Kritik an Regierung
Italien will erstmals Prostituierte besteuern
Mit einem Schritt, der für heftige Debatten sorgt, will Italien künftig Prostituierte besteuern. Dafür wurde nun erstmals ein eigener Unternehmenscode eingeführt – ein Novum im Land der katholischen Tradition. Unter dem sogenannten ATECO-Code wurden sexuelle Dienstleistungen offiziell als wirtschaftliche Tätigkeit eingestuft.
Unter dem neuen Code werden unter anderem „sexuelle Dienstleistungen“, Partnervermittlungen, Heiratsagenturen sowie „Speed-Networking-Aktivitäten“ geführt. Prostitution ist in Italien legal, wird jedoch bislang nicht reguliert. Bordelle sowie Zuhälterei sind nach wie vor verboten.
Politische Kritik an Klassifizierung
Die Einführung des Codes hat zu politischen Reaktionen geführt. Luana Zanella, Fraktionsvorsitzende der linken Alleanza Verdi e Sinistra (AVS), kritisierte, dass mit der Klassifizierung wirtschaftlicher Tätigkeiten im Bereich Prostitution ein Widerspruch zur politischen Ausrichtung der Regierung entstehe. „Der Rechtsregierung in Rom geht es um Gott, Vaterland und Familie, aber wenn sie Kassen auffüllen muss, legitimiert sie sogar die Prostitution“, so die Fraktionsvorsitzende.
Auch der sozialdemokratische Abgeordnete Paolo Ciani äußerte Bedenken: Steuerliche Regelungen dürften nicht über einen klaren gesetzlichen Rahmen hinweggehen, insbesondere wenn es um Tätigkeiten gehe, die mit Menschenhandel oder sexueller Ausbeutung in Verbindung stehen könnten. Er warnte vor der möglichen Legitimierung von Handlungen, die eng mit Straftatbeständen wie Beihilfe, Anstiftung oder Ausbeutung verknüpft seien.
Sorgt seit Jahren für Diskussionen
Das Thema der rechtlichen Regelung von Prostitution wird in Italien seit Jahren kontrovers diskutiert. In den 1950er-Jahren wurden Bordelle durch den Einsatz der Senatorin Lina Merlin sogar geschlossen. Vor dem Hintergrund des weiterhin existierenden Straßenstrichs wird seither immer wieder über eine mögliche Legalisierung und Regulierung solcher Einrichtungen diskutiert.
Bis zu Hunderttausende Prostituierte im Land
Schätzungen zufolge gibt es in Italien bis zu 100.000 Prostituierte, etwa ein Drittel davon stammt aus dem Ausland. Mehr als die Hälfte arbeitet auf der Straße, rund ein Fünftel soll minderjährig sein.
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