einem möglichen Prozess. Die WKStA hielt dagegen: „Haftgründe liegen weiterhin vor“, so ein Sprecher. Dem folgte die Richterin – wegen Tatbegehungsgefahr wurde die U-Haft verlängert: „Das Gericht geht weiterhin von dringendem Tatverdacht aus, ebenso vom Vorliegen der Haftgründe“, hieß es seitens des Landesgerichts.
Die Korruptionsjäger müssen sich dennoch beeilen, denn nach sechs Monaten in U-Haft muss diese besser begründet werden. Benko wurde am 23. Jänner verhaftet, lebt nun seit zweieinhalb Monaten in einem der wenigen Einzelhafträume im Wiener Landesgericht. Seine Zeit verbringt der 47-Jährige, wie die „Krone“ berichtete, mit langen Anwaltsterminen – und mit Yoga.
Scheibchenweise Aufarbeitung
Es ist damit zu rechnen, dass noch vor dem Sommer eine erste Anklage gegen den Tiroler in einem der zahlreichen Verfahrensstränge erhoben wird. Die WKStA hat das Team dafür aufgeteilt. Sind einzelne Sachverhalte fertig, sollen diese sofort in einem Prozess münden. Die komplexe Causa soll demnach scheibchenweise aufgearbeitet werden.
Benko hätte dann nach einer möglichen Verurteilung in Folgeprozessen mit „Zusatzstrafen“ zu rechnen.
Welcher Ermittlungsstrang wird zuerst fertig? Darüber hält sich die Behörde bedeckt. Es ist aber davon auszugehen, dass etwa das Faktum, wonach Benko Bestandteile seines Vermögens beiseitegeschafft bzw. verschleiert hat, rasch erledigt werden könnte. So seien etwa Luxusuhren und Manschettenknöpfe, die eigentlich dem Masseverwalter zur Verwertung für die vielen Gläubiger gebühren würden, in einem Safe bei der Tante seiner Frau gefunden worden.
Die WKStA sah deshalb zuletzt, und wegen mutmaßlich gefälschter Rechnungen, nach wie vor „Verdunkelungsgefahr“. Die Haftrichterin hatte die U-Haft bereits Ende Februar wegen Tatbegehungsgefahr verlängert.
„Geldkarussell“: Bald fertig ermittelt
Auch das berühmte „Geldkarussell“ könnte rasch ausermittelt sein. Dabei geht es um einen potenziellen Taschenspielertrick, den Benko im Rahmen einer Kapitalerhöhung der Signa Holding im Sommer 2023 angewendet haben soll. Die Investoren sollten ein letztes Mal 350 Millionen Euro einschießen, Benko soll den Eindruck erweckt haben, mit gutem Beispiel voranzugehen und über seine „Familie Benko Privatstiftung“ 35 Millionen fließen zu lassen. Tatsächlich sollen die 35 Millionen jedoch der Signa-Gruppe entzogen und im Kreis geschickt worden sein.
In spätestens zwei Monaten wird eine neuerliche Prüfung stattfinden.
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