Ein Nummer-eins-Album und eine volle Wiener Stadthalle, aber auch Verluste im privaten Bereich. Für Edmund waren die letzten Jahre eine Achterbahnfahrt, die mitunter auf dem Viertwerk „Legende“ in Ton gegossen wurde. Der „Krone“ erzählen sie im Interview, wie sie seit acht Jahren zusammenarbeiten, warum Kontraste wichtig sind und weshalb ein bissl Schmäh erlaubt sein muss.
Der Kreislauf des Lebens ist manchmal gar besonders herausfordernd. Seit sich Markus Kadensky und Roman Messner 2017 zum Austropop-Duo Edmund geformt haben, ging es stets steil bergauf. Mit dem 2018er-Debütalbum „Freindschoft“ landete man auf Platz vier der heimischen Albumcharts und punktete mit Singles wie „Lebmsgfüh“, „Prinzessin“ oder „Zam oid weardn“. Die Hoffnung auf ein freies Lebensgefühl traf man mit dem Nachfolger „Leiwand“. Das Album kam einen Monat nach Verkündung des ersten Lockdowns raus, wurde mit einem Amadeus Award prämiert und die gleichnamige Hit-Single ist noch heute der Signature-Song des Duos. Anfang 2022 folgte mit „Fein“ der dritte Streich und neue Höchstleistungen wurden erreicht. Erstmals setzte man sich an die Spitze der Charts, dazu gab es einen unvergesslichen Auftritt in der Wiener Stadthalle. Doch wo Licht, da auch Schatten. Im selben Jahr verlor Kadensky seinen geliebten Vater an Krebs, wodurch all die Erfolge und Triumphe mit der Band erst einmal unwichtig waren. Nicht nur, aber vor allem ihm zollt die Band mit dem Album „Legende“ und dem gleichnamigen Song nun Tribut.
Legendenstatus
„Natürlich geht es in meinem Fall um meinen Vater“, so der Musiker im „Krone“-Gespräch, „eine absolute Vorbildfigur, den ich immer stolz machen wollte in eine Richtung, die man vielleicht doch nie erreicht. Mein Vater und ich hatten keine leichte Beziehung, dementsprechend wird textlich viel offengelassen, denn es sich soll jeder darin finden können, der mit dem Thema Verlust in der Familie oder im Freundeskreis schon einmal konfrontiert wurde.“ Kompagnon Roman Messner zieht die Kreise gleich weiter. „Eine Legende kann die Oma sein, es kann aber auch ein Lehrherr während der Ausbildung sein, der dich bei der Hand nimmt und dich zu ungeahnten Dingen animiert.“ Mit dem Terminus Legende wird in der heutigen Gesellschaft zuweilen sehr salopp umgegangen. Für Edmund ist klar, dass eine Legende jeder sein kann – es kommt immer auf die jeweilige Bedeutungsebene an.
Knapp dreieinhalb Jahre sind seit dem letzten Edmund-Album vergangen. Das Ziel war trotz des großen Erfolgs des Vorgängers „Fein“, wieder verstärkt zur Basis zurückzukehren. So hat man sich wieder mit alten Produzenten- und Songwritingkollegen zusammengesetzt und wieder stärker im klassischen Edmund-Songtextkanon gewütet. „Wir wollten wieder mehr Gassenhauer machen“, bringt Kadensky es auf den Punkt, „das letzte Album war nicht schlecht, aber wir haben uns künstlerisch einige Freiheiten gegönnt und sind stärker von unserem typischen Sound abgewichen. Jetzt sind wir wieder zu unseren typisch-österreichischen Themen zurückgekehrt, mit denen sich die Leute identifizieren können.“ Dazu zählt etwa der flotte Song „Schweinehund“, der die Krux mit dem richtigen Umgang mit ebenjenem anspricht. „Die Größe des Schweinhunds in uns ändert sich immer wieder“, lacht Messner, „manchmal ist es ein kleines Ferkel, dann eine richtig ausgewachsene Sau. In dem Fall muss man sie halt wieder zurechtstutzen.“
Reise in die Vergangenheit
Musikalisch setzen Edmund auf gewohnt eingängige und gut verdauliche Kost. Hymnische Songstrukturen, die Arenen-tauglich und leicht konsumierbar sind, gehören zum wichtigsten Erfolgsrezept der Band. Dabei setzt das Duo, das sich live zu einem Sextett ausweitet, stark auf Kontraste. Balladeske Momente und schnelle Ausritte halten sich ebenso die Waage, wie ungezwungenere Partysongs und tiefgründige Alltagsbeobachtungen. Zu den leichteren Kapiteln gehören etwa der Opener „Summasun“, die bereits erfolgreich rotierende Urlaubs-Single „Jesolo“, oder der Song „Lieder“, in dem sich Messner nicht nur an seine erste Nova-Rock-Erfahrung mit Green Day 2005 zurückerinnert, sondern diverse internationale „Song-Easter-Eggs“ versteckt sind – viel Spaß bei der Entdeckungsreise. „Der Text spricht uns aus der Seele, weil uns Musik schon unser ganzes Leben lang begleitet. Er spiegelt auch ein bisschen unseren Werdegang wider und lädt ein, zurückzureisen.“
Edmund verwehren sich dagegen, als inhaltliche Retro-Band bezeichnet zu werden. Dass die Nostalgie und Erinnerungen an unbeschwerte Zeiten aber einen Löwenanteil der Inhalte einnehmen, lässt sich nicht leugnen. Man reist gerne zurück in die unbeschwerte Jugendzeit, besingt die Freundschaften der alten Tage und lässt sich von den tief im Kopf gespeicherten Erlebnissen treiben. „Wir stecken aber nicht in der Vergangenheit fest“, betont Messner, „wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Man wird erwachsen, bekommt Kinder, Arbeit und Leben verändern sich. Manchmal denkt man eben gerne an die ungezwungenen Partys von früher zurück. Deshalb bleiben alte Geschichten aber trotzdem alte Geschichten.“ Für etwas Aufruhr könnte die „Mamaschnitte“ sorgen. Der Track hat nichts mit einem Ödipus-Komplex zu tun, sondern soll eine Huldigung an alle Mütter da draußen sein. „Viele Frauen machen sich nach dem Kinderkriegen Sorgen um ihr Aussehen, aber wir Männer lieben sie, wie sie sind. Der Song ist mit ein bisschen einem Schmäh zu sehen und eine Ode an alle Mamas.“
Keine Lust auf „Dancing Stars“
Nach acht Jahren gemeinsamer Erfahrungen und vier Alben sind die „zwei Edmunds“ längst so zusammengewachsen, dass es keine Geheimnisse mehr gibt. „Wir zwei haben uns auf jeden Fall kennengelernt“, lacht Kadensky, „wir sind auch im Zugang zur Musik sehr unterschiedliche Typen. Ich bin eher der Feinfühlige, während der Roman dann alle Ideen ausarbeiten und verändern möchte. Am Ende des Tages treffen wir uns und alles greift ineinander, deshalb funktioniert unsere Zusammenarbeit so gut.“ Dass es zwischendurch auch mal wild kracht, versuchen die beiden erst gar nicht zu verleugnen. „Wie bei Geschwistern“, so Messner, „dann ist halt kurz Funkstille, aber es ist auch erlösend und wir verstehen uns nachher besser als vorher.“ Soloambitionen hegen beide noch keine. „Es gibt in der Branche ja viele, die dann alleine singen, Moderatoren werden oder tanzen gehen“, lacht Kadensky, „wir sind froh, dass wir das machen können, was wir immer machen wollten, und wissen das zu schätzen.“
Live in ganz Österreich
Ab Ende Mai gehen Edmund auf große Tour, wofür man auch das Live-Setting ordentlich aufgepimpt hat. Man darf sich vielleicht keine Rammstein-Show erwarten, neben den emotionalen Piano-Momenten werden die beiden aber auch ordentlich aus allen Rohren feuern. „Wir möchten den Leuten was bieten und im Vergleich zum letzten Mal noch einen draufsetzen“, so Kadensky, „jeder soll nach der Show aus der Hallen gehen und sagen: ,Scheiße, war das geil‘.“ In Österreich sind Edmund an folgenden Terminen live zu sehen: 23. und 24. Mai Gasometer Wien, 30. Mai Kuppelarena Telfs, 31. Mai und 1. Juni Rathausplatz Gmunden, 28. Juni Hauptplatz Fürstenfeld, 18. Juli Schlosswiese Moosburg, 6. September Festivalgelände Wiesen, 20. September VAZ Open Air St. Pölten und 3. Oktober Werkstattbühne Bregenz. Unter www.oeticket.com gibt es weitere Infos zu den Karten und allen Terminen.
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