„Krone“-Kommentar

Ostern

Susanne Wiesinger ist Lehrerin an einer Brennpunktschule in Wien-Favoriten und Buchautorin.

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

„Am Freitag kommt der Osterhase. Es gibt ihn aber nicht.“ Die Viertklässler kommen aus dem Naschen gar nicht heraus. Zuerst das islamische „Zuckerfest“ und nun Süßigkeiten in ihren gebastelten Osterkörbchen. Selbstverständlich wissen sie, wer ihnen diese hineinlegt. Alif glaubte, Genaueres über das Osterfest zu wissen:

„Das feiern Leute, die keine Religion haben.“ Ibrahim widersprach: „Das feiern die Österreicher wegen Frühling.“ Das konnte ich so nicht stehen lassen, obwohl beide nicht komplett falsch lagen. Also erzählte ich von Jesus und darüber, dass Ostern wohl das wichtigste Fest für gläubige Christen sei.

Wie immer, wenn es um religiöse Themen geht, hörten alle sofort aufmerksam zu. Deshalb erwähnte ich, dass der Hase ein Symbol für Fruchtbarkeit sei und sich hier christliche und andere Bräuche vermischt hätten. Alif war verunsichert: „Stört das die Christen nicht?“ „Die allermeisten nicht“, so meine Antwort. Die Verwunderung war groß, da ich schon seit meiner eigenen Schulzeit weiß, dass Jesus für Muslime ein Prophet ist. „Hast du über andere Religionen lernen dürfen?“ Natürlich, ich musste sogar.  Über andere Religionen außer Islam zu lernen, können sich viele von ihnen nur schwer vorstellen.

Auf meinem Heimweg war ich wieder einmal sicher: Unsere Schüler, vor allem muslimische, brauchen verpflichtenden Ethikunterricht. Sie haben unzählige Fragen, sollen diese stellen dürfen und sie einmal anders beantwortet bekommen.