Während die wilde Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump den Menschen weltweit die Schweißperlen auf die Stirn treibt, hat sich die Welthandelsorganisation (WTO) gefragt: Werden diese wirklich, wie von dem Republikaner vielfach angepriesen, den gewünschten Effekt mit sich bringen?
Die Angst vor einer weltweiten Wirtschaftskrise geht um, Experten rechnen vor, dass enorme Belastungen ins Haus stünden, viele Jobs seien gefährdet. Im Grunde genommen könnten Zölle zwar heimische Industriezweige begünstigen, die mit den importierten Waren konkurrieren, wird in einem WTO-Blogbeitrag von Chefökonom Ralph Ossa erklärt. Dies ziehe allerdings Arbeitskräfte und Kapital vom exportierenden Sektor ab.
Der Ausbau der heimischen Industriezweige treibe zudem Löhne nach oben. Das erhöhe wiederum die Kosten für exportierende Firmen, die dann auf internationalen Märkten weniger konkurrenzfähig seien. „Im Grunde sind Zölle ganz einfach: Sie erhöhen den inländischen Preis für importierte Waren“, analysiert Ossa. Das habe Folgen für Preise, Löhne, Wechselkurse und Handelsströme. Die USA, die mit saftigen Zöllen die heimische Produktion anheizen wollen, nennt der Ökonom nicht beim Namen.
Kaum Einfluss auf Handelsungleichgewichte
Ossa beschreibt auch einen Währungseffekt: Zölle reduzierten die heimische Nachfrage nach dem mit Zoll belegten Produkt. Das mindere den Bedarf an Fremdwährung und führe zu einer Aufwertung der heimischen Währung. Zwar könnten Zölle den Handel in einzelnen Sektoren oder bilateral verändern, insgesamt hätten sie aber nach empirischen Studien kaum Einfluss auf die aggregierten Handelsungleichgewichte, so Ossa.
Die Langzeitfolgen können es in sich haben
Sein Fazit: „Zölle sind nicht nur ein Instrument zur Erhöhung der Einnahmen oder zum Schutz der heimischen Industrie - sie sind ein politischer Hebel mit weitreichenden und oft unbeabsichtigten Folgen. Ihre kurzfristige Attraktivität kann die längerfristigen Kosten in Bezug auf Inflation, Wettbewerbsfähigkeit und internationale Zusammenarbeit verschleiern.“
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