Radikale Einflüsterer

Innerer Kreis: Trumps gefährliches Berater-Trio

Außenpolitik
09.04.2025 21:03

US-Präsident Donald Trump umgibt sich zunehmend mit einer kleinen, aber lautstarken Gruppe von Beratern, die durch radikale Positionen, Verschwörungstheorien und gezielte Provokationen auffallen. Die einflussreichsten Stimmen in Trumps Umfeld sind wirtschaftliche Hardliner, rechte Influencer und ideologische Kämpfer gegen Diversität und Gleichstellung. 

Die drei Berater im Schatten der Öffentlichkeit formen bereits jetzt zentrale Teile des inoffiziellen US-Regierungsprogramms, wie der „Spiegel“ nun zusammengefasst hat.

Fake-Zitate von erfundener Person
Ganz voran ist der Ökonom Peter Navarro einer der zentralen Vordenker von Trumps Handelspolitik – und zugleich eine umstrittene Figur. Der 75-jährige Harvard-Absolvent war bereits in Trumps erster Amtszeit als Chefhandelsberater tätig.

Hat es offenbar nicht ganz so mit der Wahrheit: Peter Navarro (Bild: AFP/JIM WATSON)
Hat es offenbar nicht ganz so mit der Wahrheit: Peter Navarro

Mit seiner Ablehnung von Freihandel, seiner protektionistischen Haltung und seiner radikalen China-Kritik steht Navarro wirtschaftlich weit außerhalb des akademischen Mainstreams. Dennoch stützt Trump viele seiner wirtschaftspolitischen Aussagen direkt auf Navarros Theorien.

Navarro machte in der Vergangenheit mit einem besonderen „Stilmittel“ auf sich aufmerksam: In sechs seiner dreizehn Bücher zitierte er regelmäßig einen angeblichen Ökonomen namens Ron Vara – ein Anagramm seines eigenen Namens. Später gab er zu, dass es sich um eine erfundene Figur handelte.

Brisante Verschwörungstheorien zu Corona
Während der Corona-Pandemie verharmloste Navarro öffentlich die Bedrohung durch das Virus und warb für das umstrittene Mittel Hydroxychloroquin, warnte intern aber gleichzeitig vor einer Eskalation. Nach der Wahlniederlage Trumps 2020 unterstützte er aktiv Versuche, das Wahlergebnis zu kippen.

Weil er sich weigerte, vor dem Untersuchungsausschuss zum Kapitol-Sturm auszusagen, wurde er wegen Missachtung des Kongresses verurteilt und verbüßte eine Haftstrafe von drei Monaten. Direkt im Anschluss trat er beim Parteitag der Republikaner als Unterstützer Trumps auf.

Radikale Influencerin mit Zugang zum Präsidenten
Die ultrarechte Aktivistin und Influencerin Laura Loomer ist für ihre extremen Ansichten bekannt – und inzwischen eine feste Größe in Trumps Umfeld. Loomer, die sich selbst als „Islamophobin“ bezeichnet, verbreitete Verschwörungserzählungen, wonach der Terroranschlag vom 11. September ein „Inside Job“ gewesen sei.

Trump hat ein Faible für die „Frau mit Courage“, Laura Loomer. (Bild: AP/Ted Shaffrey)
Trump hat ein Faible für die „Frau mit Courage“, Laura Loomer.

Sie hetzt regelmäßig gegen Muslime, Linke, LGBTQ-Menschen und People of Color. Mehrere Plattformen, darunter Uber, Venmo, Facebook und PayPal, haben sie wegen rassistischer Aussagen dauerhaft gesperrt. Auf Elon Musks Plattform X ist sie weiterhin aktiv.

Trotz – oder gerade wegen – ihrer Radikalität genießt Loomer die Gunst des Ex-Präsidenten. Trump begrüßte sie bei einem Wahlkampfauftritt in Mar-a-Lago öffentlich und lobte ihr „schönes Aussehen“. Jüngst soll sie laut „New York Times“ maßgeblich daran beteiligt gewesen sein, Trump zu einer Reihe von Entlassungen im Sicherheitsapparat zu bewegen. So wurden der Direktor der NSA und seine Stellvertreterin abgesetzt – angeblich wegen mangelnder Loyalität gegenüber Trump. Loomer bestätigte später indirekt, dass sie dabei ihre Finger im Spiel hatte.

Anti-Woke-Vordenker für konservativen Feldzug
Eine weitere Schlüsselfigur in Trumps ideologischem Netzwerk ist der Aktivist Christopher Rufo. Intellektuell schärfer als viele seiner Mitstreiter, ist Rufo der Kopf hinter dem konservativen Feldzug gegen Diversitätsprogramme, LGBTQ-Rechte und die sogenannte „Critical Race Theory“ (CRT) – ein akademischer Ansatz zur Analyse von strukturellem Rassismus. Rufo verzerrte den Begriff und machte ihn zum Feindbild rechter Kulturkämpfer.

In Trumps erster Amtszeit sorgte Rufo dafür, dass ein Dekret erlassen wurde, das CRT in Behörden und öffentlichen Einrichtungen untersagte. Er arbeitete eng mit Floridas Gouverneur Ron DeSantis zusammen, insbesondere bei der Einführung des „Don’t Say Gay“-Gesetzes, das die Thematisierung von LGBTQ-Themen an Schulen stark einschränkt.

Inzwischen zielt Rufo auf die vollständige Abschaffung staatlicher Diversitätsbemühungen. Er war an der Kampagne gegen die Präsidentin der Harvard University beteiligt, die schließlich wegen Plagiatsvorwürfen zurücktrat. Auch an der Diskussion über die Schließung des Bildungsministeriums ist Rufo beteiligt. Trump übernimmt zunehmend seine Argumente – und spricht offen über einen „Kulturkrieg“.

Spirituelle Berater am rechten Rand
Trump öffnet sein Umfeld auch für andere Figuren aus dem ultrakonservativen Spektrum. Darunter ist der rechtsextreme Podcaster Jack Posobiec, der unter anderem die „Pizzagate“-Verschwörung verbreitete, nach der prominente Demokraten angeblich einen Kinderpornoring betreiben. Posobiec begleitete kürzlich den US-Finanzminister Scott Bessent auf einer Reise in die Ukraine und traf nach eigenen Angaben auch Präsident Selenskyj.

Auch christlich-fundamentalistische Prediger erhalten Zugang zum Machtzentrum. Die TV-Evangelistin Paula White, früher Leiterin einer Megakirche, wurde von Trump zur Leiterin des „White House Faith Office“ ernannt. Sie bezeichnet sich als „spirituelle Beraterin“ Trumps, betet mit ihm und bietet Spendern „sieben göttliche Segnungen“ für eine Überweisung von mindestens 1000 Dollar an.

„Auf Trumps Schultern sitzen Engel und Dämonen“
Trumps Umfeld war schon immer durch interne Machtkämpfe geprägt. Loyalität zählt mehr als Fachkompetenz, und Einfluss gewinnt, wer bis zuletzt an seiner Meinung festhält. Schon 2017 schrieb die „Washington Post“: „Willst du Trump politisch umstimmen? Dann sei die letzte Person, die mit ihm spricht.“

Senator Ted Cruz formulierte es kürzlich so: „Auf Trumps Schultern sitzen Engel und Dämonen. Ich hoffe, er hört auf die Engel.“ Doch die aktuellen Entwicklungen deuten darauf hin, dass Trump zunehmend den Dämonen in seinem Umfeld Gehör schenkt.

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