Tschernobyl-Attacke
Schutzhülle „hat Funktion teilweise verloren“
Nachdem im Februar das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine von einer russischen Drohne attackiert worden war, gehen erneut die Wogen hoch. Die Umweltministerin des kriegsgebeutelten Landes berichtet, dass seither die Funktion des Sarkophags, der den gefährlichen zerstörten Atomreaktor abschirmt, beeinträchtigt sei.
Mit einem „hochexplosiven Sprengkopf“ habe eine russische Kampfdrohne die Schutzhülle von Tschernobyl angegriffen, berichtete der aufgebrachte ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj damals. Die Wucht hatte erhebliche Schäden zur Folge – Bilder gingen um, die ein aus der Hülle klaffendes Loch zeigten.
„Das einzige Land auf der Welt, das solche Anlagen angreift, Atomkraftwerke besetzt und Krieg führt, ohne Rücksicht auf die Folgen, ist das heutige Russland. Dies ist eine terroristische Bedrohung für die ganze Welt“, warnte Selenskyj.
Und die Gefahr ist bis heute nicht gebannt ...
Grundsätzlich hat man vor, den zerstörten Atomreaktor zu entfernen. Hierfür sei gemeinsam mit den Partnern – man entscheide das nicht allein – ein ausgeklügeltes Schema gebastelt worden, erklärte die ukrainische Umweltministerin Swetlana Grintschuk. Dies müsse nun allerdings auf unbestimmte Zeit nach hinten verlegt werden. Betroffen seien sowohl die Pläne bezüglich des Atomkraftwerks als auch jene zur Gewährleistung der nuklearen Sicherheit, zu denen auch der Abbau instabiler Strukturen zähle. Der Grund sei „der Angriff auf die Schutzhülle und der teilweise Verlust ihrer Schutzfunktion“, wird Grintschuk von der ukrainischen Nachrichtenagentur „Interfax Ukraine“ zitiert.
Klappe zu, alles gut?
Nach dem Super-GAU in Tschernobyl am 26. April 1986 war um den zerstörten Atomreaktor rasch eine Schutzhülle errichtet worden mit dem Ziel, dass sie die Strahlung eindämmen würde. Allerdings hielt die Konstruktion nicht so lange wie erhofft: sie war bald einsturzgefährdet. Ein neuer Sarkophag musste her, dieser wurde 2006 auf die Ruine geschoben. Im Februar 2025 schlug schließlich die russische Drohne in die Hülle ein. Die Folgen gelten bislang als ungewiss.
Mensch wohl mit Atomkraft überfordert
Die Umweltorganisation Greenpeace gibt zu bedenken, dass die Aufräumarbeiten von Tschernobyl noch ein Jahrhundert dauern könnten. Bis dato existiere noch immer kein Endlager für die 400.000 Kubikmeter an radioaktivem Atommüll innerhalb des Reaktors. Arbeiter und Umwelt liefen Gefahr, kontaminiert zu werden. „Damit überlassen wir die Probleme von Tschernobyl den nachfolgenden Generationen, weil niemand in der Lage ist, die Folgen der Katastrophe auch nur annähernd zu lösen. Die Baustelle Tschernobyl zeigt: Wir Menschen beherrschen nicht einmal die Aufräumarbeiten eines Atomunfalls. Geschweige denn die Atomkraft selber“, zeigt sich die NGO auf ihrer Seite alarmiert.
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