Mit der Bereitstellung von 200 Millionen Euro verschafft der indische Partner Bajaj dem in die Insolvenz geschlitterten Motorradhersteller KTM im Kampf um die Rettung etwas Luft. Trotzdem ist der Geldbedarf bei den Oberösterreichern weiterhin riesig. Der Rückgang in der Produktion in Mattighofen war im Vorjahr dramatisch, wie zuletzt veröffentlichte Zahlen zeigen.
Ein deutlich negatives Ergebnis im letzten Jahr sorgte dafür, dass das Eigenkapital per Ende 2024 voraussichtlich deutlich negativ sein wird. Weil letztlich der Verlust des halben Grundkapitals zu Buche steht, berief die Pierer Mobilty AG eine außerordentliche Hauptversammlung für den 25. April in Munderfing ein. Vier Tagesordnungspunkte werden beim Aktionärstreffen in 16 Tagen behandelt. Sie alle drehen sich darum, wie es gelingt, frisches Kapital in die Muttergesellschaft von KTM zu pumpen und die von Pierer-Partner Bajaj zur Verfügung gestellten 200 Millionen Euro sich auch bei der Verteilung der Firmenanteile niederschlagen ...
Bis 23. Mai ist Zeit, um 600 Millionen Euro zu überweisen
Das Aufstellen von rund 800 Millionen Euro ist für den Motorradhersteller überlebensnotwendig, um einerseits die Produktion in Mattighofen weiter hochzufahren und andererseits die 600 Millionen Euro an die Gläubiger zu überweisen, die am 25. Februar einer 30-Prozent-Quote zugestimmt hatten. Bis 23. Mai bleibt Zeit, um das Geld auf das Treuhandkonto von KTM-AG-Sanierungsverwalter Peter Vogl zu überweisen. Mit dem 200 Millionen Euro schweren Treueschwur von Bajaj und der beabsichtigten Ausgabe von Aktien an Aktionäre sollen noch einmal 150 Millionen Euro aufgestellt werden. Fehlen nach wie vor 450 Millionen Euro, für die man weiter in intensiven Gesprächen mit Investoren ist.
Schon 2022 lag die Nachfrage der Endkunden unter dem Produktionsvolumen. Es wurde aber eben über diese Endkundennachfrage hinaus produziert und an Händler verkauft.
Gottfried Neumeister, Vorstand der Pierer Mobility AG, bei der Hauptversammlung im Jänner 2025
Bild: APA/FOTOKERSCHI.AT
Welche Auswirkungen die Krise beim letztlich Ende November in die Insolvenz geschlitterten Motorradhersteller hat, zeigt ein Blick in eine Präsentation, die das Unternehmen selbst verfasst und veröffentlicht hat. Der Einbruch in der Produktion in Oberösterreich ist dramatisch: Vor allem in Mattighofen schrumpfte die Bike-Montage im letzten Jahr auf rund 150.000 Einheiten, ein deutliches Minus, nachdem im Jahr zuvor noch mehr als 200.000 Stück hergestellt wurden.
In Indien stellte Partner Bajaj letztes Jahr etwa 120.000 Einheiten her. Bei Joint-Venture-Partner CFMoto in China wurden 38.000 Motorräder hergestellt. In Terrassa/Spanien liefen etwa 6000 GasGas-Modelle vom Band, bei MV Agusta ist von 3000 Einheiten die Rede. Seit März 2024 halten die Oberösterreicher die Mehrheit an der italienischen Luxus-Motorrad-Marke, diese 50,1 Prozent werden nun im Zuge des Insolvenzverfahrens wieder an den Vor-Besitzer zurückverkauft.
130.000 Motorräder lagen zu viel auf Lager
Laut den vorläufigen Kennzahlen, die die Pierer Mobility AG im Jänner bekanntgab, verkaufte das Unternehmen im Vorjahr 292.497 Motorräder an Händler. Im Jahr davor waren es noch 372.511 Motorräder gewesen, die man abgesetzt hatte. Bei Insolvenzeröffnung war von einem Überbestand im Lager von rund 130.000 Motorrädern die Rede. Aus diesem Grund wurde der Produktion in Mattighofen eine Zwangspause auferlegt – nachdem am 13. Dezember der letzte Produktionstag 2024 war, wurde am 17. März mit dem Hochfahren der Produktion begonnen.
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