Experte analysiert

„Psychologische Faktoren“: Wie Extrem-Raser ticken

Oberösterreich
08.04.2025 06:00

Mit 206 km/h im Lamborghini auf der Westautobahn oder mit 129 km/h durch einen 70er – am Wochenende schlugen die Bleifüße wieder zu. Was lässt vor allem junge Männer das Gaspedal derart durchdrücken? Ein Experte für Verkehrssicherheit analysiert.

Mit 206 km/h überholte am Wochenende ein Tscheche (49) in seinem Lamborghini auf der Westautobahn eine Zivilstreife. Seine originelle Ausrede gegenüber den Beamten: Das schnelle Fahren sei mit seinem Boliden kein Problem, denn er habe „sehr gute Bremsen“ – die „Krone“ berichtete.

In der Nacht auf Montag legte sich die Verkehrspolizei dann auf der Salzburger Straße in Linz auf die Lauer. Ergebnis: Zehn Strafen wegen Raserei und durchdrehender Reifen. Ein Probeführerscheinbesitzer jagte überhaupt mit 129 km/h durch eine 70er-Zone.

Die Polizei stoppte einen 49-Jährigen im Lamborghini Huracán. (Bild: ingo barenschee)
Die Polizei stoppte einen 49-Jährigen im Lamborghini Huracán.

„80 Prozent der Raser sind Männer“
Der Lenkerneuling fällt wohl genau ins Schema, das Walter Marchl vom Linzer Unternehmen Drive Consult skizziert: „80 Prozent der Raser sind Männer. Und ein Großteil davon ist unter 27 Jahre alt“, sagt der Experte für Verkehrssicherheit.

Seine Mitarbeiter führen Nachschulungen für Lenker durch, die ihren „Schein“ wegen Raserei oder Alkohols am Steuer abgeben mussten.

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Rasern geht es oft um Anerkennung in einer Gruppe. Um das „Posen“, um sagen zu können: Ich wurde dabei noch nie erwischt.

(Bild: Gute Fahrt West GmbH)

Walter Marchl, Experte für Verkehrssicherheit

Auf der Suche nach dem Kick
„Für extremes Rasen gibt es externe Faktoren wie Termindruck. Die sind aber eher selten“, erklärt Marchl Gründe, weshalb Lenker das Gaspedal durchdrücken. „Der große andere Teil sind interne psychologische Faktoren.“ Bleifüßen gehe es oft um den besonderen Kick.

„Wie einer, der beim Klettern sagt, ich brauche kein Seil.“ In Oberösterreich sei zudem die Tuning-Szene stark vertreten, so Marchl. In einschlägigen Gruppen würden sich Lenker durch extremes Rasen jene Anerkennung holen, die ihnen in Job oder Familie fehlt.

„Das Imponiergehabe nimmt nach 27 ab“
„Das Extremrasen betrifft wirklich eher die Jüngeren. Das Imponiergehabe nimmt nach 27 deutlich ab, wenn eine Familie gegründet wird, wenn alles gesetzter ist“, so Marchl, der eine ungewöhnlich Lösung andenkt: „Man könnte ja Autos auf eine gewisse Geschwindigkeit limitieren. Wenn ich maximal 130 km/h fahren darf, braucht theoretisch niemand ein Auto, das 160 geht. Ich war lang im Mittleren Osten. Wenn man da schneller als 120 km/h fährt, piepst das Auto wie die Hölle, der Alarm hört nicht auf.“

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