Am Donnerstag war der Minoritenplatz in Wien Schauplatz einer kraftvollen Protestaktion: Eltern, Kinder und Großeltern forderten lautstark eine inklusive Bildungspolitik. Der Grund für den Aufstand? Die Schließung der einzigartigen Volksschule Lernwerkstatt Wien West im 17. Wiener Gemeindebezirk.
Die Aufregung rund um die Lernwerkstatt Wien West hat eine Vorgeschichte. Schon früher gab es Versuche, eine Lösung zu finden – bisher ohne Erfolg. Nun steht fest: Die Schule in Hernals soll ab dem Schuljahr 2026/27 aufgelöst werden.
Warum muss die Schule geschlossen werden?
Anfang März informierte die Bildungsdirektion, dass die Schule ihren Standort verlassen muss. Der Grund: Das Gebäude wird künftig vermehrt für Kinder mit körperlicher Behinderung benötigt, für die es ursprünglich gebaut wurde.
Eltern kritisieren späte Information und fehlende Kommunikation
Was viele Eltern besonders verärgert: Nicht, dass mehr Raum für Kinder mit Behinderung geschaffen wird – sondern dass sie viel zu spät informiert wurden. Aus ihrer Sicht hätte eine frühzeitige und offene Kommunikation sowie die gemeinsame Suche nach Lösungen viele Konflikte vermeiden können.
„Wir haben uns so auf diese Schule gefreut, weil uns Bildung, der Zusammenhalt und das gute Miteinander wichtig sind. Jetzt sind wir unsicher, weil uns einfach keine Informationen gegeben wurden.“
Birgit, betroffene Mama
Bild: krone.tv
Bildungsdirektion reagiert auf die Kritik
Wir haben am Donnerstag die Bildungsdirektion Wien mit dieser Kritik konfrontiert. Eine zufriedenstellende Antwort gab es jedoch nicht. Ihre einzige Rückmeldung:
„Wir haben die Eltern mittels Elternbrief vom 14.03.2025 darüber informiert.“
Rückmeldung Bildungsdirektion für Wien
Auf die Verärgerung der Eltern wird damit nicht wirklich eingegangen. Eltern und Kinder betonen die Problematik: Der Schulweg ist zu weit, die Lehrer sind andere. Auf diesen Vorwurf nimmt die Bildungsdirektion folgend Stellung:
„Insgesamt besuchen etwa 120 Kinder die Schule, wobei weniger als die Hälfte der Schüler*innen aus dem Bezirk stammt.“
Rückmeldung Bildungsdirektion für Wien
Derzeit sind am Standort zwei Schulen untergebracht: die Lernwerkstatt Wien West und die Sonderschule Hernals. Letztere braucht mehr Platz. Deshalb sollen rund 120 Kinder der Lernwerkstatt an einen neuen Standort in Ottakring übersiedeln – schrittweise. Laut Bildungsdirektion gibt es keine Alternative.
Die Besonderheit der Lernwerkstatt: Ein Modell für Inklusion
Die Lernwerkstatt ist eine inklusive Schule. Ihr Schwerpunkt: Sonderpädagogik und Sprachförderung. Dort lernen Kinder mit und ohne Sprachprobleme gemeinsam, begleitet von mindestens zwei Lehrkräften pro Klasse. Viele Eltern betrachten die Schule als Vorbild für inklusives Lernen. Mit der Übersiedlung befürchten sie jedoch eine Gefährdung der Inklusion.
„Ich wünsche mir, dass im Bereich inklusive Bildung mehr auf Inklusion statt auf Sonderschulen gesetzt wird, die eigentlich abgebaut werden sollten.“
Sandra, betroffene Mama
Bild: krone.tv
Protestaktion am Minoritenplatz: Inklusion im Fokus
Stimmung bei der Kundgebung am Donnerstag war friedlich, kreativ und bestimmt. Mit Musik, Kinderaktionen und persönlichen Redebeiträgen wollten die Teilnehmenden auf die Bedeutung inklusiver Bildung und die Auswirkungen der geplanten Maßnahme aufmerksam machen.
Wie es nun weitergeht, ist offen – doch die Eltern und Kinder wollen weiterkämpfen.
Das ganze Video sehen Sie oben.
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