Gemeinnütziger Wohnbau

Diettrich: „Dafür gibt es keine Entschuldigung“

Vorarlberg
10.04.2025 08:30

Wohnen wird immer teurer, die Rufe nach mehr gemeinnützigen Wohnungen werden lauter – doch mit welchem Effekt? Die Armutskonferenz kritisiert, dass im Ländle viel zu wenig gebaut wird. 

Harsche Worte setzt es von der Vorarlberger Armutskonferenz für die Landesregierung. Ursache für die Kritik ist der Bereich gemeinnütziger Wohnbau. Die Armutskonferenz bekrittelt, dass die Bauleistung in diesem Sektor „noch schlechter als bisher angenommen“ sei. Auch die von der Regierung angegebenen Zahlen seien mit Vorsicht zu genießen, heißt es in der Aussendung: „Es wurden im Zeitverlauf 2015 bis 2024 durchgängig merklich weniger Wohnungen fertiggestellt als vorher bewilligt. Die Anzahl der Förderbewilligungen sagt deshalb über die spätere tatsächliche Bauleistung wenig aus und ist mit Vorsicht zu genießen.“

Auch Landesrat Marco Tittler wird scharf kritisiert: „Seit Amtsantritt des derzeit zuständigen Landesrates Tittler lag die jährliche Fertigstellung deutlich unter der von ihm selbst genannten Kapazitätsgrenze der gemeinnützigen Bauträger von 500 Wohnungen.“ Zudem wirft Michael Diettrich, Sprecher der Armutskonferenz, der Landesregierung vor, intransparent zu arbeiten. Auf der Homepage seien zwar die erteilten Förderbewilligungen einsehbar, die Zahl der tatsächlich gebauten Wohnungen sei aber nicht mehr so leicht zu finden. Diese seien versteckt in den Anhängen der jährlichen Berichte zu „Anträgen und Wohnungsvergaben“.

Michael Diettrich pocht seit Jahren auf den Bau von mehr günstigen Wohnungen.  (Bild: Mathis Fotografie)
Michael Diettrich pocht seit Jahren auf den Bau von mehr günstigen Wohnungen. 

Intransparenz gewollt?
Er habe den Eindruck, dass diese Intransparenz gewollt sei, merkt Diettrich an. Weiters führt er aus, dass seit dem Amtsantritt von Landesrat Tittler in keinem Jahr die Kapazitätsgrenze von 500 neuen Wohnungen erreicht wurde – mit Ausnahme des Jahres 2020, das aber noch als Ergebnis seines Vorgängers Landesrat Karlheinz Rüdisser zu werten sei.

Auch die von Tittler genannten Gründe für den geringeren Baufortschritt – Coronapandemie und überhitzter Baumarkt – lässt Diettrich nicht gelten: „Seit 2023 geriet die Baukonjunktur in die Krise und meldete Unterauslastung. Dennoch weist die Landesstatistik auch für 2023 nicht mehr als 364 Fertigstellungen aus.“ Laut Regierungsprogramm hätten zwischen 2019 und 2024 4000 neue gemeinnützige Wohnungen gebaut werden sollen, tatsächlich seien es aber nur 1600 gewesen, rechnet Diettrich vor. Als Positivbeispiel verweist er auf das Nachbarbundesland Tirol, wo bei doppelt so vielen Einwohnern dreimal so viele gemeinnützige Wohnungen gebaut wurden.

„Kein Interesse, kein Verständnis“
„Das ist für Vorarlberg, das ohnehin schon den geringsten Anteil an gemeinnützigen Wohnungen aller Bundesländer hat, ein wohnbaupolitisches und sozialpolitisches Desaster, für das es keine Entschuldigung gibt und aus dem man sich auch nicht mit beschönigenden Zahlen zu den Förderbewilligungen herausreden kann“, merkt Diettrich an. Landesrat Tittler würden wohl das Verständnis für die sozialpolitische Bedeutung und das Interesse am gemeinnützigen Wohnbau ganz grundsätzlich fehlen.

Auch die Kapazitätsgrenze von 500 Wohnungen sieht er kritisch, die Bauträger könnten durchaus mehr bauen – wenn das Land die Nachfrage sichern würde, doch diese vermeide Verbindlichkeit.

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Vorarlberg-Krone
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