Das steckt dahinter

USA und Iran beginnen mit Atomgesprächen

Außenpolitik
12.04.2025 07:54

Nach Jahren diplomatischer Eiszeit kommt Bewegung in den Dialog über das iranische Atomprogramm. Unter Vermittlung des Sultanats Omans treffen sich Vertreter beider Länder zu Gesprächen. Für Teheran reist Außenminister Abbas Araqchi an. Für Washington kommt der US-Sondergesandte Steve Witkoff.

Kern des Streits ist das iranische Atomprogramm. Während Teheran betont, dieses ausschließlich für zivile Zwecke zu nutzen, befürchten Regierungen im Westen den Bau einer Atombombe.

Iranische Politiker und Offiziere heizten die Debatte zuletzt mit Forderungen nach Atomwaffen zur militärischen Abschreckung an.

Trump stieg 2018 aus Pakt aus
2015 hatte der Iran im Wiener Atomabkommen nach langen Verhandlungen mit Vertragspartnern – darunter China, Russland, die USA, Frankreich, Deutschland und Großbritannien – vereinbart, sein Nuklearprogramm einzuschränken. US-Präsident Donald Trump stieg jedoch 2018 einseitig aus dem Pakt aus und verhängte neue, harte Sanktionen. Daraufhin hielt sich auch Teheran nicht mehr an die Auflagen des Abkommens.

Daten und Fakten
Fragen und Antworten zu den Atomgesprächen

Was fordert die US-Regierung jetzt von Teheran?
Trumps Nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz forderte eine „komplette Demontage“ des iranischen Atomprogramms. Teheran wies diese Forderung umgehend zurück. Trump hat dem Iran wiederholt mit militärischer Gewalt gedroht, falls Teheran einem neuen Abkommen zur Begrenzung seines Atomprogramms nicht zustimmen sollte.

Sind die USA zu Kompromissen bereit?
Witkoff deutete vor dem Treffen etwas Kompromissbereitschaft an. Der Iran dürfe nicht in der Lage sein, eine Atombombe zu bauen, das sei für die USA die „rote Linie“, sagte der US-Sondergesandte dem „Wall Street Journal“.

Warum drängt die Zeit für einen neuen Deal?
Für eine zivile Nutzung etwa in der Atomkraft muss Uran nur geringfügig angereichert werden. Aktuell reichert der Iran aber auch Uran mit einem Reinheitsgrad von 60 Prozent an. Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, hat wiederholt darauf hingewiesen, dass der Iran der einzige Staat ohne Atomwaffen sei, der solches fast waffenfähiges Material herstelle. Das Wiener Abkommen läuft – auch wenn es faktisch nicht mehr umgesetzt wird – formal im Oktober 2025 aus.

Steve Witkoff deutete vor dem Treffen etwas Kompromissbereitschaft an. Der Iran dürfe nicht in der Lage sein, eine Atombombe zu bauen, das sei für die USA die „rote Linie“. (Bild: APA/Evelyn Hockstein/Pool Photo via AP)
Steve Witkoff deutete vor dem Treffen etwas Kompromissbereitschaft an. Der Iran dürfe nicht in der Lage sein, eine Atombombe zu bauen, das sei für die USA die „rote Linie“.

Was erhofft sich der Iran von den Gesprächen?
Irans Regierung verbindet mit der Aussicht auf einen neuen Deal zwei zentrale Hoffnungen: eine Entschärfung der militärischen Spannungen in der Region sowie die Aufhebung von Sanktionen, wie der Iran-Experte Hamidreza Azizi erläutert. Trotz schlechter Erfahrungen mit der Trump-Regierung finden die Verhandlungen breite Unterstützung.

Wie wahrscheinlich ist ein neuer Atomdeal?
Vor den Gesprächen im Oman dämpfte die US-Regierung die Erwartungen deutlich. „Das sind keine Verhandlungen, das ist ein Treffen“, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce. Man wolle lediglich ausloten, was grundsätzlich möglich sei. „Es ist eine Kontaktaufnahme – und nicht mehr.“ 

Abbas Araqchi (l.) auf einer Archivaufnahme aus dem Jahr 2014 (Bild: AFP/FABRICE COFFRINI / AFP)
Abbas Araqchi (l.) auf einer Archivaufnahme aus dem Jahr 2014

Insider in Teheran mahnen indes zur Geduld. Ein Abschluss könnte länger als ein Jahr dauern. Entscheidend sei vor allem die Atmosphäre beim ersten Treffen zwischen Witkoff und Araqchi.

Welche Rolle spielt der Konflikt zwischen Iran und Israel?
Israel blickt mit Misstrauen auf einen möglichen neuen Atomdeal mit dem Iran. Im vergangenen Jahr standen die beiden Länder mehrfach am Rand eines offenen Kriegs. Israel drohte wiederholt mit Angriffen auf iranische Nuklearanlagen. Seit Jahrzehnten ruft die iranische Führung immer wieder zur Vernichtung des jüdischen Staats auf.

Badr al-Busaidi (Mitte) bei einem Treffen mit Alexander Schallenberg (r.) im Oman im Jahr 2021. Er soll zwischen Araqchi und Witkoff vermitteln.  (Bild: BMI/Michael Gruber)
Badr al-Busaidi (Mitte) bei einem Treffen mit Alexander Schallenberg (r.) im Oman im Jahr 2021. Er soll zwischen Araqchi und Witkoff vermitteln. 

Kann das iranische Atomprogramm militärisch gestoppt werden?
Experten bezweifeln, dass das Atomprogramm durch einen Militärschlag gestoppt werden könnte. Das wäre ein „außerordentlich komplexer militärischer Einsatz“, heißt es in einer Analyse des Zentrums für Strategische und Internationale Studien (CSIS) in Washington.

Warum finden die Gespräche im Oman statt?
Der Wüstenstaat pflegt gute Beziehungen zu Washington und Teheran und hat sich in Krisen immer wieder einen Namen als diskreter Vermittler gemacht. Wegen seiner pragmatischen Haltung und dem Prinzip der Nichteinmischung wird das Sultanat auch als „Schweiz des Nahen Ostens“ bezeichnet. Bei den Iran-Gesprächen wird Omans Außenminister Badr al-Busaidi zwischen Araqchi und Witkoff vermitteln.

Luftangriffe würden das Atomprogramm nach Ansicht von Experten nur um einige Zeit zurückwerfen, aber nicht langfristig stoppen. Zudem könnte ein Militärschlag den Iran erst recht dazu bewegen, Atomwaffen zu entwickeln.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt