Ankunft in Wien

Begeisterter Empfang für serbische Protest-Radler

Wien
07.04.2025 22:47

Serbische Studierende haben nun ihren Protest gegen die Regierung in Belgrad auch nach Österreich getragen. Denn eine Gruppe Dutzender Demonstranten, die vor vier Tagen in Novi Sad gestartet waren und nach Straßburg radeln möchte, ist am Montagabend in Wien angekommen. Dort wurden sie von Vertretern der serbischen Diaspora begeistert empfangen.

Bereits Stunden vor ihrer Ankunft warteten rund 2000 Serben – nicht nur in Österreich wohnhafte, sondern auch extra angereiste – auf ihre „Helden“, die gegen die Regierung von Aleksandar Vučić kämpfen. Mit fast vier Stunden Verspätung kamen die 80 Studentinnen und Studenten um 21.15 Uhr am Maria-Theresien-Platz an und wurden von der serbischen Diaspora in Wien gefeiert wie Olympiasieger. Im Ziel fielen einander die Radler in die Arme und hoben ihre Rennräder hoch. Für die erfolgreich absolvierte fünfte Etappe auf dem Weg in die Europa-Hauptstadt Straßburg gab es sogar Urkunden und Medaillen. 

„Zehntausende Menschen wollen nach Serbien zurückkehren, unter einer Bedingung: Dass sich etwas ändert in Serbien“, sagte der 19-jährige Petar nach der Ankunft. „Aus diesem Grund sind wir auf dem Weg nach Straßburg und wir werden die Veränderung herbeiführen.“ Von Österreich und Europa erwartet er sich vor allem eines: „Lasst Vučić fallen. Erhebt die Stimme.“ Die von Vučić in Aussicht gestellten vorgezogenen Neuwahlen sieht der Student skeptisch. Diese werden nur dann frei und fair sein, „wenn die Studenten alles organisieren – von den Wahlkommissionen bis zur Gleichberechtigung im Medienbereich“, sagte Petar

Stolz recken die serbischen Studenten ihre Fahrräder in die Höhe. (Bild: APA/STEFAN VOSPERNIK)
Stolz recken die serbischen Studenten ihre Fahrräder in die Höhe.

Die Ankunft in Straßburg, wo die Serben auf die politische Krise in ihrem Land aufmerksam machen wollen, ist für kommenden Dienstag geplant. Das „Radrennen um die Gerechtigkeit“ findet in 13 Tagesetappen mit jeweils rund 100 Kilometern statt. Die Gruppe wird bis Freitagvormittag in Österreich sein, wobei Übernachtungen in Wien, Emmersdorf, Linz und Salzburg geplant sind.

Schneller unterwegs als geplant
Bei ihrem Zwischenstopp in der ungarischen Hauptstadt Budapest äußerten sich die Radler positiv über den bisherigen Verlauf der Tour. Man sei schneller unterwegs als die in der Planung vorgesehene Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h, sagte einer der Studenten namens Matija laut der Zeitung „Vreme“. „Mir persönlich geht es wirklich super. Ich habe keine Schmerzen, vor allem nicht in den Beinen“, sagte er. Der Gruppe hatte er sich eher kurzfristig angeschlossen. So musste er sich ein Rad ausleihen, um an der Tour teilnehmen zu können. 

„Unsere Straßen, früher Orte der Hoffnung und Begegnungen, sind Schauplätze der Angst und Ungerechtigkeit geworden. Unsere Freunde und Kollegen werden festgenommen, weil sie die Wahrheit gesagt haben, Institutionen sind zum Werkzeug der Repression geworden“, teilten Studenten auf ihrem Internetportal mit, wo ihre Radtour live zu verfolgen ist.

Bahnhofsunglück löste Flächenbrand aus
Auslöser der Proteste war der Einsturz des Bahnhofvordachs in Novi Sad am 1. November, bei dem 16 Menschen ums Leben gekommen waren. Bereits im November wurde gegen 13 Verantwortliche Anklage erhoben, doch hat die Justiz diese noch nicht bestätigt. Zwei Minister sind wegen des vermutlich durch Korruption verursachten Unglücks zurückgetreten. Ihren bisherigen Höhepunkt erreichte die Protestbewegung Mitte März durch eine Großkundgebung in Belgrad, die aber abrupt endete. Teilnehmer erhoben daraufhin Vorwürfe gegen die Behörden, eine verbotene Schallkanone eingesetzt zu haben

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