Der Tiroler Gleichstellungsbericht zeigt auf, wo es noch hakt. Es hat sich im Vergleich zu 2016 etwas getan, doch es ist noch lange nicht genug. Noch immer sind Frauen strukturell benachteiligt und dadurch ärmer.
Der Tiroler Gleichstellungsbericht 2024 wurde kürzlich veröffentlicht – um herauszufinden, was sich seit dem letzten Bericht (2016) getan hat. Sind Frauen und Männer gleichberechtigter? Ja, lautet die gute Nachricht. Zwar gleichberechtigter, aber noch immer nicht gleichberechtigt.
Aufgeholt haben Frauen in der Bildung, wo sie mit mehr Abschlüssen Männer überholen. Aus der Armut holt sie das aber nicht heraus, zumindest wenn man sich den Durchschnitt ansieht. So arbeitet fast jede zweite Frau (48 Prozent) nur in Teilzeitbeschäftigung. Nur ein Drittel aller erwerbstätigen Frauen ist das gesamte Jahr über vollzeitbeschäftigt.
Frauen verdienen im Schnitt rund 20 Prozent weniger als Männer und erhalten sogar fast 40 Prozent weniger an Pension.
LA Zeliha Arslan (Grüne)
Bild: Birbaumer Christof
Woran das liegt? Weil Frauen nach wie vor den Großteil der unbezahlten und weitgehend unsichtbaren Haushalts- und Versorgungstätigkeiten übernehmen. So arbeiten Frauen zwar mehr, und zwar 8 Stunden und 6 Minuten täglich (Männer: 7 Stunden und 36 Minuten täglich), aber eben vor allem ohne Bezahlung. So erreichen Tirolerinnen jährlich ein Nettoeinkommen, das um 10.000 Euro weniger ist als das von Tirolern und 1000 Euro weniger als im Österreich-Schnitt. Dafür weisen Tirolerinnen die höchste Lebenserwartung in ganz Österreich auf. Frauen leben gesünder als Männer, sie gehen öfter zur Vorsorgeuntersuchung, rauchen weniger und trinken weniger Alkohol.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen stärker ausgeprägt
Nur im Sport haben Männer die Nase vorn, was aber auch daran liegt, dass Frauen weniger Freizeit haben. Die Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bei Frauen stärker ausgeprägt, was daran liegt, dass bestimmte Krankheiten bei Frauen später erkannt werden, da die Medizin vor allem auf den männlichen Körper fokussiert ist und war. Gendersensible Medizin bleibe daher wichtig.
Insgesamt ruft der Gleichstellungsbericht Kritik hervor: „Frauen arbeiten nach wie vor deutlich weniger, nicht aus freier Entscheidung, sondern weil es an ausreichenden Betreuungs- und Pflegeangeboten fehlt. Wer das als Erfolg verkauft, verkennt den dringenden Handlungsbedarf. Es braucht keine Schönfärberei, sondern endlich echte strukturelle Veränderungen“, so das Fazit von LA Zeliha Arslan (Grüne).
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