Influencer (24) tot

Extreme Esstrends im Internet als „fettes“ Problem

Viral
14.04.2025 11:45

Ein Tisch gefüllt mit dampfenden Gerichten, laute Schmatzgeräusche – und eine Kamera: In sozialen Medien tummeln sich Kurzvideos rund ums Thema Essen. Und Tausende Menschen schauen zu.

Efecan Kültür, ein türkischer Tiktoker, postete beinahe täglich Videos, in denen er Unmengen an Essen vor der Kamera verspeiste – sie wurden tausendfach geklickt. Mit nur 24 Jahren starb er kürzlich an seiner Fettleibigkeit. Davor war er längere Zeit im Krankenhaus (siehe Artikellink unten).

Kültür ist kein Einzelfall: Durch Essenstrends wie Mukbang mit großen, hochkalorischen Mengen oder extremer Schärfe ist es in den vergangenen Jahren immer wieder zu gesundheitlichen Notfällen bei Nutzern sozialer Medien gekommen. Der Grund: Die Nachahmungsgefahr ist hoch.

„Kein Mensch isst im Normalfall diese Portionen“
„Wenn dann die Videos teils gefaked sind, kann das ein echtes Problem sein“, sagt Harald Seitz vom deutschen Zentrum für Ernährung. „Kein Mensch isst im Normalfall diese Portionen. Das schaffen sie gar nicht, das schafft der Körper gar nicht. Da ist der Magen einfach dann irgendwann voll.“ 

Dass das Phänomen ausgerechnet in Südkorea begann, ist kein Zufall. Nachdem die Mahlzeiten in der konfuzianisch geprägten Kultur Koreas von strengen Ritualen geprägt waren, hat sich die Esskultur in den letzten Jahrzehnten mit Aufkommen der Modernisierung des Landes radikal gewandelt.

Junge Büroangestellte, geplagt von langen Arbeitszeiten und kurzen Mittagspausen, essen unter Zeitdruck schnell aufbereitetes Fast Food. Oft tun sie das nicht mehr in geselligen Runden, wie es in der kollektivistischen Gesellschaft als Norm galt, sondern alleine vor ihrem Laptop.

„Alles ein Wettbewerb“
„Im Prinzip ist das alles ja ein Wettbewerb. Und ein Wettbewerb geht oft in etwas Extremes über“, so Christina Holzapfel, Professorin und Leiterin der Forschergruppe „Personalisierte Ernährung und E-Health“ an der TU München. Gefährlich werden die Trends ihren Angaben nach, wenn sie unterschätzt und nicht eingeordnet werden.

„Jeder kann sich Experte nennen“
„Am Ende ist ja Social Media eine Plattform über die sich Menschen erkundigen und auch ihr Wissen holen und auch natürlich Informationen teilen.“ Dabei gebe es sicher auch positive Auswirkungen, zum Beispiel, weil man sich gut vernetzten könne. Das Problem jedoch sei, „dass sich jeder Experte nennen kann und dann diese Botschaften eben nicht evidenzbasiert sind und nicht von der Wissenschaft kommen“,

Gefährlicher Hype aus Südkorea
Mukbang: Aus alleine Essen wird Streamen
  • Dieser gefährliche Internethype namens Mukbang stammt ursprünglich aus Südkorea. Dabei verzehren Menschen unnatürlich große Mengen an Essen – traditionelle Speisen, Comfort Food wie Süßigkeiten oder Fast Food – und filmen sich dabei. 
  • Der Trend ist in den Nullerjahren eher durch Zufall entstanden: Als ein Gamer auf der beliebten, koreanischen Streaming-Plattform „AfreecaTV“ Hunger bekam und vor laufender Kamera genüsslich einen Becher Instant-Nudeln schlürfte, soll das bei den Zuschauern derart gut angekommen sein, dass sich schon bald etliche Nachahmer fanden.
  • Das Phänomen setzt sich aus den Wörtern „Muk-da“ (essen) und „Bang Song“ (Rundfunk/senden) zusammen, und beschreibt die Tätigkeit bereits ziemlich gut: Man filmt sich selbst beim Essen. Zuseher solcher Sendungen sind meist Singles oder Alleinstehende, doch da es den Trend seit über 20 Jahren gibt, sind viele Südkoreaner mit Mukbang-Sendungen – damals noch im Fernsehen – aufgewachsen.
Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt