Ein Primarius aus dem Landesklinikum St. Pölten soll für eine Operation, die er nicht selbst durchführte, Tausende Euro verlangt haben. Und das, obwohl der Patient nun schwer behindert ist.
„Wir haben unseren Papa als Pflegefall zurückbekommen. Er ist nicht mehr der Mensch, als der er sich auf Drängen dieses Primarius’ einer Routineoperation unterzog“, schildert der Versicherungsvertreter Robert Marhold aus dem Bezirk Hollabrunn (NÖ). Tatsächlich war dessen 67-jähriger Papa Julius nach zweimaligen Besuchen in der Privatordination des betreffenden Mediziners (Honorarforderung inklusive) auf die entsprechende Station im Universitätsklinikum St. Pölten eingeliefert werden.
„Operation ist schiefgelaufen“
Was dann passiert sein soll, ist dokumentiert und liegt der „Krone“ vor. Es sollte auf Drängen des umstrittenen Arztes eine Fistel entfernt werden. „Wir waren als Familie alle dagegen und hätten noch mehr protestieren sollen. Denn es kam zu einer massiven Blutung im Gehirn. Meine Mama und ich wurden darüber informiert, dass bei der Operation etwas schiefgelaufen sei“, bereut der Sohn im Nachhinein bitterlich.
Mehr noch: Die notariell beglaubigte Patientenverfügung, die künstliche Ernährung zu stoppen und den Vater in Ruhe gehen zu lassen, seien ignoriert worden. Seither sitzt der Vater nach mehreren Stationen in Rehab-Institutionen in seiner kleinen Wohnung in Niederschleinz im Rollstuhl und braucht intensive Pflege sowie Therapien, die für die Familie nahezu unerschwinglich sind.
3000 Euro in bar gefordert?
Für den danebengegangenen Eingriff auf dessen Station forderte der Primarius, der nun wieder privat ordiniert und jetzt im Burgenland andocken will, 3000 Euro. Robert Mangold: „Er rief meine Mutter über eine anonyme Nummer an und forderte die ohnehin verzweifelte Frau dreist auf, das Geld in der Ordination in einem Kuvert vorbeizubringen.“ Danach allerdings war der Arzt nicht mehr erreichbar.
Landesgesundheitsagentur reagierte rasch
Wie berichtet, hat der neue Vorstand der Landesgesundheitsagentur – nach Aufdeckerberichten der „Krone“ und auf Basis von Whistle Blower-Informationen auf der eigenen LGA-Homepage – dafür gesorgt, dass der Mediziner sein Skalpell und seinen Posten in St. Pölten räumen musste. Es werde an einer vollständigen Aufklärung aller Vorwürfe gearbeitet. Im Raum stehen auch rechtswidrige Vorwürfe. Tatsächlich laufen auch kriminalistische Ermittlungen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
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