Eine ungewöhnliche Allianz aus Freiwilligen startet in Eigenregie eine Notfallversorgung für die Bewohner in der entlegenen Region Steirische Eisenstraße. Auf die Politik wolle man nach Jahren der Diskussion nicht länger warten, Einsätze gab es schon genug.
Um 6.14 Uhr ging Sonntagfrüh der Alarm ein, um 6.24 Uhr war das Rettungsteam am Einsatzort. Die Benachrichtigung verhieß nichts Gutes: schwerer Arbeitsunfall im Triebwasserstollen des Verbund-Kraftwerks in Hieflau. „Wir mussten uns erst einmal gut einen Kilometer durch teils knietiefes Wasser durchkämpfen, um zu den Patienten zu gelangen“, erzählt Notarzt Thomas Wegscheider. Ein Arbeiter erlitt leichte, ein anderer schwere Verletzungen.
Der Mediziner ist einer von etwa einem Dutzend Helfern, die sich für weitere sieben Wochenenden ehrenamtlich in den Dienst der guten Sache stellen. Auf Eigeninitiative hat man einen Rotkreuzwagen mit den notwendigen Medikamenten ausgestattet, die Basis wurde in Großreifling im Herzen der steirischen Eisenstraße aufgezogen, Rückendeckung kommt vom Präsidium in Graz.
Hoffnung auf Stützpunkt-Aufstockung
„Der nächste bodengebundene Notarzt-Stützpunkt ist in Waidhofen in Niederösterreich bzw. in Rottenmann und Leoben“, sagt Oliver Puntigam aus Graz. „Also wirklich sehr weit weg.“
Seit Jahren erklärt man uns, wieso in der Region kein Notarztstützpunkt möglich ist. Wir wollen zeigen, dass es möglich ist.
Mario Lindner, Rotkreuz-Ortsstelleneiter von Altenmarkt/Großreilfling
Der 23-jährige Notfallsanitäter hat 2019 seinen Zivildienst beim Roten Kreuz in Altenmarkt gemacht. „Da habe ich hautnah miterlebt, wie schwer es ist, in dieser entlegenen Region fristgerecht Hilfe zu leisten, und wie alleingelassen man sich fühlen kann.“ Deshalb war er auch sofort von der Idee begeistert, den seit langem geforderten 21. steirischen Notarztstützpunkt in Eigenregie aufzubauen. Seine Hoffnung: „Dass das Land dann auch nachzieht.“
Jahrelange Debatten gingen bislang ins Leere
Seit bald fünf Jahren wird über die Versorgungslücke in der obersteirischen Region nun schon diskutiert, ganz zum Leidwesen der Bewohner. „Wir reden hier von einer überalterten Bevölkerung in einer äußerst exponierten Region“, betont Gerti Schnabel aus Eisenerz.
Die Apothekerin ist ebenso ein Teil des breiten Schulterschlusses: „Die Leute fühlen sich vor allem am Wochenende und nachts alleingelassen. Dementsprechend dankbar sind wir für jede Art der Versorgungsverbesserung.“
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.