Der neue Erzabt von St. Peter, Pater Jakob Auer, im „Krone“-Interview über das Mönchsleben, Herausforderungen unserer Zeit und den Wert von Ostern. Die Segnung (Benediktion) des Neugewählten findet am Ostermontag (14 bis 16 Uhr) in der Stiftskirche statt.
„Krone“: Ostern gilt als Höhepunkt im Kirchenjahr. Wie viel bedeutet es Ihnen als Benediktiner?
Pater Jakob Auer: Ich glaube, dass die Osterbotschaft nie an Brisanz verloren hat und in jeder geschichtlichen Etappe wirklich größte Bedeutung hat. Unsere Zeit ist herausfordernd, weil wir es selbst stemmen müssen. Staaten konnten sich noch nie so viel gegenseitig antun. Man denke nur an Cyberkriminalität. Zu Ostern schöpfen wir Hoffnung. Ein gläubiges Leben speist sich aus der Auferstehung Christi. Der Heilige Benedikt meinte über die Fastenzeit, dass der Mönch immer ein Leben wie in der Fastenzeit führen sollte. Für mich bedeutet das, dass er immer von der Hoffnung auf Ostern hin getragen sein soll.
Was prägt die Fastenzeit im Kreis der Mitbrüder?
Es gibt gemeinschaftliches Fasten und dann noch Entbehrungen im Persönlichen. Jeder wählt ein gutes Werk, zum Beispiel einen speziellen seelsorgerischen Besuch, und auch noch ein geistliches Werk.
Wie schätzen Sie die weltpolitische Lage mit Blick auf die USA ein?
Ich finde es höchst gefährlich. Präsident Trump spielt auch mit Bildern aus der biblischen Geschichte. Er hat sich ja auch schon mit der Messias-Vorstellung gleich gesetzt.
Was kann Kirche zum Weltfrieden beitragen?
Sehr viel. Es gibt sonst keine Gemeinschaft, die wirklich weltweit agieren kann. Das Bekenntnis zu Christus eint alle. Dort, wo Kirche politisch eingesetzt wird, wird es aber schwierig. Noch problematischer wird es, wenn für Radikalisierung Ebenen verschoben werden.
Wie soll man sich Gott vorstellen?
Ein Bild ist: Man sieht ihn als denjenigen, der irgendwo oben sitzt, die Schachfiguren herumschiebt und Richtung Frieden bewegen kann. Es ist die Hand, die von oben herein greift. Das andere Bild kommt aus der Philosophie: Der unbewegte Beweger, also der, der mit einem Stoß das ganze Leben geschaffen hat. Alles bewegt sich und er selbst bleibt außerhalb. Beide Bilder funktionieren im Christentum nicht. Wir glauben, dass Jesus Christus Mensch wird und mit den Menschen geht. Er nimmt das Leid nicht einfach weg, sondern er steht den Menschen zur Seite.
Sie übernehmen zu Ostern die Funktion des Erzabts. Schon angekommen?
Die Wahl war für mich überraschend. Ganz angekommen bin ich noch nicht, aber ich konnte in ersten Gesprächen mit Mitbrüdern einen Eindruck gewinnen. Ich spüre die Verantwortung.
Sie übernehmen sehr jung, mit erst 33 Jahren. Stimmt das Klischee, dass es in Klöstern immer weniger Nachwuchs gibt?
Für uns stimmt das nicht, die Gemeinschaft hat keine Nachwuchssorgen. Von 24 Mitbrüdern sind 6 oder 7 unter 40 Jahre alt.
Wie kam es, dass Sie einen geistlichen Weg einschlugen?
Es hat sich in der Kindheit abgezeichnet. Ich bin in Elsbethen neben dem Kloster Goldenstein aufgewachsen. Ich habe eine Faszination für das Leben der Schwestern entwickelt.
Wann fühlten Sie sich fürs Leben als Mönch berufen?
Ich war in der Landwirtschaftsschule, habe dann im Lagerhaus im Verkauf gearbeitet. Es war eine Orientierungsphase, ich hatte auch Gedanken für den Pflegeberuf. 2013 bin ich in St. Peter eingetreten.
Jakob Auer wurde 1991 in Salzburg geboren und wuchs in Elsbethen auf. Er ist der 89. Abt und 7. Erzabt des Stiftes. 2013 trat er in das Stift ein, legte am 21. März 2018 die ewigen Gelübde ab und wurde am 29. Juli 2022 zum Priester geweiht. Seit 2022 war er in der Klostergemeinschaft Kirchenrektor und seit 2024 Prior.
Bedeutet ein Leben im Kloster auch, Vorgaben aus Rom blind zu folgen?
Wir sind von der kirchlichen Struktur weitgehend unabhängig, leben im Hier.
Wollen Sie mit St. Peter künftig auch in der Welt der Sozialen Medien präsent sein?
Wenn, dann gilt für mich „Qualität vor Quantität“. Wir können das in St. Peter zum Beispiel über die Kultur wie die Stiftsmusik gut und stellen auch immer wieder Inhalte online. Damit erreichen wir viele Menschen.
Haben Sie Vorbilder?
Im Gehen selber den Weg suchen, das ist mir wichtig. Aber ich habe auch Vorbilder. Im Kloster ist es eindeutig der schon verstorbene Bruder Nikolaus mit seiner großen Zufriedenheit. Auch meine Großeltern haben mich geprägt.
St. Peter ist ein Ort mit viel Geschichte. Wo ist der Platz des Stiftes heute?
Wir liegen mitten in der Altstadt, wollen unser Leben mit den Salzburgern teilen, denken aber gerade im Sommer schon auch, dass die Stadt touristisch eine Lenkung braucht.
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