Michael Ritsch:

„600 neue Wohnungen sind durchaus machbar“

Vorarlberg
09.04.2025 08:20

Was der Bregenzer Bürgermeister in Sachen, Wohnen, Kinderbetreuung, Altenpflege und für Besucher der Stadt plant.

„Krone“: In einem der ersten Punkte ihres Arbeitsprogramms geht es ums Wohnen. Über 600 neue Wohnungen und 230 Sanierungen zu versprechen, ist schon etwas gewagt?
Michael Ritsch: Aber machbar, denn unsere Wohnungsstadträtin Annette Fritsch hat in den vergangenen Jahren viel mit den Zuständigen der gemeinnützigen Wohnbauträger, der Vogewosi, der Alpenländischen und der Wohnbauselbsthilfe gesprochen. So werden die Wohnungen in der Achsiedlung saniert. Jene der Südtiroler Siedlung werden ebenfalls saniert oder neu gebaut.

Aber die Zahl der neu gebauten Wohnungen ist dennoch hoch?
Man muss dazusagen, dass uns die wirtschaftliche Lage ein wenig in die Hände gespielt hat. Einige private Wohnbauträger waren bereit, bestehende Bauprojekte und Grundstücke an die gemeinnützigen Bauträger zu verkaufen, weil sie ihre Wohnungen nicht als Eigentumswohnungen auf dem freien Markt verkaufen konnten. Eines der schönsten Projekte ist in der Holzackergasse, wo 40 Mietkauf- und 40 gemeinnützige Wohnungen entstehen. Und als Bürgermeister ist mir natürlich jede leistbare Wohnung lieber als eine Eigentumswohnung, die sich Menschen kaufen, die vielleicht nicht einmal das ganze Jahr in Bregenz leben und nur in „Betongold“ investieren. Ich bin froh, dass diese Zeiten vorbei sind und es uns gelungen ist, das Wohnbaupaket mit 600 Wohnungen zu schnüren. Der Vorteil ist, dass es die Stadt nichts kostet, weil die gemeinnützigen Wohnbauträger und das Land über die Wohnbauförderung alles finanzieren. Bregenz aber bekommt 600 leistbare Wohnungen und hat das Vergaberecht.

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Einige private Wohnbauträger waren bereit, bestehende Bauprojekte und Grundstücke an die gemeinnützigen Bauträger zu verkaufen.

Michael Ritsch, Bürgermeister von Bregenz

Sie haben die Leerstandsabgabe eingeführt. Wie sieht das erste Resümee aus
Die Zweitwohnsitzabgabe wurde in der vergangenen Periode einstimmig in der Stadtvertretung beschlossen. Die Abgabe wird gerade für das vergangene Jahr eingehoben, weshalb es noch keine aktuellen Zahlen gibt. Ich bin gespannt darauf, denn obwohl Bregenz in den vergangenen fünf Jahren gewachsen ist, liegen wir immer noch bei rund 30.000 Hauptwohnsitzen. Die Zahl bei den Zweitwohnsitzen von rund 1500 auf 3000 gestiegen. Menschen mit Zweitwohnsitz genießen alle Vorteile der Stadt, tragen aber nichts am Steueranteil bei. Die Zweitwohnsitzabgabe führt jetzt zumindest dazu, dass wir einen Teil der Ertragsanteile, die wir vom Bund nicht kriegen, in Form der Zweitwohnsitzabgabe erhalten. Das kann zwischen 200.000 Euro bis zu einer Million im Jahr bringen – Einnahmen, die die Stadt unbedingt braucht.

Einnahmen könnte auch die City-Maut bringen. Wer entscheidet darüber?
Es sind ausschließlich Landesstraßen, die durch Bregenz führen. Das heißt, die City-Maut funktioniert nur, wenn das Land mitmacht. Es wäre schön, wenn es uns gelingen würde, den Durchzugsverkehr durch den City- und den Pfändertunnel zu lotsen. Das wird nicht von heute auf morgen gelingen. Dabei wünsche ich mir, ähnlich wie die Lindauer Bürgermeisterin, etwas mehr Geschwindigkeit, denn auch in Lindau-Zech staut sich der Durchzugsverkehr. Mit dem Tempo ist es aber leider nicht so einfach, wenn es um Landes- und Bundesthemen geht. Bis die großen Schilder aufgestellt wurden, die darauf hinweisen, dass man mautfrei durch den Pfändertunnel fahren kann, hat es drei Jahre gedauert.

Wie sieht es mit der Kinderbetreuung aus? Gibt es genügend Plätze für alle
Bregenz hat das große Glück, dass 240 Mitarbeiter im Bereich der Elementarpädagogik tätig sind. Ungefähr ein Viertel der Beschäftigten der Landeshauptstadt arbeitet für die Kleinsten. Wir haben vor zwei Jahren eine Akademie gegründet und bilden unsere Kindergartenassistentinnen selber aus. Zudem gibt es Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung. Beides wird gut angenommen. Für die Kindergartenplätze gibt es keine Wartelisten. Ich gehe davon aus, dass wir es in den nächsten fünf Jahre schaffen werden, dass es auch jedes Kleinkind einen Platz bekommt. Rund 40 Kinder stehen derzeit auf der Warteliste.

Wie sieht es mit den Pflegebetten für Senioren aus?
Die Pflegeheime sind nicht mehr in städtischer Hand, sondern werden von der Benevit und der Stiftung Liebenau verwaltet. Letztere errichtet im Brachsenweg ein neues Heim mit 90 Betten. Dort wird es zudem ein Gesundheitszentrum geben, ein betreutes Wohnen, eine Kleinkinderbetreuung, Mitarbeiterwohnungen – also ein superlässiges Projekt. Ich gehe aber davon aus, dass es mittelfristig ein weiteres Pflegeheim geben muss. Stadträtin Annette Fritsch ist hier schon in Gesprächen und auf der Suche nach einem Standort.

Was macht Ihr Hotelprojekt am See?
Es gibt ein klares Bekenntnis, auch vom Landesgestaltungsbeirat, für den Standort des Hotels. Dieses soll 120 Betten bieten und rund 50 Meter hoch sein. Die Baurechtsausschreibung ist gerade in Vorbereitung, denn seeseitig wird die Stadt keinen Quadratmeter an einen Privaten verkaufen. Das bedeutet, dass der Grund im Eigentum der Landeshauptstadt Bregenz bleibt und derjenige, der das Hotel baut, der Stadt einen Baurechtszins zahlen muss. Was die geplante Hochgarage betrifft, werden noch Gespräche geführt. Die Garage wird von uns errichtet und sollte so stadtnah wie möglich liegen.

Ist die Idee, diese auf dem Skaterplatz zu errichten, damit vom Tisch?
Der Landesgestaltungsbeirat hat vorgeschlagen, dass die Garage dorthin gebaut werden soll. Der Skaterplatz sollte auf das Dach der Garage. Das hätte durchaus ein lässiges Projekt werden können, aber die jetzige Fläche wird gut angenommen und ist perfekt geeignet.

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