Das beliebte Warehouse im Süden St. Pöltens schließt mit Ende April seine Pforten. Der Betrieb sei nicht mehr zu finanzieren. Eine Petition soll die Location nun aber noch retten.
Diese Nachricht sorgte für einen Paukenschlag in der ohnehin überschaubaren Club-Szene in Niederösterreich: Das Warehouse, seit 21 Jahren eine beliebte Event-Location im Süden St. Pöltens, schließt bereits mit 30. April seine Pforten. Der Betrieb könne aufgrund der steigenden Kosten nicht mehr finanziert werden. „Wir haben ohne Förderung so lange wie möglich versucht, durchzuhalten. Doch die Zeiten haben sich geändert, wir müssen uns geschlagen geben“, so Clubleiter Steve Ponta.
Das Warehouse entstand in einer ehemaligen Lagerstätte im VAZ St. Pölten und aus dem Grundgedanken heraus, vor allem jungen Künstlern eine Bühne zu bieten. „Die Nachwuchsförderung war seit der Gründung das primäre Ziel. Wir wollten die Musiker damit auch an den Ort binden“, erklärt VAZ-Geschäftsführer René Voak.
Das Konzert von Wanda vor ihrem großen Durchbruch war mein persönliches Highlight. Es war restlos ausverkauft. Ich habe mit dem Sänger backstage beim Kaffeeautomaten geplaudert.
Steve Ponta, Clubleiter
Wie gut das gelungen ist, zeigen zwei Beispiele: Im April 2015 traten Wanda im Warehouse auf, als die Band in Österreich noch weitgehend unbekannt war. Das Drum-and-Bass-Duo Camo & Krooked lernte sich bei im Warehouse bei der Veranstaltung „Melting Pot“ kennen – der Grundstein für ihre spätere Weltkarriere. Beide Acts kehrten später wieder im Rahmen des Frequency-Festivals in die Landeshauptstadt zurück. Seit jeher wurden von den wechselnden Betreibern seitens des VAZ lediglich die Betriebskosten verlangt.
Ponta, seit Stunde null mit dabei, war selbst fast jeden Abend vor Ort und hat vor seiner Entscheidung viele Gespräche geführt. Der Tenor war immer derselbe: „Vor allem seit Corona geben die Leute weniger Geld für Freizeitaktivitäten. Wir haben aber weiterhin versucht, weiter internationale Künstler zu holen und die Eintrittspreise gering zu halten“, erklärt Ponta, der als Clubleiter auch gerne selbst aufgelegt hat. Von den ursprünglichen drei Tagen pro Woche wurde das Programm auf vier Abende pro Monat reduziert. „Wir haben viel probiert, um die Kosten zu decken. Aber es war viel Idealismus dabei, nun mussten wir schweren Herzens die Handbremse ziehen“, so Ponta.
Suche noch nicht abgeschlossen
Ganz geschlagen geben will sich die Fortgeh-Szene in St. Pölten aber nicht. Eine Petition wurde ins Leben gerufen, um das Warehouse zu retten. Sie richtet sich direkt an Bürgermeister Matthias Stadler. Denn der Klub habe all die Jahre keinen Cent an Fördermitteln von der Stadt erhalten. „Ich fordere Sie daher auf, sich für eine Förderung des Warehouse einzusetzen“, richtet sich der Initiator der Unterschriftenliste, die bislang von mehr als 2600 Personen unterzeichnet wurde, an den Stadtchef.
Nachwuchsförderung war immer das große Ziel. Wir wollten die Musiker damit an den Ort binden. Das Clubsterben ist aber ein Österreich-Phänomen.
René Voak, VAZ-Geschäftsführer
Seitens der Stadt reagierte man überrascht auf das Warehouse-Aus. Man habe aus den Sozialen Medien davon erfahren. Dass es keine Förderung gegeben habe, bestätigt man, es habe aber auch zumindest die vergangenen Jahre kein Ansuchen gegeben. „Es ist ohnehin fraglich, inwiefern von der öffentlichen Hand ein auf Gewinn ausgerichteter Betrieb gefördert werden soll“, heißt es aus dem Rathaus. Stadler erreichte die Nachricht während des Fachausschusses des Städtebunds. Er kündigt aber an, dass es Gespräche geben wird. Jugendgemeinderat Gregor Unfried hat bereits Kontakt mit Ponta aufgenommen, der selbst von der Petition und der großen Anteilnahme an der Schließung überrascht worden ist. „Wir haben zwei Stunden lang nach Möglichkeiten und Lösungen gesucht, um die Kulturstätte nicht sterben zu lassen“, so Ponta.
Möglichkeiten für die Zukunft
Doch wie geht es nun weiter? Laut VAZ-Chef Voak gibt es mehrere Interessenten für eine Weiterführung, aber auch die erneute Nutzung als Lagerfläche sei denkbar. „Alles, was Sinn macht, ist willkommen“, erklärt Voak. Nicht betroffen von der Schließung sind übrigens externe Veranstaltungen bis September wie das Radio 88.6-Rockfest, das BürgerInnen-Theater oder das Frequency-Festival. „Die weitere Zukunft ist noch ungewiss“, so Voak.
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