Zwiespältig fällt das Reise-Resümee des Landtages aus. Fragen wirft das blaue Auge eines FPÖ-Mandatars auf – der „Délirium-Effekt“ ist „heißes“ Thema. Auf Unverständnis stößt die freiheitliche Viktor-Orbán-Präferenz.
Das 30-Jahre-Jubiläum des EU-Beitritts hat Strahlkraft. Kein anderes Bundesland hat davon so profitiert wie das Burgenland. Brüssel hat bislang 2,8 Milliarden € allein an Förderungen locker gemacht. Zur Pflege des innereuropäischen Dialoges war der Landtag mit 39 Abgeordneten und Mitarbeitern in die Hauptstadt Belgiens gereist. Schon früh die Stimmung getrübt hatte – wie berichtet – der FPÖ-Boykott des Treffens mit Magnus Brunner, dem EU-Kommissar für Inneres und Migration.
Wirbel um Schulden
Als „Schuldenmacher der Republik“ wird der frühere ÖVP-Finanzminister von den Freiheitlichen für Österreichs Milliardendefizit verantwortlich gemacht. Wie in Brüssel zu hören war, haben daher die FPÖ-Abgeordneten dem Diskurs über Themen wie Integration und Migration eine Begegnung mit Ungarns Bürgerbund Fidesz von Ministerpräsident Viktor Orbán vorgezogen.
Überschattet wurde die ehrenvolle Delegationsreise von einem wilden Vorfall im Dunkel der Nacht. Laut „Krone“-Bericht war FPÖ-Abgeordneter Thomas Grandits auf dem Weg zum Taxistand auf offener Straße von drei unbekannten Männern überfallen worden. „Einen heftigen Schlag auf den Kopf, mehrere Faustschläge ins Gesicht“ musste der 32-Jährige wegstecken. Er erlitt ein blaues Auge und eine gebrochene Nase. Zum Glück war ein ÖVP-Kollege zu Hilfe geeilt. Zurück im Burgenland, macht die FPÖ „eine Gruppe mutmaßlicher Migranten“ für den brutalen Überfall mitten im EU-Viertel verantwortlich und kritisiert die „falsche Migrationspolitik in Europa“.
Was hat ein Mandatar so spät noch zu suchen?
Quer durch die Fraktionen wirft der Fall viele Fragen auf: Warum wurde nicht umgehend die Polizei gerufen und Anzeige erstattet? Warum wird erklärt, dass der Überfall gegen Mitternacht passiert sei, wenn das Opfer gegen 2 Uhr noch an der Hotelbar gesichtet wurde? Zu sehr später Stunde sei von einer Visite der Bar Délirium die Rede gewesen, hieß es. Was hat ein Abgeordneter, der im Auftrag der Landtagsdirektion unterwegs war, um diese Uhrzeit noch zu suchen?
Erfolg vorantreiben
„Ein unwürdiges Schauspiel!“ So lauteten Kommentare im Landhaus in Eisenstadt generell zu dem Auftritt der FPÖ in Brüssel. Enttäuscht zeigt sich Landtagspräsidentin Astrid Eisenkopf (SPÖ): „Das Verhalten von Abgeordneten, die für ihre Heimat etwas Positives bewirken wollen, sieht anders aus. Bei dieser Reise stand im Vordergrund, den Erfolg des Burgenlandes weiter voranzutreiben und sich entsprechend zu vernetzen.“
Dem können Wolfgang Spitzmüller (Grüne) und andere Mandatare nur beipflichten: „Wir haben gute Gespräche geführt, wichtige neue Kontakte geknüpft. Darum ging es.“ Dem verletzten Mandatar wünschen alle eine rasche Genesung.
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