Starke historische Fotos, viel Tiefgang: Die neue Ortschronik der steirischen Gemeinde Eibiswald ist besonders. „Chroniken werden nicht im stillen Kämmerlein geschrieben, sondern draußen bei den Höfen“, weiß ein Experte.
Die Ortsgeschichte von Eibiswald im Bezirk Deutschlandsberg wurde bislang in zwei Büchern dokumentiert. 1933 ist die Chronik von Hans Kloepfer, 1995 eine Arbeit von Werner Tscherne erschienen. Nun liegt mit „Eibiswald – Der Markt und seine Bewohner“ ein neues Werk vor. Die zeitgeschichtliche Chronik, verfasst von Heimatforscher Herbert Blatnik, beleuchtet auf mehr als 300 Seiten die vergangenen 150 Jahre. Die Idee stammt von Bürgermeister Andreas Thürschweller.
Blatnik ist für seine gründliche Recherche und seinen großen Erfahrungsschatz bekannt. Seit mehr als einem halben Jahrhundert sammelt er sämtliche Zeitungsartikel, die mit Eibiswald in Zusammenhang stehen. Hinzu kommt, dass er sein Ohr stets an der Basis, also direkt bei den Menschen, hat.
Seit mehr als 30 Jahren fungiert Blatnik zudem als Korrespondent der Historischen Landeskommission (HLK). „Dadurch habe ich einen besseren Zugang zu Archiven. Ich kann beispielsweise auch Einsicht in alte Gendarmerie-Chroniken nehmen.“
Wahre Schätze: Viele Bilder aus Privatbesitz
Was das Buch über Eibiswald unter anderem besonders macht, ist die Tatsache, dass nicht nur aus Dokumenten zitiert wird, sondern auch 20 Zeitzeugen zu Wort kommen. Geschichte von unten quasi.
Klicken Sie sich hier durch historische Aufnahmen aus der Eibiswalder Chronik:
„Tatsächlich hat es für jede Generation Vorkommnisse gegeben, welche die Ortsgeschichte entscheidend mitgeprägt haben und nicht ganz in Vergessenheit geraten sollen“, so Blatnik. „Das Buch ist mit 130 Fotos reich bebildert, die meisten sind noch nie gezeigt worden, weil sie aus Privatbesitz stammen.“
Der Heimatforscher betont auch, dass sich die zwölf Kapitel nicht nur auf die Ereignisse im Markt selbst beschränken, sondern die ganze heutige Großgemeinde Eibiswald von der Soboth bis nach Pitschgau behandeln. Vom Sichten der Daten bis zum Verfassen und Tippen der Texte hat Blatnik sieben Jahre an diesem Projekt gearbeitet.
Die 318 Seiten starke Chronik ist in einer Auflage von 700 Stück im Eigenverlag der Marktgemeinde Eibiswald erschienen. Erhältlich ist sie um Selbstkostenpreis von 20 Euro im Gemeindeamt und in der Bücherei. Auch ein Postversand (zzgl. Versandspesen) ist möglich.
„Chroniken werden nicht im stillen Kämmerlein geschrieben, sondern draußen bei den Höfen. Es bedeutet sehr viel Mühe, aber auch sehr viel Kontakt mit den Einheimischen.“ Josef Hasitschka ist einer der bekanntesten Chronisten des Landes.
„Die Arbeit an einer Chronik kann für den Ort identitätsstiftend sein“, so der Admonter. Die Autoren müssten jedenfalls mit dem Gemeindegebiet gut vertraut sein. „Ich habe mir im Laufe der Jahrzehnte die Region erwandert und ,erfahren‘, dafür viel Neues und Vergessenes entdeckt.“
Wissen soll digital verfügbar sein
Immer häufiger sucht der Steirer Quellen für Recherchen online, das digital verfügbare Wissen „ist auch für uns Regional-Historiker äußert wichtig“. Er bittet daher alle Kulturschaffende und Forscher, möglichst viel Fachliteratur zu scannen und in seriöse Kulturplattformen zu stellen. Hasitschka selbst hat 35 Bücher und weit mehr als 200 Artikel verfasst, sie sind großteils digital abrufbar.
In Liezen hält Hasitschka mit Martin Parth und anderen Historiker-Freunden Landeskundekurse ab. „Wir halten Kontakt mit allen, die an Ortsgeschichte interessiert sind.“ Meist werden handschriftliche Quellen wie Urgroßvaters Feldpostbriefe, Uromas Liebesbriefe, Kochbücher in Kurrent oder noch heute gültige Servitutsverträge aus dem 19. Jahrhundert mitgebracht. „Das sind wertvolle Quellen für Chroniken.“
Sammelt Quellen jeder Art, lasst euch möglichst viel erzählen, freut euch, wenn ihr Zusammenhänge erkennt und wenn Einzigartiges gefunden wird.
Josef Hasitschka
„Lasst euch möglichst viel erzählen“
Bei den Treffen wird das Kurrentlesen geübt und angeregt, nach Bildmaterial zu suchen, einzuscannen, zu ordnen und in einen Textzusammenhang zu bringen. So kann eine Häuser-, Hof-, Familien oder sogar Ortschronik entstehen. „Sammelt Quellen jeder Art, lasst euch möglichst viel erzählen, freut euch, wenn ihr Zusammenhänge erkennt und wenn Einzigartiges gefunden wird."
Josef Fürbass und Jakob Traby, Kronen Zeitung
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