Die Hassverbrechen von Lend schockieren die Einheimischen, alle fragen sich nach dem „Warum“. Die „Krone“ war vor Ort auf Spurensuche – und fand dabei auch noch Nazi-Aufkleber. Den gleichen Sticker, der auch beim Hauptbeschuldigten im Auto gefunden wurden.
Eines der zwei Opfer, blutend und desorientiert, versucht sich, am Geländer der Arzhofbrücke in der 1290-Seelen-Gemeinde festzuhalten. Es ist stockfinster, kein Auto fährt vorbei, keine Passanten weit und breit. Der Mann versucht, stolpernd zu fliehen.
Doch die Angreifer – dunkel bekleidet im Militär-Look – schlagen weiter auf ihn ein, sprühen ihm Pfefferspray in die Augen. Tritte mit den Stoppeln der Springerstiefel gegen das Gesicht sind auf den Aufnahmen genauso zu sehen, wie das Abrasieren der Haare des Opfers mit einem elektrischen Rasierer.
Es ist nicht nur Gewalt, es ist auch Demütigung. Die Videos der zwei Gewalttaten sind an Brutalität kaum zu überbieten, sie sind aber auch Zeugnis für den Hass. „Das erinnert mich an dunkle Zeiten, an die Judenverfolgung von damals. So etwas wollen wir hier nicht“, sagt ein Einheimischer anonym, als die „Krone“ den Tatort an der gesperrten Straße besichtigt und anspricht: kein Verkehr, keine Straßenlampen, ein perfekter Tatort.
Täter-Paar lebte zeitweise in Lend
Den Tatort dürfte zumindest der mutmaßliche Rädelsführer (23) und „Admin“ einer „Pedo Hunting“-Gruppe (übersetzt: Pädophile jagen) gekannt haben, weil er hier gelebt hatte. Was die fünfköpfige Gruppe aber nicht wissen konnten: die sexuelle Neigung ihrer Opfer.
Sie vermuteten es durch einen Lockvogel. Die Freundin (24) des Haupttäters soll sich via Fake-Profil als 16-Jährige ausgegeben haben, um die beiden Opfer nach Lend zu locken – sie soll auch die Szenen gefilmt haben. Doch woher kam die Idee? „Ich habe das öfters mal auf Tiktok gesehen“ lautete eine Aussage im Verhör, ein anderer spricht von einer „globalen Community“.
Tatsächlich hat der Österreich-Ableger einer solchen Telegram-Gruppe über 4000 Mitglieder. Neben Mordversuch und schwerer Körperverletzung wird der Gruppe auch Wiederbetätigung vorgeworfen.
Dabei geht es nicht um einen Hitler-Gruß oder Chatnachrichten, sondern um Verbreitung von Nazi-Propaganda im öffentlichen Raum: durch Sticker. „Freiheit für Deutschland“ steht auf einem fast abgekratzten Aufkleber, den die „Krone“ nahe des Bahnhofes fand. Die gleichen und weitere noch nicht verklebte Sticker entdeckten Polizisten im Auto des 23-Jährigen, der zur „Jagd“ gerufen hatte.
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