Lend war Schauplatz von brutalen Übergriffen auf zwei Männer. Bürger zeigen sich über die Taten geschockt: Man habe ein mulmiges Gefühl, war beim „Krone“-Lokalaugenschein zu hören.
Zwei Männer, unbescholten und unauffällig, wurden im Oktober 2024 von einer Bande Hassgetriebener in die Falle gelockt. Der Lockvogel: Eine 24-Jährige, die sich als 16-Jährige ausgegeben hat. Der Tatort: die Arzhofbrücke in Lend. Die Opfer: erniedrigt, Haare rasiert, blutig geschlagen. Einer von ihnen sei fast zu Tode geprügelt worden – ermittelt wird auch wegen versuchten Mordes. Und das alles haben die Täter auch noch gefilmt.
Plötzlich fand man im Ort Sticker mit Naziparolen
Was wie nach Hollywood-Fiktion klingt, ist in sozialen Netzwerken ein trauriger „Trend“ und in einigen europäischen Städten traurige Realität. Dass solche Verbrechen im Pinzgau stattfinden, das war undenkbar. Was macht solch eine Tat mit einer beschaulichen Gemeinde wie Lend?
In dem 1290-Einwohner-Dorf will man kaum glauben, was passiert ist. Einen Passanten, der anonym bleiben will, erinnern die Taten an die „Judenverfolgung“. Die Bandenmitglieder bezeichnen sich als „Pedo-Huntern“, also Pädophilenjägern. Das Makabere daran: Die Opfer waren gar nicht pädophil – vielmehr tun die Täter es aus purem Hass. Dass die Schläger wohl auch rechtsradikale Ansichten vertreten, davon zeugen Sticker mit Nazi-Symbolen und Parolen, die die Polizei nicht nur im Ort, sondern auch im Auto des Rädelsführers fand.
„Verblüfft und geschockt“
Lends Ortschefin Michaela Höfelsauer (SPÖ) erzählt: „Wir haben im Herbst 2024 solche Sticker entdeckt und angezeigt. Auch wenn wir sie entfernt haben, waren sie später wieder da.“ Niemand dachte daran, dass sich derart dramatische Szenen in ihrem Ort abspielen könnten. „Wir haben aus der Zeitung davon erfahren.“
Herbert Steiner schildert: „Wir waren verblüfft und geschockt. Ich habe meine beiden Kinder sensibilisiert, in der Nacht nicht an finsteren Plätzen zu sein. Selbst hat man ein mulmiges Gefühl.“
Die Angst ist spürbar. Man fühlt es bei gewissen Bemerkungen. Man muss ein bisschen hellhörig sein. Man muss aber schauen, wie man in der Situation helfen kann.
Sandra Moosbrugger, Direktorin der Volksschule in Lend.
Ebenfalls aus der Zeitung hat Patrick Seggl von den Verbrechen erfahren. Er sagt: „Man denkt sich, wenn man sich mit falschen Menschen trifft, kann einem das selber passieren. Man fragt sich, ob man überhaupt noch alleine wo hingehen soll.“
Friedensworkshops in der Schule
Trotz der grausamen Tat war das Ganze eigentlich kein Gesprächsthema im Ort. Das sagen alle Passanten gegenüber der „Krone“. Die Bürgermeisterin bestätigt: „Es ist total spannend: Irgendwie beschäftigt das Thema jeden, aber reden will man nicht darüber.“
Die Volksschuldirektorin Sandra Moosbrugger sagt: „Man macht sich Sorgen. Generell über die Gesellschaft. Aber natürlich fragt man sich, welchen Einfluss hat so etwas auf unsere Arbeit vor Ort. Wie können wir mit den Ängsten der Kinder umgehen? Aber natürlich auch mit den Eltern, die ebenso Ängste haben.“
Angesprochen auf die Verbrechen werde man nicht. Aber: „Man spürt die Angst. Man fühlt es bei gewissen Bemerkungen. Man muss ein bisschen hellhörig sein. Man darf das aber auch nicht zu groß machen, sondern muss schauen, wie man vor Ort in der Situation helfen kann.“ In allen Volksschulen sei es Auftrag, Kinderschutzkonzepte zu entwerfen. In der Lender Schule sei man dran, Friedensworkshops anzubieten.
Denn, wie ein weiterer anonymer Passant schildert: „Genau das ist es, was wir in unserer Gesellschaft nicht mehr wollen!“
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