Die Symptome der chronisch neurologischen Erkrankung Morbus Parkinson lassen sich durch Einnahme entsprechender Arzneien (z. B. Levodopa) in Tablettenform meist viele Jahre gut kontrollieren. Durch das Fortschreiten der Erkrankung und Auftreten von Wirkschwankungen wird dies zunehmend schwerer. Doch auch hier gibt es Abhilfe.
„Nach rund fünf Jahren treten bei etwa der Hälfte der Patienten sogenannte Fluktuationen auf. Das bedeutet, die Wirkungsdauer der Medikamente wird immer kürzer. Oft betragen die Abstände zwischen den Einnahmezeiten der Tabletten nur zwei bis drei Stunden“, berichtet der Wiener Neurologe Univ.- Doz. Dr. Willi Gerschlager.
Die wechselnden Phasen von guter Wirksamkeit der Medikamente und somit Beweglichkeit des Patienten („On“) und jenen, wo die Tabletten nicht mehr wirken – dadurch kommt es zu starken Bewegungseinschränkungen bis zu Bewegungsunfähigkeit („Off“) – machen die Bewältigung des Alltags schwierig.
„Bis zur Wirkung der nächsten Tablette können Symptome wie Zittern, motorische Störungen, Müdigkeit, Ängste, Depressionen, Schmerzen oder vermehrter Harndrang auftreten“, so Doz. Gerschlager. Dann wäre es angebracht, mit dem behandelnden Neurologen über einen möglichen Wechsel der Therapieform zu sprechen.
Zeit für einen Therapiewechsel erkennen
Als Faustregel, wann es Zeit für eine neue Behandlungsmöglichkeit ist, gilt die sogenannte 5-2-1-Regel. Diese basiert auf folgenden drei Kriterien: Täglich benötigt der Patient mindestens 5 Dosen von Levodopa oder befindet sich mindestens 2 Stunden in der Off-Phase oder ist mindestens 1 Stunde durch Dyskinesien (unkontrollierte, überschießende Bewegungen) beeinträchtigt. Hier können sogenannte gerätegestützte Therapien sinnvoll sein, wie der Experte weiter ausführt.
Weiterführende Therapieformen
Die tiefe Hirnstimulation ermöglicht eine Linderung der Symptome, indem der Neurochirurg Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns einbringt, die elektrische Impulse abgeben. Diese invasive Methode kommt aber meist nur bei Patienten unter 70 Jahren und ohne geistige Einschränkungen zum Einsatz.
Die Wahl der Therapie ist eine individuelle Entscheidung, die von Arzt und Patienten gemeinsam getroffen wird.
Neurologe Univ.- Doz. Dr. Willi Gerschlager
Bild: Univ.-Doz. Dr. Willi Gerschlager
Kein Alterslimit gibt es bei extern am Körper getragenen Pumpen. Hier stehen unterschiedliche Systeme zur Verfügung. Jene, bei denen eine Wirkstoffkombination mit Levodopa mittels PEG-Sonde gleichmäßig in den Dünndarm verabreicht wird oder Pumpen mit subkutaner Wirkstoffapplikation.
Bei den zuletzt genannten wird die Arznei (Levodopa-basiert oder Apomorphin) direkt über eine sehr dünne Nadel ins Unterhautfettgewebe verabreicht. In Rücksprache mit dem Arzt kann bei den Pumpen-Systemen auch eine Rund-um-die-Uhr-Abgabe der Medikamente eingestellt werden. Dadurch ist auch ein aktiver Morgen möglich.
„Die Wahl der Therapie ist eine individuelle Entscheidung, die von Arzt und Patienten gemeinsam getroffen wird“, so der Neurologe.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.