Der neue Chef des US-Chipherstellers Intel, Lip-Bu Tan, hat offiziellen Unterlagen zufolge Beteiligungen an hunderten Tech-Unternehmen aus China. Darunter seien mindestens acht Unternehmen mit Verbindungen zur Volksbefreiungsarmee, wie von der Nachrichtenagentur Reuters überprüfte Pflichtmitteilungen aus China und den USA zeigen.
Die Untersuchung habe ergeben, dass Tan über 40 chinesische Unternehmen und Fonds kontrolliert sowie über von ihm geleitete oder geführte Investmentfirmen Minderheitsbeteiligungen an über 600 Unternehmen hält. In vielen Fällen teile er Minderheitsbeteiligungen mit chinesischen Regierungsstellen.
Risiko oder Schlüsselkompetenz?
Die Ernennung des Branchenveteranen zum Firmenchef eines Unternehmens, das hochmoderne Chips für das US-Verteidigungsministerium herstellt, wirft bei einigen Anlegern Fragen über den Umfang seiner anhaltenden Beteiligungen an Unternehmen in China auf. Mehrere von Reuters befragte Investoren äußerten Zweifel, dass der Umfang von Tans Investitionen die Sanierung von Intel erschweren könnte. „Tatsache ist schlicht und ergreifend, dass Herr Tan nicht geeignet ist, als Chef eines Unternehmens zu fungieren, das mit China konkurriert“, sagte Andrew King, Partner der Risikokapitalgesellschaft Bastille Ventures. Außerdem verfüge Intel über enge Verbindungen zu den US-Geheimdiensten und dem Militär. King betonte, weder er noch sein Fonds hielten Intel-Anteile.
Manche betrachten Tans jahrelange Erfahrung mit Start-up-Investitionen in China indes als Schlüsselkompetenz für die Sanierung des kriselnden einstigen Vorzeige-Unternehmens Intel. „Er stand ganz oben auf meiner und der Liste der meisten Investoren, die ihn haben wollten“, sagte Analystin Stacey Rasgon vom Vermögensverwalter Bernstein. „Er ist eine Legende und schon ewig dabei.“
Seit März neuer CEO – Konzern in tiefer Krise
Nach monatelanger Suche hatte der angeschlagene Chiphersteller den Manager im März als neuen Chef berufen. Tan war bis August vergangenen Jahres Mitglied im Verwaltungsrat von Intel gewesen. Der US-Konzern steckt tief in der Krise, weil er unter anderem keinen konkurrenzfähigen Hochleistungsprozessor für Künstliche Intelligenz (KI) im Angebot hat. Gleichzeitig ist er bei der Chip-Fertigung technologisch hinter den Rivalen TSMC zurückgefallen.
Intel lehnte es ab, sich zu Tans Investitionen in China zu äußern. Ein Sprecher sagte, Tan habe einen Fragebogen für Direktoren und Führungskräfte ausgefüllt, der die Offenlegung potenzieller Interessenskonflikte vorschreibt. „Wir gehen mit potenziellen Konflikten angemessen um und legen die von den SEC-Regeln geforderten Offenlegungen vor“, sagte der Sprecher. Auch das US-Verteidigungsministerium, das milliardenschwere Aufträge an Intel vergeben hat, wollte sich zu Tan nicht äußern.
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