Experten gespalten

Quereinsteiger für Deutschförderklassen geplant

Innenpolitik
14.04.2025 21:44

Pünktlich am letzten Schultag vor den Osterferien verkündete der Bildungsminister die Aufstockung der Pädagogen-Posten für Deutschförderklassen. Vor allem Quereinsteiger sollen die personellen Lücken füllen. Bis zum finalen Beschluss der Aufstockung am Mittwoch wird hinter den Kulissen noch um Qualifikationen verhandelt. Experten beurteilen das Vorhaben ganz unterschiedlich. 

Die deutsche Sprache hat die Bundesregierung als Schlüssel für eine gelungene Integration ausgemacht. Eben dafür wird viel von dem Geld in die Hand genommen, das in den rot-weiß-roten Staatskassen derzeit eigentlich gar nicht wirklich vorhanden ist. Satte 182 Millionen Euro fließen im kommenden Schuljahr in die Aufstockung der Lehrer-Planstellen für Deutschförderklassen von 577 auf 1324.

Quereinsteiger als „Schummler“
Besonders viel aufgestockt wird dem Bedarf entsprechend etwa in Wien, Ober- und Niederösterreich. Offen bleibt aber, wo die Pädagogen von Morgen gefunden werden sollen. „Leicht wird's nicht, wir sind immer noch in Zeiten eines Lehrermangels“, weiß der zuständige NEOS-Bildungsminister Christoph Wiederkehr. Als personelle „Schummler“ dürften im Bildungsbereich also wieder einmal Quereinsteiger gebraucht werden, die in Schnellkursen auf ihre Tätigkeit als Pädagogen vorbereitet werden sollen.

WIederkehr hat seinen „Lehrplan“ fertig.  (Bild: Krone KREATIV/APA/Helmut Fohringer, stock.adobe.com)
WIederkehr hat seinen „Lehrplan“ fertig. 

Werte sollen vermittelt werden
Am Mittwoch soll die Aufstockung der Planstellen per Umlaufbeschluss in der Regierung fixiert werden. Wie die „Krone“ erfuhr, wird aber noch über die Quereinsteiger – und ihre Anforderungsprofile gerungen. „Wichtig ist, dass die Schulung ein Verständnis für gemeinsame Werte in unserer Gesellschaft vermittelt“, meint etwa Niederösterreichs Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister. Grundsätzlich sei laut der Landesrätin jede Maßnahmen, die Integration fördert, zu begrüßen. Die aktuelle Maßnahme der Orientierungsklassen gelte es „genau zu evaluieren“ – auch in Hinblick auf die Umsetzbarkeit in den Flächenbundesländern.

„Wir in Niederösterreich planen bereits gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule ab Herbst ein neuartiges Fortbildungsprogramm für Lehrer, welches eine respektvolle und wertorientierte Schulgemeinschaft fördern soll, um radikalen Tendenzen besser entgegenwirken zu können“, ergänzt die ÖVP-Politikerin. 

Experten gespalten
Die Bildungsexperten geben sich in Sachen Quereinsteiger ohnehin gespalten. „Auf Quereinsteiger zu setzen ist nicht nur kurzfristig riskant, sondern auch ein fatales Signal an all jene, die sich über Jahre hinweg auf diese anspruchsvolle Arbeit vorbereitet haben. In der Medizin würde niemand auf die Idee kommen zu sagen: ,Ich war einmal ein Patient, darum kann ich operieren‘“, erklärte Bildungsexpertin Susanne Schwab dazu im ORF. Es brauche diagnostische Kompetenzen, ein tiefes Verständnis der sprachlichen Entwicklungsprozesse und hohe didaktische Flexibilität und daher eigentlich die am besten qualifizierten Pädagogen.

Bildungsexperte Andreas Salcher (Bild: Zwefo)
Bildungsexperte Andreas Salcher

„Lernen findet über Beziehungen statt“
„Ich habe überhaupt kein Problem mit Quereinsteigern“, meint indes Bildungsexperte Andreas Salcher. Wichtig sei, dass die Kandidaten einem „selektiven Assessment“ unterzogen werden würden „und, dass sie vor allem auch selbst die deutsche Sprache gut beherrschen“. Entscheidend seien neben dem Erwerb der pädagogischen Fähigkeiten zudem auch soziale Fähigkeiten. „Lernen findet über Beziehungen statt. In vielen Fällen geht es darum, die Lebenswelten der Kinder in den Lernprozess miteinzubeziehen und anhand dessen beispielsweise Grammatik zu üben“, so Salcher. Quereinsteigern all das bis zum Beginn des nächsten Schuljahres beizubringen, hält er für „absolut machbar“.

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