Aus „mangelndem Respekt“ hebt US-Präsident Donald Trump nun die Zölle für Importe aus China auf schmerzhafte 125 Prozent an. Für jene Länder, die keine Gegenmaßnahmen verhängt haben, gibt es dafür eine 90-tägige Schonfrist.
Im Streit über neue Zölle macht der Republikaner bei den meisten Ländern nun doch einen Rückzieher, während der Konflikt mit Peking in absurde Höhen getrieben wird. „Irgendwann, hoffentlich in naher Zukunft, wird China erkennen, dass es nicht länger tragbar oder akzeptabel ist, die USA und andere Länder abzuzocken“, wettert Trump auf Truth Social.
Auf Eis gelegt würden reziproke Zölle und Zölle von zehn Prozent, führte der US-Staatschef aus. Die Pause gelte ab sofort. Die Entscheidung fuße auf der „Tatsache, dass mehr als 75 Länder Vertreter der Vereinigten Staaten angerufen haben, um eine Lösung für die diskutierten Themen in Bezug auf Zölle auszuhandeln“. Diese Staaten hätten auf seine „nachdrückliche Anregung hin“ keine Vergeltungsmaßnahmen ergriffen.
Nur wenige Stunden zuvor hatte China die Zölle auf amerikanische Importe auf 84 Prozent angehoben und geschworen: Man werde in einer eskalierenden Schlacht „bis zum Ende kämpfen“.
„Der Markt jubelt“
Analysten zeigten sich erleichtert über den Schritt, der vor allem die Finanzmärkte beruhigen könne. „Sie haben die Pausentaste gedrückt, und der Markt jubelt“, sagte Alex Morris, Chefinvestor von F/M Investments. Entwarnung könne man aber nicht geben. Denn es sei unsicher, ob Verhandlungen binnen 90 Tagen zu einem Ergebnis führten. Unterdessen könnten die verunsicherten US-Konsumenten Waren hamstern, um sich vor steigenden Preisen einzudecken und die Inflation erst recht befeuern.
Basis-Zollsatz von 10 Prozent bleibt
Dem US-Präsidialamt zufolge bleibt ein Basiszollsatz von 10 Prozent für praktisch alle Einfuhren in die USA in Kraft. Trumps Ankündigung betrifft offensichtlich auch nicht bestehende Zölle auf Autos, Stahl und Aluminium.
An der Wall Street kam die Ankündigung dennoch gut an: Der Dow Jones und der breiter aufgestellte S&P 500 stiegen zwischen sechs und sieben Prozent. Der Nasdaq-Index legte zeitweise mehr als 10 Prozent zu.
China hatte sich am Mittwoch über die Zollpolitik Trumps bei der Welthandelsorganisation beschwert. „Die Lage ist gefährlich eskaliert“, hieß es in einer Erklärung. Man sei strikt gegen solche „rücksichtslosen“ Schritte.
Trump hat die beispiellosen Zölle unter anderem damit begründet, dass er das Handelsdefizit der USA mit anderen Ländern zurückfahren wolle. China weist mit Abstand das größte Ungleichgewicht auf: Es werden also deutlich mehr Waren aus der Volksrepublik in die USA verkauft als umgekehrt.
EU plant Gegenzölle von 25 Prozent
Von Trumps Zöllen ist auch die EU – wenn auch in geringerem Maße – betroffen. Die Staatenunion plant bisher erste Gegenzölle von 25 Prozent in der kommenden Woche.
CDU-Chef Friedrich Merz wertete die Aussetzung der US-Zölle als Erfolg der Europäer. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen habe Trump auch persönlich gesagt: „Wir sind entschlossen, uns zu wehren“, sagte Merz dem Sender RTL. Dieses Beispiel zeige, dass Geschlossenheit helfe. „Am besten machen wir alle zusammen im transatlantischen Handel null Zölle. Dann ist das Problem gelöst.“
Vor dem Hintergrund des Zollkrieges will sich die neue schwarz-rote Koalition in Deutschland neue Handelspartner suchen. „Wir streben den Abschluss von weiteren Handels- und Investitionsabkommen an“, hieß es im Entwurf des Koalitionsvertrages. Das bereits unterzeichnete Rahmenabkommen der EU mit Chile solle zügig ratifiziert werden. Auch mit den USA soll mittelfristig ein Freihandelsabkommen angestrebt werden. „Kurzfristig wollen wir einen Handelskonflikt vermeiden und setzen auf die Reduzierung von Einfuhrzöllen auf beiden Seiten des Atlantiks.“
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