Regisseur und Autor

Kurt Palm: Ein Heimat-Rebell wird 70 Jahre alt

Oberösterreich
10.04.2025 16:00

Kurt Palm, Urgestein der österreichischen Kabarettszene und Theaterzampano, hat am Samstag, 12. April, einen runden Geburtstag: Der Oberösterreicher, der mit der Heimatposse „Bad Fucking“ große Bekanntheit erlangte, wird 70 Jahre alt. „Es ist nicht alles gelungen, aber was ich gemacht habe, ist das, was ich wollte“, zieht Palm eine persönliche Bilanz.

Kurt Palm wuchs im oberösterreichischen Timelkam auf, heute lebt er in Wien und Seewalchen. Er gilt als „bunter Hund“, denn er ist Regisseur für Theaterstücke, Opern und Filme, er ist auch Buchautor, Stückeschreiber und über allem steht: Palm ist der österreichische Rebell schlechthin!

Denn er greift gerne in den Dreck, holt Traumata hervor, macht das idyllische Landleben zu Trash. „Der Dschungel hat mich immer mehr interessiert als die geräumte Hauptstraße“, sagt er.

Sparverein und Phettberg
Seine bekanntesten Stationen bisher: Die Gründung des „Sparvereins Die Unz-Ertrennlichen“ (1996), aus dem das TV-Talkformat „Phettbergs Nette Leit Show“ ( 24 Folgen) hervorging. Es folgten Regiearbeiten u.a. für die Wiener Festwochen, das Schauspielhaus Graz und das Landestheater Linz. 

Er schreibt auch Bücher. Sehr bekannt ist „Bad Fucking“, ein (etwas deftiger) Heimatroman, in dem es um Palms Herzensthemen Börsenspekulation, Korruption, Vater-Sohn-Konflikt, Null Handyempfang, Gier und sündiges Fleisch geht. Das Linzer Theater Phönix machte daraus ein Volksstück, Hans Sicheritz einen erfolgreichen Film.

Widerstand gegen Vergangenheit
Sein jüngster Wurf erschien im Herbst des Vorjahres: Im autobiographischen Roman „Trockenes Feld“ durchleuchtet er die Lebensgeschichte seiner Eltern. In den Wirren des Zweiten Weltkriegs mussten die Eltern aus Slawonien im heutigen Kroatien fliehen.

Palm erzählt von Fluchterfahrung der Eltern, von Täterschaft und Mitläufertum und wie sein eigenes Leben davon beeinflusst wurde. „Ich habe nie verstanden, warum ich als 18-Jähriger zur KPÖ gegangen bin“, nennt er als Beispiel. Er deutet es heute als Widerstandshandlung gegen die Vergangenheit, in der etwa sein Vater als 18-Jähriger zur SS-Polizei eingezogen wurde. Am 9. Mai eröffnet er mit einer Lesung aus dem Buch das Lesefest „Rund um die Burg“.

„Zahnloses“ Festspiel-Gremium
Aus der KPÖ ist er zwar längst wieder ausgetreten, doch seit dem Vorjahr sitzt er für die KPÖ Plus in der Delegiertenversammlung des Salzburger Festspielfonds, die er kritisch sieht: Sein Vorschlag, anlässlich 80 Jahre Kriegsende heuer nicht die laut Kritikern NS-belastete Salzburger Landeshymne, sondern etwa ein Lied von Bert Brecht und Hanns Eisler zu spielen, sei brüsk abgeschmettert worden.

Weitere Zertrümmerungen werden folgen
Palm wäre sich selbst untreu, wenn er nicht ein neues Stück, „das noch kein Theater hat“, und einen Roman, der frühestens 2026 druckreif ist, in der Schublade hätte. Man darf sich „Palm pur“ erwarten: Eine Demontage von Heimat-Idyllen, frei nach seinem schonungslosen Motto „Alle haben ihre Leichen im Keller“.

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