Der Motorradfahrer hier auf dem Foto hatte offenbar Glück im Unglück, viele andere sterben auf unseren Straßen, weil Autofahrer oft einen fatalen Fehler begehen: Sie unterschätzen die Geschwindigkeit des Bikers.
Das passiert häufig, und zwar häufig deutlich. Das zeigt eine Untersuchung von ÖAMTC und Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV). „Das kann schnell zu gefährlichen Situationen führen, etwa wenn Fahrerinnen und Fahrer riskante Manöver unternehmen, weil sie Tempo und Abstand eines herannahenden Fahrzeugs falsch beurteilen“, warnt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger.
Alarmierende Ergebnisse
78 Personen wurden mit verschiedenen Verkehrssituationen an einer simulierten Kreuzung konfrontiert. Aus ihrem eigenen Fahrzeug heraus sollten sie die Geschwindigkeit von Pkw, Lkw und Motorrädern einschätzen, die auf die Kreuzung zufahren. Besonders bei Motorrädern hatten die Testpersonen Schwierigkeiten, so das Ergebnis. „Vermutlich trägt die schmale Silhouette der Zweiräder dazu bei, dass sie optisch als weiter entfernt erscheinen – ein gefährlicher Irrtum, der fatale Folgen haben kann“, so Seidenberger.
Auffällige Unterschiede in der Wahrnehmung zeigten sich vor allem auch in konkreten Kreuzungssituationen, wie dem Linksabbiegen und Geradeausfahren. Obwohl sich die Fahrer nach eigener Aussage grundsätzlich sicher fühlten, legen die tatsächlichen Messwerte nahe, dass sie beim Geradeausfahren tendenziell risikobereiter agieren und geringere Abstände zu anderen Fahrzeugen akzeptieren.
Geradeausfahrten besonders risikoreich
Die Unfallstatistik unterstreiche diese Problematik. „Betrachtet man die Kreuzungsunfälle nach Fahrtrichtung, zeigt sich, dass mehr als die Hälfte (53 Prozent) beim Geradeausfahren passieren, 26 Prozent beim Linksabbiegen und 17 Prozent beim Rechtsabbiegen“, berichtet Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV. „Oft werden Annäherungsgeschwindigkeiten falsch eingeschätzt, was zu unkontrollierten Bremsmanövern, Auffahrunfällen oder Rotlichtüberfahrten führt.“
Insgesamt ereigneten sich im Jahr 2023 in Österreich rund 22 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden an Kreuzungen – das sind 7735 Unfälle. Seidenberger hofft auf Sensibilisierung: „Wir müssen in der Führerscheinausbildung stärker auf die Wahrnehmung von Geschwindigkeiten eingehen und Autofahrer für die besonderen Gefahren an Kreuzungen sensibilisieren. Konzentration und Aufmerksamkeit sind besonders im Kreuzungsbereich enorm wichtig.“
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