Der Zustand zahlreicher europäischer Gewässer ist aktuellen Studien zufolge wegen schädlicher Mikroplastik-Partikel in einem besorgniserregenden Zustand.
Die französische Tara Foundation ließ insgesamt 14 Untersuchungen von folgenden europäischen Flüssen durchführen: Elbe und Rhein, Ebro in Spanien, Garonne, Loire, Rhône, Seine in Frankreich sowie der Themse in Großbritannien und dem Tiber in Italien. Durchschnittlich schwimmen laut den Studien „drei Partikel pro Kubikmeter Wasser“ in den Fließgewässern.
3000 Plastikpartikel pro Sekunde
Zwar ist die Mikroplastik-Belastung in diesen Flüssen den Studien zufolge weitaus niedriger als in den zehn am stärksten verschmutzten Flüssen der Welt wie Mekong, Nil und Ganges, wo die Verschmutzung bei 40 Mikroplastik-Partikeln pro Kubikmeter liegt. Wenn man jedoch die Durchflussmengen berücksichtige, „haben wir in Valence in der Rhône eine Durchflussmenge von 1000 Kubikmetern pro Sekunde“, meint der Forschungsleiter für Ökotoxikologie für Wasserlebewesen des französischen Forschungsinstituts CNRS, Jean-François Ghiglione.
Dies bedeute „3000 Plastikpartikel pro Sekunde“. Das Mikroplastik gerät unter anderem durch die Nutzung von Plastikflaschen und das Waschen von Kunstfaserkleidung ins Wasser. „Die Verschmutzung findet sich in allen europäischen Flüssen“, bilanziert Ghiglione.
„Mikroplastikteile sind kleiner als ein Reiskorn“, erläuterte die CNRS-Physikochemikerin Alexendra Ter Halle. Sie sind kleiner als fünf Millimeter, die kleinsten sind mit bloßem Auge nicht erkennbar. In den Wasserkreislauf gelangen sie etwa durch das Waschen von Kleidung aus synthetischen Materialien, durch den Abrieb von Autoreifen auf der Straße, aber auch durch Kosmetik oder die Nutzung von Plastikgranulat durch die Industrie.
Masse der Kleinstpartikel größer als jene der sichtbaren
Die Wissenschaftler stießen bei ihren Untersuchungen auf ein „überraschendes“ Ergebnis: Die Masse der Kleinstpartikel sei größer als die Masse an sichtbaren Mikroplastik-Partikeln. Insbesondere diese mikroskopisch kleinen Partikel seien aber besonders gefährlich: Denn sie verteilten sich über den gesamten Flussverlauf und würden von vielen Tieren und Organismen aufgenommen. Unerwartet war laut den Studienautoren außerdem der Befund, dass es sich bei einem Viertel des gefundenen Mikroplastiks in den französischen Flüssen nicht um Abfall, sondern um Plastikrohstoff der Industrie handle.
EU arbeitet an strengeren Mikroplastik-Regeln
In Brüssel laufen derzeit Verhandlungen für ein EU-Gesetz, das Unternehmen strengere Regeln für den Umgang mit Mikroplastik vorschreiben soll. Ab einer gewissen Größe sollen sie den Entwürfen zufolge sicherstellen, dass Kunststoffgranulat aus ihrer Produktion nicht in die Natur gelangt. Passiert das doch, sollen die Firmen für die Säuberungsarbeiten zahlen.
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