Quarantäne, Schleimhautabstriche aus Nase und Mund und das Warten auf ein hoffentlich negatives Testergebnis: Wie bei der Corona-Pandemie sorgt auch der Umgang mit der unberechenbaren Maul- und Klauenseuche für Diskussionsstoff. Besonders emotionalisiert das Thema „Keulung“. Ein Landwirt erzählt.
Peter Reumann (60) betreibt in Antau eine kleine bio-dynamische Landwirtschaft. Auf seinem 6,5 Hektar großen Grund mit Weideflächen und Streuobstwiesen hält er neben 60 Hühnern und einer Handvoll Schweine auch 30 Melkziegen und 33 Kitze. Bis Ostern werden noch mehr Zicklein das Licht der Welt erblicken. Ob sie, ihre Mütter und die Säue (noch) ein langes Leben haben werden, ist fraglich. Denn sobald bei den laufenden veterinärmedizinischen Beprobungen nachgewiesen werden kann, dass nur ein einziges Tier mit der Maul- und Klauenseuche infiziert ist, muss der Gesamtbestand gekeult werden.
„Anfang dieser Woche hat unsere Betreuungstierärztin Sabine Friedrich aus Stöttera im Auftrag der Landesveterinärdirektion Schleimhautabstriche aus der Nase und von den Lippen der Tiere genommen. Alle Tiere haben das gut akzeptiert. Nun werden die Ergebnisse von der AGES ausgewertet. Ich hoffe auf eine Negativmeldung. Bis Ende Mai sollen zwei weitere Tests folgen“, sagt Reumann.
Er stünde vor dem Ruin
Auch wenn die systematische Tötung fachgerecht und unblutig vonstattengehen würde, würde sein Herz bluten. Zum einen, weil er eine emotionale Beziehung zu seinem Vieh hat. Zum anderen, weil seine Existenzgrundlage mit einem Schlag vernichtet wäre. „Das Keulen der Tiere wäre furchtbar. Dennoch halte ich alle Biosicherheitsmaßnahmen für verhältnismäßig und sinnvoll, weil sie dazu beitragen, dass Österreich weiterhin seuchenfrei bleibt“, meint der Betriebswirt, der sich regelmäßig bei den Behörden und in Webinaren des Tiergesundheitsdienstes über die neuesten MKS-Entwicklungen erkundigt.
Angst ist kein guter Ratgeber
Das Einholen von sachlichen Informationen empfiehlt er auch anderen Landwirten, zumal die aktuelle Stimmungslage sehr an die Corona-Pandemie erinnere. Das Thema sei emotional stark aufgeladen. Manche Bauern – dazu zähle auch er sich – fühlten sich gut aufgeklärt. Andere hätten nur ihre Angst vor Augen und würden die Seuche lieber „durchrauschen lassen“, weil sie bei infizierten erwachsenen Tieren nur in fünf Prozent der Fälle zum Tod führt.
„Erst vor kurzem führte ich mit einem Kollegen, der über Jahre eine erfolgreiche Herde aufgebaut hat, eine hitzige Debatte. Er vertritt vehement die Meinung, dass ein Bestandsausfall von fünf Prozent leichter zu verkraften wäre, als wenn 100 Prozent gekeult werden. Das ist mathematisch richtig, aber langfristig betrachtet kurzsichtig. Denn in Ländern, in denen die Seuche bislang nicht ausgerottet werden konnte, poppt das Virus immer wieder auf. Auch das ist für den Bestand nicht gut“, so Reumann. Gerade weil er die Sorge um die Tiere verstehe, sei es in riskanten Zeiten wichtig, „den Kopf einzuschalten und seine Emotionen im Griff zu haben“: „Ich weiß nur zu gut, was für uns alle auf dem Spiel steht.“
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